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"Quick Nick" auf der Überholspur
Mit 25 Jahren Ring-Erfahrung kam Heidfeld als bester Deutscher der Formel 1 an den Nürburgring und erntet Lob von allen Seiten
(Motorsport-Total.com/sid) - Er hat mehr als 25 Jahre Ring-Erfahrung, aber mit so viel Rückenwind ist BMW WilliamsF1 Team Pilot Nick Heidfeld noch nie zum Heimspiel gekommen. Nach dem zweiten Platz in Monte Carlo, dem besten Ergebnis seiner Formel-1-Karriere, freut sich "Quick Nick" riesig auf den Großen Preis von Europa am Sonntag auf dem Nürburgring. "Es ist schon schön, mit so einem Rennen im Rücken zum Heim-GP zu kommen", sagt Heidfeld, der einst auf einem Parkplatz an der Traditionsrennstrecke "Fahrrad fahren gelernt" hat.

© xpb.cc
BMW WilliamsF1 Team Pilot Nick Heidfeld hat derzeit gut Lachen
Spätestens seit er in Monte Carlo WM-Spitzenreiter Alonso mit einem Manöver wie aus dem Lehrbuch düpierte, hat der zurückhaltende Heidfeld auch die letzten Skeptiker von seinen Qualitäten überzeugt. Auch Teamchef Frank Williams, der vor Saisonbeginn eigentlich den Brasilianer Antonio Pizzonia in sein Auto setzen wollte und Heidfeld nach einem harten Ausscheidungsduell über mehrere Wochen erst eine halbe Stunde vor der Autopräsentation in Valencia "grünes Licht" gab, zollt dem kleinen Gladbacher inzwischen viel Respekt.#w1#
Mit seiner akribischen Arbeit und perfekten Informationen für die Techniker hat Heidfeld in kürzester Zeit das ganze Team hinter sich gebracht. Selbst die Erwartungen von BMW Motorsport Direktor Mario Theissen, der sich sehr für den früheren Mercedes-Junior eingesetzt hatte, hat er noch übertroffen. "Nick ist die eigentliche Überraschung der Saison. Er hat sich gegen Pizzonia durchgesetzt, sowohl die Ingenieure als auch Frank Williams beeindruckt. Er hat ein gutes Gespür für Rennsituationen, zeigt Aggressivität, geht in Zweikämpfe, aber hat im Rennen das nötige Augenmaß", lobt Theissen.
Zugute kam "Quick Nick" in Monte Carlo auch, dass sein Team nach schwachem Saisonstart im Fürstentum endlich die Kurve gekriegt hat. "Es hat mich gefreut, dass wir gerade in Monaco mit beiden Fahrern Podiumsplätze erreicht haben. Die Resultate waren für das Team ein zusätzlicher Motivationsschub", sagt Theissen: "Mich hat das Rennen an Monaco 2003 erinnert. Damals haben wir im Fürstentum mit einem Sieg die Wende eingeläutet. Vielleicht war das gute Ergebnis auch diesmal der Auftakt für eine Aufholjagd."
2004 war diese Aufholjagd nach vielen Problemen mit dem Williams-Chassis erst im vorletzten Rennen in China gekommen - eindeutig zu spät für die hohen Ansprüche von BMW. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sich die Münchner nach bislang nur 10 Siegen in 91 Rennen und ohne den ersehnten WM-Titel auch Gedanken über Alternativen zu Williams machen - trotz eines noch bis 2009 laufenden Vertrages, der allerdings Ausstiegsklauseln enthalten soll.
Gespräche mit dem Schweizer Sauber-Team, zunächst über Motorenlieferungen ab 2006, werden nicht verheimlicht. Die Möglichkeit, das Lebenswerk von Peter Sauber komplett zu übernehmen und einen eigenen BMW Boliden zu bauen, besteht aber auch und sorgt im Fahrerlager immer wieder für Spekulationen. "Wir haben uns zu den laufenden Verhandlungen mit Sauber mehrfach geäußert. Die aktuelle Situation ist unverändert. Es gibt keinerlei vertragliche Vereinbarungen", sagt Theissen.
Nick Heidfeld kann diesen Gesprächen gelassen entgegensehen. Denn mit jedem guten Rennen steigt zum einen seine Reputation bei Williams, wo Sir Frank nach dem ersten gescheiterten Versuch 2004 gerne seinen Landsmann Jenson Button verpflichten würde. "Quick Nick" könnte mit BMW zu Sauber gehen - und würde viele alte Bekannte treffen. Schon von 2001 bis 2003 fuhr er für die Schweizer, holte dabei in Sao Paulo 2001 als Dritter seinen ersten Podiumsplatz. Zudem wohnt der künftige Vater - Freundin Patricia ist im siebten Monat schwanger - nicht weit entfernt vom Teamsitz Hinwil am Zürichsee.
Am Sonntag will er aber erstmal in der alten Heimat wieder glänzen, auch wenn er seine Chancen etwas skeptischer sieht als zuletzt in Monte Carlo. "Aus eigener Kraft sind wir noch nicht in der Lage, auf das oberste Podest zu fahren. Wir gehen in die richtige Richtung, man muss aber sehen, dass es hier schwieriger wird", sagt Heidfeld: "In Monaco haben einige Teams Fehler gemacht mit der Reifenwahl, BAR kommt wieder zurück. Aber ich denke, wenn wir auf die nächsten Rennen blicken, sollten wir schon bald in der Lage sein, aus eigener Kraft zu gewinnen."

