Qualifyingformat: Kommt eine Änderung oder nicht?
Zahlreiche Pläne kamen für ein neues Qualifyingformat auf den Tisch, eine baldige Änderung wird es aber wohl kaum geben
(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Teams hatten am vergangenen Wochenende in Imola nicht nur ein Formel-1-Rennen zu absolvierten, Formel-1-Chef Bernie Ecclestone begann auch, über ein neues Qualifyingformat zu verhandeln. Das momentane Format, mit zwei getrennten Einzelzeitfahren am Samstag und Sonntag, bei denen die gefahrenen Zeiten addiert werden, stößt bei vielen Beteiligten auf Kritik.

© Minardi
Jeder Fahrer wird wohl auch weiterhin die Strecke für sich allein haben
Zeitungen können in ihren Sonntagsausgaben nicht den Fahrer benennen, der von der Pole Position aus in das Rennen geht. Der beste des Qualifyings hat zudem nur wenige Stunden, um sich über seine Leistung zu freuen. Und auch die TV-Anstalten fanden wenig Gefallen daran, auch noch den Sonntagmorgen mit Formel-1-Übertragungen zu füllen, wo doch schon am Nachmittag mehrere Stunden Sendezeit reserviert sind.#w1#
Idee: Ausscheidungfahren
Ecclestone brachte offenbar einen fertigen Vorschlag mit, den die Teams im besten Falle einfach absegnen sollten. Doch übertölpeln ließen sie sich nicht, legten auch Gegenvorschlag auf den Tisch. Die Rennställe regten Folgendes an: Alle Autos fahren 15 Minuten frei, die langsamsten fünf scheiden aus und werden in einer kurzen Pause interviewt, die verbleibenden Piloten fahren wieder 15 Minuten, erneut müssen die langsamsten fünf aussteigen. Die letzten Zehn haben dann 20 Minuten Zeit, um um die Pole zu fahren.
Dies würde den langsamsten Autos zwar weniger Zeit im TV einräumen, aber für das Rennen einen Vorteil geben, denn ein Nachtanken soll nicht erlaubt werden. So würden die langsamsten Autos mit weniger abgenutzten Reifen und mehr Benzin am Start stehen. Eine Zustimmung unter allen Teams fanden die Pläne aber nicht, sodass sie vorerst wieder in der Schublade verschwinden dürften.
Rückkehr zum leicht veränderten alten System
Ecclestones Vorschlag lehnte sich offenbar mehr an die alte Regelung an: 60 Minuten Qualifying, alle Autos auf der Bahn. Um zu vermeiden, dass zu Beginn der Sitzung die Strecke leer bleibt, bekommt jeder Fahrer zwei Reifensätze. Fährt er in den ersten 30 Minuten nicht, so verliert er einen Satz. Außerdem muss das Rennen auf den Reifen begonnen werden, auf dem ein Pilot seine schnellste Runde absolvierte.
Eine Änderung des Qualifyingformats setzt jedoch die Einstimmigkeit der Teams voraus, was ohnehin nur schwer erreichbar ist. Einige Beobachter sind zudem der Meinung, dass eine Änderung inmitten der Saison immer ein schlechtes Licht auf den Sport werfe. Daher sollte man sich eher Gedanken um die Saison 2006 machen, als jetzt mit einem Schnellschuss Unruhe in die Formel 1 zu bringen.
Surer: "Finde ich das System gar nicht so schlecht"
"Nach dem, was ich von den Teams gehört habe, sind alle gegen einen Schnellschuss", erklärte auch 'F1Total.com'-Experte Marc Surer. "Man sollte sich das gut überlegen. Bernie wollte gleich wieder die Unterschrift von allen für eine Änderung, aber die Teams haben sich da Bedenkzeit erbeten. Es ist ja Einstimmigkeit erforderlich, weshalb es sowieso schwierig wird - schließlich kann ein Team einfach aus politischen Gründen dagegen sein, einfach um den Stinkefinger zu zeigen."
Der Schweizer findet zudem Gefallen an den addierten Rundenzeiten beider Sitzungen: "Ich finde die addierten Zeiten gar nicht so schlecht. Mich stört, dass wir am Sonntagmorgen vor dem Rennen noch eine Qualifikation haben. Der Pole-Position-Mann kann sich gar nicht richtig feiern lassen, weil dann ja schon das Rennen ist. Das ist schade, aber ansonsten finde ich das System gar nicht so schlecht. Vor allem sehen wir jetzt schnell fahrende Autos mit leerem Tank, also den wahren Speed der Autos."

