Psychologie laut Stewart der wichtigste Faktor

Jackie Stewart glaubt, dass ein starker Kopf der Schlüssel zum Erfolg in der Formel 1 ist - Champions beherrschen das Mind-Management

(Motorsport-Total.com) - Weltweit gibt es jedes Jahr hunderte von Fahrern, die das Zeug hätten, einen Formel-1-Boliden zu lenken, lediglich ein paar von ihnen schaffen aber tatsächlich den Sprung in die Königsklasse. Insgesamt nur 20 Piloten treten dann zur Weltmeisterschaft an - und das unter enormer Leistungsdichte. Den entscheidenden Unterschied macht daher oft die mentale Einstellung aus.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Volle Konzentration: Mind-Management ist in der Formel 1 ein wichtiger Faktor

In der Geschichte der Formel 1 gibt es einige Beispiele für Akteure, die mit einer ganz außergewöhnlichen Konzentrationsfähigkeit gesegnet waren. Ayrton Senna trieb dieses Spiel zur Perfektion: In Monaco 1988 fiel er förmlich in einen tranceartigen Zustand, während er der Konkurrenz gnadenlos um die Ohren fuhr. Nach ein paar unglaublichen Rundenzeiten im Qualifying wachte er auf - und geschockt stieg er aus dem Auto aus, weil er wusste, er hatte eine gefährliche Bewusstseinssphäre erreicht.#w1#

Temperament kann Potenzial verschleudern

Umgekehrt gelten spektakuläre Fahrer wie Nigel Mansell oder Gilles Villeneuve als solche, die ihr Potenzial nie vollständig entfaltet haben, weil sie das Mind-Management, also die Organisation des Geistes, nicht beherrschten. Im heutigen Feld entspricht am ehesten Juan-Pablo Montoya diesem Fahrertyp, denn der Kolumbianer verfügt über einen einzigartigen fahrerischen Genius, weiß diesen aber in bestimmten Situationen oft nicht optimal auszuspielen.

Auch Jackie Stewart, Weltmeister von 1969, 1971 und 1973, findet, dass die mentale Seite nicht unterschätzt werden darf: "Der Kopf ist alles", wird er von der offiziellen Formel-1-Internetseite zitiert. Seiner Meinung nach wirkt sich die psychische Einstellung auf alle anderen Bereiche aus: Disziplin, Einsatzbereitschaft, Risikofreudigkeit, Physiologie und so weiter. Coolness ist folglich gefragt, emotionale Hochs und Tiefs weniger.

"Alle Formel-1-Fahrer haben heutzutage ein von Gott gegebenes Talent und es gibt 20 davon", erklärte Stewart. "Dann sind da die besten Sechs, dann die außergewöhnlichen Drei. Das Genie ist aber nur der, der das Spiel auf ein neues Level bringt. Heute ist das zweifellos Michael Schumacher, genau wie früher Fangio, Clark, ich, wenn man so will, Lauda, Prost und Senna - die absoluten Mehrfachweltmeister. Es war immer der Kopf, der sie zu dem gemacht hat, was sie waren oder sind."

Subjektive Wahrnehmung von Fahrern keine Seltenheit

Ein gutes Beispiel dafür, wie sehr sich die Fahrer auf ihre Aufgabe fokussieren können, sind Schuldzuweisungen nach Kollisionen. In vielen Fällen ließe sich ein eindeutiges Urteil sprechen, doch in ihrer "Ich-gegen-den-Rest"-Mentalität verlieren viele den Blick für das Geschehene und entwickeln eine subjektive Wahrnehmung. Sprich: Man will eine Schuld an einem Zwischenfall nicht leugnen, sondern sieht sich tatsächlich als unschuldig an. Schutzmechanismen, würde Niki Lauda sagen.

Fakt ist, dass es einer besonderen Konzentrationsfähigkeit bedarf, bei mehr als 300 km/h ein Rennauto zu lenken und gleichzeitig unzählige Gedankenabläufe über Strategie, Verlauf des Grand Prix, Zweikampfverhalten und dergleichen im Kopf zu bearbeiten. Derjenige, der die größten Ressourcen hat, kommt am Ende mit der Aufgabe am besten zurecht - und so zeichnet gerade Michael Schumacher aus, dass er gleichzeitig mit mehreren Gedankensträngen perfekt umgehen kann.