• 23.05.2013 22:51

  • von Roman Wittemeier

Prost versteht Jammerei über Reifen nicht

Ex-Formel-1-Weltmeister Alain Prost hat eine pragmatische Sicht auf die Reifensituation: "Man muss sich den Umständen anpassen. So läuft Formel 1"

(Motorsport-Total.com) - Die anhaltenden Diskussionen über die möglicherweise zu fragilen Reifen von Pirelli sind für Alain Prost nicht nachvollziehbar. Der Ex-Formel-1-Champion rückt die positiven Aspekte der aktuellen Situation in der Königsklasse in den Vordergrund: die Show stimmt, die Rennen sind unvorhersehbar und die WM-Entscheidungen fallen spät. "Früher gab es immer die Kritik, dass es zu wenig Show oder Unvorhersehbarkeit gab. Wir sollten uns alle glücklich schätzen, dass wir jetzt solch spannende Rennen haben", sagt der Franzose.

Titel-Bild zur News: Alain Prost

Alain Prost sieht in der aktuellen Situation mit den Reifen Vorteile Zoom

"In den vergangenen Jahren fiel die WM-Entscheidung immer erst in den allerletzten Rennen", stellt Prost die Vorteile der aktuellen Formel 1 dar. Man müsse im Zuge der Einführung der neuen Regeln 2014 aufpassen, diese Spannung nicht zu zerstören. "Im kommenden Jahr werden wahrscheinlich die neuen Motoren etwas mehr im Zentrum des Interesses stehen, aber wir sollten darauf achten, dass auch dann die Show noch stimmt. Es muss weiter unberechenbar bleiben. Ich würde die aktuelle Situation nicht so kritisch sehen", meint er.

Die Klagen der Piloten wurden in den vergangenen Wochen immer lauter. Sebastian Vettel und Kollegen schilderten immer wieder, dass sie die Vorzüge ihrer Autos nicht nutzen könnten. Im Rennen könnten nur 50 bis 80 Prozent abgerufen werden, weil die Reifen nicht mehr aushielten, hieß es. Auch zu Prosts aktiver Zeit als Rennfahrer gab es solche Situationen. Auch Senna, Prost, Piquet und Co. mussten in einigen Rennen schonend mit dem "schwarzen Gold" umgehen.

"Das kann man aber kaum vergleichen. Die Technik der Autos ist heutzutage dermaßen ausgereift, dass die Fahrer unter normalen Umständen immer Vollgas fahren könnten. Das war bei uns anders. Wir mussten auf Bremsen, Getriebe, Motor und Spritverbrauch achten. Heute ist eben der Reifen das limitierende Element", meint Prost. "Zu unserer Zeit gab es phasenweise drei verschiedene Reifenmarken zur gleichen Zeit. Die Regeln und Voraussetzungen waren ganz andere."

"Wir sind teilweise harte Reifen gefahren und hatten beispielsweise vorne links einen weichen Pneu drauf. Das Rennen in Las Vages 1981 bin ich sogar mit Qualifyingreifen an der Vorderachse gefahren. Das zeigt schon, dass es sich überhaupt nicht vergleichen lässt", beschreibt er. "Es zeigt aber auch, dass man sich als Fahrer und Ingenieur immer an die jeweiligen Regeln anpassen muss. Diesbezüglich hören wir in diesem Jahr einige Klagen. Solange es keine Unfälle gibt - und die wollen wir keinesfalls sehen -, muss man sich einfach den Umständen anpassen. Das gilt für Piloten und Techniker. So läuft das in der Formel 1."