• 22.11.2001 18:46

Prost bestätigt: 65 Mio. Mark Schulden - Frentzen wartet ab

Alain Prost hat erstmals öffentlich über die finanziell katastrophale Situation seines Formel-1-Teams gesprochen

(Motorsport-Total.com/sid) - Das Formel-1-Team des viermaligen Weltmeisters Alain Prost steht vor dem Bankrott, und der Mönchengladbacher Heinz-Harald Frentzen muss sich bei der Suche nach einem Cockpit für die neue Saison nun möglicherweise verstärkt auf die letzten Alternativen Arrows und Minardi konzentrieren. Der mit umgerechnet rund 65 Millionen Mark verschuldete Prost stellte am Donnerstag vor der Handelskammer in Versailles einen Insolvenzantrag. Seine 250 Angestellten hatte der Franzose bereits am Mittwoch von diesem Schritt informiert.

Titel-Bild zur News: Alain Prost

Alain Prost hofft auf einen potenten Geldgeber in Form eines Sponsors

Der "Professor", wie der 46 Jahre alte Prost während seiner erfolgreichen Fahrer-Karriere genannt wurde, "hat Konkurs beantragt", bestätigte Corinne Schmitz von der zuständigen Handelskammer: "Das Gericht hat das Insolvenzverfahren eingeleitet." Der Richter Franck Michel wurde für die nächsten sechs Monate als Zwangsverwalter eingesetzt.

"Das Insolvenzverfahren ist die beste Lösung für den Fortbestand des Teams. Es gibt nur einen Weg, auf einer neuen Basis zu beginnen: Wir müssen unsere Schulden zurückzahlen", sagte Prost auf einer Pressekonferenz in der Teamzentrale in Guyancourt und bestätigte den Schuldenstand von 65 Millionen Mark. Prost: "Wir werden weiter kämpfen und haben noch nicht das Handtuch geworfen. Wir müssen in der Lage sein, einen Plan auszuarbeiten, der die Präsenz des Teams für die komplette Saison 2002 sichert."

Dafür wären rund 150 Millionen Mark nötig. "Alles hängt davon ab, welche Angebote wir bekommen. Was wir brauchen, ist ein großer Sponsor", meinte der Franzose. Im Falle einer Rettung seines 1997 aus dem Ligier-Rennstall hervorgegangenen Teams hofft der Ex-Champion auch noch auf Frentzen: "Er will bleiben, und wir wollen ihn halten. Aber wir müssen ihm Garantien geben."

Die Einleitung des Konkursverfahrens bedeutet noch nicht automatisch den Ausschluss aus der Formel-1-WM 2002. "Wir haben die Anmeldung von Prost für die nächste Saison vor dem Meldeschluss am 15. November erhalten. Die Teilnehmerliste werden wir aber wie üblich nicht vor dem 1. Dezember veröffentlichen", hieß es zurückhaltend beim Automobil-Weltverband (FIA).

Für Frentzen hat sich laut Aussage seines Beraters Monte Field die Situation ebenfalls noch nicht entscheidend verändert. "Für uns kam diese Entwicklung nicht überraschend, aber im Moment wissen wir noch nicht genug über die Situation, um eine Entscheidung zu treffen", sagte Field dem Sport-Informations-Dienst (sid).

Frentzen selbst, der in den letzten fünf Rennen der abgelaufenen Saison für Prost gefahren war, hatte mehrfach erklärt, bei Prost bleiben und dem Franzosen Zeit zur Klärung der finanziellen Situation geben zu wollen. Der 34-Jährige hatte neben Prost in den vergangenen Wochen auch Kontakt zu Arrows und Minardi. Gerüchte über finanzielle Engpässe im Prost-Team kursierten bereits seit längerer Zeit. Angeblich hat das Team zuletzt knapp 60 Millionen Mark für die Ferrari-Motoren der vorigen Saison nicht zahlen können.

Auslöser für die Finanzsorgen war der Rückzug mehrerer Sponsoren, nachdem Prost als Teamchef im Gegensatz zu seiner aktiven Laufbahn, in der er 51 Rennen gewann, im fünften Jahr kaum Erfolge verbucht hatte. Nach der katastrophalen "Nullnummer" in 2000 holten die sieglosen "Blauen" in der abgelaufenen Saison auch nur vier Zähler. Eine Übernahme des Teams durch Ex-Pilot Pedro Diniz (Brasilien) hatte Prost abgelehnt, auf eine Rettung durch arabische Geldgeber hoffte er bislang vergeblich.