• 06.12.2003 09:18

  • von Marcus Kollmann

Pollock: "Was für einen Sinn hätte es gemacht?"

Der Manager über die Hintergründe des Startverzichts des Kanadiers in Japan - Team brachte Pollock und "JV" zum Schweigen

(Motorsport-Total.com) - Nach für nach kommt nun die ganze Wahrheit über den traurigen Abgang von Jacques Villeneuve aus der Formel 1 ans Tageslicht.

Titel-Bild zur News: Craig Pollock

Pollock und Villeneuve durften in Suzuka nicht an der Strecke erscheinen

Erst erklärte Villeneuve selbst, warum er, nach allem was vorgefallen ist, keine hohe Meinung von David Richards hat, nun packte auch sein Manager über die Hintergründe des überraschenden Startverzichts beim Saisonfinale in Suzuka aus.

"Wer Jacques kennt, und wer die Umstände kennt die zum Tod seines Vaters führten, weiß, dass man zwangsläufig einen Fehler riskiert, wenn man nicht zu hundert Prozent bei der Sache ist", sagte Pollock dem Fachmagazin 'Autosport' und spielte damit auf den tödlichen Unfall von Gilles Villeneuve in Zolder im Jahr 1982 an.

Der als risikofreudige bekannte Gilles Villeneuve hatte damals unbedingt seinen in der ersten Qualifikation vor ihm liegenden Teamkollegen Didier Pironi besiegen wollen. Aus diesem Grund war der Kanadier noch einmal rausgefahren. Auf seiner schnellen Runde lief er dann nach einem Linksknick auf den langsam fahrenden Jochen Mass im March auf, dem er nicht mehr ausweichen konnte. Die Vorderräder von Gilles Villeneuves Auto berührten die Hinterräder des March und der damals 32-Jährige wurde in die Luft katapultiert, wobei er aus dem Auto geschleudert wurde und umkam.

Da Jacques Villeneuve über die Verpflichtung von Takuma Sato für 2004 und den damit einhergehenden Verlust seines Cockpits nach fünf Jahren British American Racing enttäuscht war, und die Entscheidung zu Gunsten Satos als Beweis dafür sah nicht mehr im Team willkommen zu sein, entschied er sich kurzerhand seine Teilnahme am Japan-Grand Prix abzusagen. Für viele Motorsportfans war dies ein Beweis für die Villeneuve schon lange nachgesagte fehlende Motivation. Für seinen Manager eher ein Entschluss der charakterliche Stärke demonstriert.

"Was für einen Sinn hätte es gemacht, dass sich Jacques möglicherweise verletzt, wenn das Team ohnehin Takuma Sato im Auto sehen wollte? Die Situation war die, dass Jacques so enttäuscht war, dass er das Auto vermutlich überfahren hätte", erklärte Pollock, der damit wohl darauf anspielt, dass sein Schützling sich und andere Fahrer eventuell mit einer "Jetzt-erst-Recht"-Einstellung gefährdet hätte.

Dass es lange Zeit dauerte, bis sich Villeneuve und Pollock zur abgesagten Teilnahme am Japan-Grand Prix zu Wort meldeten, lag aber nicht am Rennfahrer oder dessen Manager. "Wir wussten, dass das von den Medien absolut negativ aufgefasst werden würde, doch es gab eine Knebelvereinbarung, und Jacques und ich waren vertraglich verpflichtet nicht an der Strecke zu erscheinen, weshalb wir unsere Position auch nicht verteidigen konnten."