powered by Motorsport.com

Pirelli will neue Technologien einführen

Auch Reifenhersteller Pirelli lernt bei den Wintertestst mehr und mehr über die neuen Pneus - Die Entwicklung läuft in Details ständig voran

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Jahren waren bei den Wintertestfahrten der Aufschrei über die Pirelli-Reifen groß. Dagegen ist es in diesem Winter ruhig um die italienische Firma, obwohl komplett neue Pneus entwickelt wurden, die mit dem hohen Drehmoment der Turbomotoren zurechtkommen müssen. "Wir haben anders als in den vergangenen drei Jahren viel gelernt", meint Pirellli Motorsport-Chef Paul Hembery. "Wir konnten auf einer repräsentativen Strecke unter repräsentativen Bedingungen fahren, bevor wir zu den Rennen gehen."

Titel-Bild zur News: Pirelli Reifen

Auch in diesem Jahr gibt es ein buntes Sortiment an Pirelli-Reifen Zoom

Die Verlegung der Wintertests nach Bahrain machte das möglich. Als vor zwölf Monaten im kühlen Barcelona getestet wurde, waren die Streckenbedingungen für die Reifen kaum repräsentativ. Deshalb ist es in Bahrain bezüglich der Reifen auch ruhig. "Das hat uns ermöglicht zu verstehen, wo wir mit der Performance unseres Produktes stehen, und wie die Änderungen in dieser Saison liegen", sagt der Brite zufrieden. "Wir haben keine Veränderungen mehr geplant, weil wir sehr zufrieden mit dem waren, was wir gesehen haben."

"Wir konnten die Testfahrten Ende 2013 übertragen, auch wenn es ein paar Unterschiede gab. Aber viel Arbeit von damals können wir nun auch an den neuen Autos sehen. Wir planen daher vorerst keine Änderungen, auch wenn uns bewusst ist, dass die Entwicklungsrate ungefähr doppelt so groß ist als in einem normalen Jahr", verweist Hembery auf das neue technische Reglement. Die Entwiclungsrate der Teams wird in den kommenden Monaten hoch sein. "Das kann weitere Änderungen an den Reifen verursachen."

"Wir kennen die Pläne der Teams, die uns zeigen, dass es eine drastische Entwicklungsrate geben wird. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Reifen und die Energie, die in den Reifen geht, was Verschleiß und Abbau beeinflussen wird. Wir müssen sicherstellen, dass wir in Sachen Reifenbelastung nicht überrascht werden." Auch Pirelli verfeinert seine Produkte in Details, die vor allem der Sicherheit zu Gute kommen.

Schäden durch herumliegende Teile sollen tunlichst vermieden werden. "Wir arbeiten intern ständig weiter und versuchen die Intaktheit des Reifen zu verbessern. Das hört nie auf, das wird weitergehen - möglicherweise für immer." Und welche Entwicklungen sind geplant? "Wir wollen neue Technologien in die Formel 1 bringen. Darum entwickeln wir, was am besten passen könnte, woran wir aber auch im Straßenwagenbereich arbeiten", geht Hembery ins Detail. Die Formel 1 ist für Pirelli die wichtigste Marketingplattform.

"Wir arbeiten zum Beispiel an Reifen, die uns selbst Informationen geben können. Vielleicht gibt es auch Bereiche, in denen wir Informationen an Fans geben können." Eine ähnliche Entwicklung hat bereits Dunlop eingeführt. In den Reifen für Rennmotorräder sind Chips eingebaut, die Daten über den Reifen speichern und sich einfach auslesen lassen können. Pirelli geht einen ähnlichen Schritt.

Pirelli will für Fans Transparenz schaffen

"Wir haben bereits viele Informationen, die abgerufen werden, wenn ein Auto durch die Boxengasse fährt - zum Beispiel was für Reifen das Auto drauf hat. Auch das wird in Echtzeit an uns und die Teams übermittelt, und das stellen wir auch der FOM zur Verfügung. Wir überprüfen das IT-System und die Infrastruktur, um die Zuverlässigkeit dieser Daten noch zu verbessern. Wenn es auf die Anzeigetafeln geht, dann haben wir eine höhere Genauigkeit als jemals zuvor."

In Sachen Transparenz erfreute sich imVorjahr die Wärmebildkamera großer Beliebtheit. "Das wird auch weitergeführt. Das ist eines dieser Dinge, mit denen wir mehr Informationen an die Fans reichen wollen", so Hembery. "Das geht in die richtige Richtung: Wie sich die Temperaturen verändern, wie sich der Druck verändert. Aber wir wollen nicht in die Bereiche eindringen, wo wir vertrauliche Daten eines Teams an andere weiterreichen."

Paul Hembery

Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery ist mit den Wintertests 2014 zufrieden Zoom

Das Vertrauen der Teams ist für Pirelli immens wichtig, denn die Italiener kennen Daten aller Autos. In Jerez und Bahrain konnten die Reifentechniker hautnah miterleben, wie einige Teams viel fahren konnten und andere in tiefen Problemen steckten. "Es gibt eine kleine Gruppe an Autos, die noch nicht so fahren, wie sie es gerne hätten, auch wenn sie Performance-Spitzen zeigen, die andeuten, dass sie ihn ähnlichen Bereichen wie die anderen fahren werden, wenn die Kinderkrankheiten einmal ausgeräumt sind."

Es geht um die Konstanz im Rennen

"Was wir gesehen haben: Es geht nicht so sehr um die Performance-Spitzen, sondern darum, wie lange man den gleichen Level an Performance in einem 55-Runden-Rennen halten kann", schildert Hembery seine Eindrücke der Wintertests. "Das wird der entscheidende Faktor, aber den werden wir nicht sehen, bis alle zusammen auf der gleichen Strecke Rennen fahren. Man muss auch bedenken, dass die Fahrer im Moment nicht so sehr über die Randsteine fahren und eine klare Testlinie fahren."

"Es gibt keinen Kontakt, die Fahrer verteidigen ihre Position nicht und versuchen auch nicht zu überholen oder zu attackieren. Diese Aspekte können das, was mit den Reifen passiert, stark beeinflussen. Wenn man verteidigt oder attackiert, dann benutzt man die Reifen komplett anders, als wenn man von Pole-Position vorne wegfährt. Es gibt noch viele Dinge, die wir zu lernen haben." Die Stunde der Wahrheit schlägt deshalb auch für Pirelli erst in Melbourne.

Felipe Massa

Der Williams FW36 zählt zu den Dauerläufern der neuen Autos Zoom

Schon Ende 2013 gab es einen Reifentest mit den neuen Pneus, allerdings noch mit den alten Autos. Hat dieser Test rückblickend gesehen etwas gebracht? "Sie waren ein guter Anhaltspunkt. Das ist wohl der beste Weg, es zu beschreiben", meint Hembery diesbezüglich. "Es ist ziemlich komplex, und es gab Dinge, die man durch die Simulationen nicht herausfinden konnte. Ich spreche da zum Beispiel von den Einflüssen während des Rennens: sparsames Fahren oder Pacemanagement, wobei die Reifen wieder abkühlen können."

"Wir hatten eine seltsame Situation, wo die Vorderreifen am Start zehn Grad wärmer waren als die Hinterreifen. Das hatten wir nicht erwartet. Aber auch das haben wir in den Griff bekommen, als die Teams an der Balance gearbeitet haben. Es gibt Aspekte, die man in den Simulationen nicht mitbekommt, aber man muss auch so ehrlich sein und sagen, dass es eine solide Anzahl an Informationen gab, die uns extrem geholfen haben."

Folgen Sie uns!