Pirelli will "Abenteuer" Formel 1 fortsetzen

Pirelli-Chef Marco Tronchetti sieht die Italiener noch ein paar Jahre in der Formel 1, scheut keine Konkurrenz und hält haltbare Pneus für das einfachste Produkt der Welt

(Motorsport-Total.com) - Das schwarze Gold steht in der heutigen Zeit mehr im Mittelpunkt, als alle anderen Teile eines Formel-1-Boliden. Schließlich dreht sich die Performance des Autos größtenteils um die Reifen. Wer die Pneus nicht zum Arbeiten bringt, der hat keine Chance mehr auf eine vordere Platzierung. Das war schon teilweise zu den Bridgestone-Zeiten so, doch seit Pirelli 2011 Einzug in die Formel 1 gehalten hat, gilt "Temperaturfenster" schon als geflügeltes Wort und muss ziemlich häufig als Ausrede herhalten. Mittlerweile geht Pirelli in das dritte Jahr in der Königsklasse, und geht es nach Pirelli-Chef Marco Tronchetti, so bleibt dies auch noch eine Weile so.

Titel-Bild zur News: Marco Tronchetti

Pirelli-Chef Marco Tronchetti hat noch einiges in der Königsklasse vor Zoom

"Wir möchten das Abenteuer fortsetzen", sagt der Italiener auf der Pirelli-Pressekonferenz. "Die Teams sind glücklich, also denke ich, dass unsere Partnerschaft mit der Formel 1 erfolgreich ist - also eine Win-Win-Beziehung." Allerdings müssen dazu auch die Rahmenbedingungen passen, mahnt Tronchetti. "Die Teams sind glücklich, die Partnerschaft stimmt, die Show war gut für die Zuschauer - und wir haben dazu beigetragen. Wir hoffen, dass wir uns einigen können."

Doch wie geht das Unternehmen mit kritischen Stimmen um, Pirelli scheue Konkurrenz, angesichts der Tatsache, dass sie sowohl in der Formel 1 als auch in der Superbike-WM Alleinausrüster sind? "Das ist nicht korrekt", stellt Tronchetti klar. "Wir nehmen an 250 anderen Rennen in der ganzen Welt teil. Bei der einen Hälfte sind wir Alleinausrüster, bei der anderen Hälfte gibt es Mitbewerber. Wir mögen alles, was Wettbewerb hervorruft - das ist Teil unserer DNS. Wir sind bereit, es mit jedem aufzunehmen."

Haltbare Reifen die einfachste Sache der Welt

Für 2013 hat Pirelli bereits weichere Reifenmischungen angekündigt. Somit werden auch ein höherer Reifenverschleiß und eine höhere Zahl an Boxenstopps erwartet. Befürchtungen, Pirellis Reputation könnte dadurch Schaden nehmen, wischt Tronchetti vom Tisch: "Jeder im Business weiß, dass es die einfachste Sache der Welt ist, haltbare Reifen herzustellen." Bei Rennen in den Nachwuchsklassen habe man dies bereits bewiesen. "Das ist kein Problem, sondern das einfachste Produkt."

"Aber Reifen zu kreieren, die 20 oder 30 Runden halten - trotz verschiedener Umstände - das ist die wahre Herausforderung", setzt der Italiener fort. "Der Untergrund ist von Rennen zu Rennen verschieden, die Temperatur ist anders, die Piloten haben einen anderen Ansatz - und trotzdem haben wir immer das gleiche Produkt. Dieser Wettbewerb mit Reifen, die 100 Prozent gleich sind, das ist die Herausforderung."

Teams wollen unvorhersehbare Pneus

Dem stimmt auch der neue Pirelli-Botschafter Jean Alesi zu: "Es ist schwer Reifen herzustellen, die nur ein paar Runden halten", so der ehemalige Formel-1-Pilot. "Als Fahrer weißt du nie, wann der kritische Punkt kommt. Deswegen waren die ersten sieben Rennen im vergangenen Jahr so besonders. Die Teams wussten nicht, ob sie 18, 20 oder 22 Runden schaffen. Während der Saison haben sie es aber herausgefunden und sahen besser aus."

Pirelli-Reifen

Es wird wieder bunt: Das neue Angebot an Pirelli-Reifen für die kommende Saison Zoom

Dies war für Tronchetti aber gleichzeitig der Punkt, ab dem die Formel 1 zu vorhersehbar wurde. Und scheinbar war man auf Seiten der Teams ebenfalls der Meinung, dass das Unvorhersehbare besser für den Sport gewesen sei: "Die Manager der Teams kamen gemeinsam mit Ecclestone auf mich zu und sagten: 'Bitte mach etwas, jeder ist zu gut und benutzt die Reifen zu richtig.' Und das bedeutet weniger Spaß, weniger Amüsement und weniger Mitarbeit. Deswegen machen wir so weiter, wie bisher."