Pirelli schließt Ein-Stopp-Strategie nicht aus

Paul Hembery analysiert den Indien-Freitag aus seiner Sicht und wagt eine Prognose bezüglich der Rennstrategien - Reifensorgen bei Red Bull in Yeongam überbewertet

(Motorsport-Total.com) - Das Indien-Wochenende markiert das letzte der diesjährigen Formel-1-Saison, bei dem Reifenhersteller Pirelli die Kombination Soft/Hard zur Verfügung stellt. WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel kam mit dieser Auswahl am Freitag in Noida am besten zurecht. Sowohl im ersten Freien Training mit den Hard-Reifen als auch im zweiten Freien Training mit den Soft-Reifen markierte der Red-Bull-Pilot die Bestzeit.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Sebastian Vettel markierte am Freitag auf beiden Pirelli-Mischungen die Bestzeit Zoom

Am Nachmittag hatte Vettel gut eine Zehntelsekunde Vorsprung auf seinen identisch bereiften Teamkollegen Mark Webber, was Red Bull auch an diesem Wochenende zum Favoriten macht. Nach den beiden Trainingssitzungen am Freitag wird allgemeinhin erwartet, dass die Soft-Mischung für den ersten Rennstint am Sonntag heranzogen wird. Der Zeitunterschied im Vergleich zur Hard-Mischung beträgt auf eine schnelle Runde gesehen rund 0,8 Sekunden.

"Wie immer werden die Fahrer auch diesmal darauf achten müssen, die optimale Betriebstemperatur zu erreichen, um alles aus den Reifen herausholen zu können", sagt Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery und schließt für die 60 Runden am Sonntag eine Ein-Stopp-Strategie nicht kategorisch aus: "Im vergangenen Jahr erwies sich die Zwei-Stopp-Strategie unterm Strich als die schnellste. In diesem Jahr könnte es der eine oder andere Fahrer anhand unserer bisherigen Erkenntnisse aber durchaus mit einem Stopp probieren."


Fotos: Großer Preis von Indien, Freitag


Vieles wird laut Hembery davon abhängen, ob die Teams die enormen Belastungen auf den linken Vorderreifen in den Kurven zehn und elf in den Griff kriegen. "Wenn sie es schaffen, den ersten Stint auf 20 bis 25 Runden auszudehnen, dann werden wir einige Ein-Stopp-Strategien sehen", ist der Brite überzeugt. Die längsten Longruns am Freitag absolvierten Sauber-Pilot Kamui Kobayashi mit 19 Runden auf den Hard-Reifen und Lotus-Pilot Kimi Räikkönen mit 23 Runden auf den Soft-Reifen.

Strecke in deutlich besserem Zustand als im Vorjahr

Im Vergleich zur Indien-Premiere im Vorjahr präsentiert sich der Buddh-International-Circuit beim zweiten Auftritt der Königsklasse wesentlich sauberer. "Es gibt deutlich weniger Staub als im vergangenen Jahr. Entweder wurde die Strecke richtig gut gereinigt oder aber der Regen hat alles weggewaschen", sagt Hembery und merkt an, dass die Staubentwicklung "geringer als beim zurückliegenden Rennen in Südkorea" sei. Ergo ist der Grip der Pirelli-Reifen diesmal von Beginn an besser.

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali bläst ins gleiche Horn. "Im vergangenen Jahr war die Strecke komplett neu. Der Asphalt befand sich demzufolge im ersten Jahr. Diesmal sieht die Sache anders aus. Anhand der heute gefahrenen Runden machen die Reifen ein deutlich stabileren Eindruck", so der Italiener, dessen Piloten Fernando Alonso und Felipe Massa am Nachmittag auf die Ränge drei und 15 fuhren.

"Bis jetzt sieht es nach zwei Stopps aus." Lotus-Teamchef Eric Boullier

Unterdessen ist man sich in Reihen des Lotus-Teams noch nicht sicher, ob man wie von Hembery angeregt, am Sonntag auf eine Ein-Stopp-Strategie setzen wird. "Bis jetzt sieht es nach zwei Stopps aus. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass jemand einen oder drei Stopps macht", glaubt Teamchef Eric Boullier, geht aber insofern mit der Ansicht des Pirelli-Motorsportchefs konform, indem er anmerkt, dass sich die Strecke in diesem Jahr "deutlich schneller präsentiert". Der im weiteren Verlauf des Wochenendes zu erwartende Zeitgewinn sei aber "geringer als in Südkorea", so Boullier.

Reifensorgen bei Red Bull in Yeongam überbewertet

Auf dem Korea International Circuit gab es vor zwei Wochen bei Sieger Vettel kurz vor Schluss Bedenken bezüglich der Haltbarkeit der Reifen. Das Red-Bull-Team wies ihn daraufhin an, Tempo herauszunehmen, um sicher über die Distanz zu kommen. Bei Pirelli will man dieses Thema rückblickend nicht überbewerten.

"Wir konnten bei unserer Analyse nach dem Rennen kein Problem erkennen. Alles war im Rahmen und es bestand kein Grund zur Sorge. Wenn es ein Team gibt, das in puncto Haushalten mit den Reifen gut dasteht, dann ist es sicherlich Red Bull", sagt Hembery und versichert: "Unsere Diskussion darüber dauerte allenfalls fünf Sekunden. Es war ganz sicher nichts, was uns Kopfzerbrechen bereiten würde."