• 03.07.2013 20:32

Pirelli: Neue Hinterreifen nur am Nürburgring

Pirelli bringt auf den Nürburgring überarbeitete Hinterreifen mit - allerdings nur, weil diese einfacher zu managen seien: "Slicks mit Stahlgürtel absolut sicher"

(Motorsport-Total.com) - Nur eine Woche nach dem britischen Grand Prix in Silverstone steht eine weitere Traditions-Rennstrecke im Formel-1-Kalender: der Nürburgring. Pirelli nominierte für dieses Rennen die Medium und weichen Reifen. Diese Kombination fuhren die Teams das letzte Mal im April beim Grand Prix von China. Allerdings werden diesmal die Hinterreifen beider Mischungen mit einem Kevlar-Gürtel geliefert. Diese Slicks testeten die Teams schon während des Freien Trainings zum Grand Prix von Kanada in Montreal.

Titel-Bild zur News: Pirelli-Reifen

Weiß, gelb, grün und blau: Diese Farben zieht Pirelli aus seinem Farbsortiment Zoom

Zu diesem Schritt entschloss sich Pirelli nach der Pannenserie in Silverstone. Der Reifenhersteller konnte allerdings nachweisen, dass eine Kombination mehrerer Faktoren für die Reifenschäden verantwortlich waren: seitenverkehrt montierte Hinterreifen, niedrige Reifendrücke, extreme Stellwinkel beim Radsturz sowie hohe Randsteine. Obwohl die-Formel 1-Reifengeneration 2013 von Pirelli bei korrekter Handhabung absolut sicher ist, liefert das Unternehmen die Reifen mit Kevlar-Gürtel zum Nürburgring, da diese einfacher zu managen sind.

"Überraschenderweise gehört der Nürburgring zu den Strecken, auf denen wir bislang die wenigsten Erfahrungen sammeln konnten", erzählt Motorsportchef Paul Hembery. "Als Formel-1-Lieferant waren wir erst einmal in der Eifel. Aber wir sind sicher, dass wir uns mit der Nominierung der Mediums und der soften Slicks für den richtigen Kompromiss zwischen Performance und Haltbarkeit entschieden haben. Auch 2011 lieferten wir diese beiden Mischungen, doch seitdem sind die Reifen weicher und schneller geworden. Daher erwarten wir niedrigere Rundenzeiten und durchschnittlich drei Boxenstopps pro Fahrer."

"Auf dem Nürburgring müssen einige Aspekte des Reifenmanagements besonders beachtet werden, wie das Überfahren der Randsteine in den Schikanen", so der Brite weiter. "Wir erwarten einen Zeitunterschied zwischen den beiden nominierten Mischungen zwischen 0,8 Sekunden und einer Sekunde pro Runde. Das bietet Raum für unterschiedliche Strategien im Rennen. Die Hinterreifen mit Kevlar-Gürtel liefern wir als Folge der Vorfälle in Silverstone nur zu diesem Rennen. Zwar sind die Slicks der Saison 2013 mit Stahlgürtel bei korrekter Handhabung absolut sicher, aber das Management der Modelle mit Kevlar-Gürtel ist einfacher", erklärt Hembery die Veränderung.


Fotos: Großer Preis von Großbritannien, Sonntag


"Solange kein System existiert, mit dem wir die Reifendaten wie Luftdruck und Radsturz kontrollieren können, deren falsche Einstellung zu den Ursachen für die Reifenpannen beim britischen Grand Prix gehörten, bevorzugen wir, weniger anspruchsvolle Reifen zu liefern. Ab dem Grand Prix von Ungarn erhalten die Teams eine völlig neue Reifenkollektion, welche die Eigenschaften der Reifen 2012 mit der verbesserten Performance der Slicks 2013 kombiniert."

Die Anforderungen der Strecke an die Reifen

Der moderne Nürburgring wurde direkt neben der legendären Nordschleife erbaut. Er ist ein schneller Kurs mit einem harmonischen Layout. Das Infield ist der technisch anspruchsvollste Abschnitt. Eine große Unbekannte ist wieder einmal das Wetter. Daher ist es von größter Bedeutung, die Reifenstrategie flexibel zu gestalten. Auf dem Nürburgring fahren die Piloten einige sehr schnelle Richtungswechsel. Dabei wirken hohe Fliehkräfte auf die Reifen, die sich dadurch aufheizen.

Dies ist die größte Ursache für Abrieb und Verschleiß. Traktion und Bremskräfte haben in der Eifel eher weniger Bedeutung. In der Eifel regnet es häufiger. Daher ist die Strecke oft "grüner" als andere Kurse, besonders zu Beginn des Wochenendes. Je mehr Gummi sich aber auf dem Asphalt ablagert, desto besser wird der Grip und desto geringer wird der Abrieb.

Da im vergangenen Jahr kein Formel-1-Rennen auf dem Nürburgring ausgetragen wurde und die Teams somit keine Daten haben, kommt den Trainings-Einheiten eine noch größere Bedeutung zu. Die Teams nutzten die Sessions, um zu ermitteln, wie sich die Reifen bei unterschiedlichen Temperaturen und Tankfüllungen verhalten. Die am Freitag gesammelten Informationen werden am Samstagmorgen überprüft und dienen als wichtige Basis der Strategien für das Qualifying und das Rennen.

Technische Daten zu den Reifen

Eine große Herausforderung auf dem Nürburgring ist die erste Kurve. Besonders nach dem Start kam es dort schon mehrfach zu Kollisionen. Beim Herausbeschleunigen kann das Auto ausbrechen. Vor allem die Hinterreifen sind hier gefragt. Sie müssen sowohl Grip als auch Traktion gewährleisten. Das gilt ebenfalls für die technisch anspruchsvolleren Passagen, den Schlüsselstellen für eine schnelle Rundenzeit.

Turn sieben ist ebenfalls sehr knifflig. Beim Abbremsen vor der Kurve wirken Kräfte von 5G, außerdem müssen die Vorderreifen die ungewöhnliche Wölbung des Asphalts kompensieren. Ein weiterer entscheidender Faktor für eine schnelle Runde ist, die Randsteine der NGK-Schikane optimal zu fahren. Die Piloten treffen sie hart, dadurch wirken Kräfte von 800 Kilogramm auf die Reifen.

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