Pirelli in Suzuka: Härtetest für die Formel-1-Reifen
Beim Großen Preis von Japan sind die Pirelli-Reifen der Formel 1 massiv gefordert, was die Fahrer im Rennen vor überraschende Probleme stellen könnte
(Motorsport-Total.com) - "Was machen die Reifen? Halten sie wirklich durch", fragt der frühere Formel-1-Pilot Alexander Wurz im 'ORF'. Und damit bringt es der Österreicher auf den Punkt: Auch beim Großen Preis von Japan werden die Pirelli-Pneus wieder einmal Schicksal spielen. Die Fahrer sind sich nämlich einig darin, dass der Sieg beim Rennen auf der Achterbahn von Suzuka nur über die Reifennutzung führt.

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Auch Pole-Position-Mann Sebastian Vettel hat die Reifen in Suzuka genau im Auge Zoom
In der Qualifikation war Sebastian Vettel (Red Bull) in dieser Disziplin klar der Klassenprimus der Formel 1. Der aktuelle Weltmeister setzte sich in 1:30.839 Minuten um knapp zwei Zehntel gegen Mark Webber (Red Bull) und um weitere zwei Zehntel gegen Jenson Button (McLaren) durch und war bei seinem besten Versuch etwa vier Zehntel langsamer als bei seiner Pole-Runde von 2011.
Eng wurde es in Suzuka aber vor allem hinter der Spitze: "Während der Qualifikation lagen die Zeiten so dicht beieinander, dass mehr Fahrer als üblich schon in der ersten Session auf die weichen Reifen wechselten", sagt Paul Hembery, Motorsport-Direktor bei Pirelli. "Diejenigen, die auf den harten Slicks weiterfuhren, hoffen, dass sie dadurch während des Rennens am Sonntag im Vorteil sind."
Und die Grand-Prix-Distanz ist - wie immer - das große Fragezeichen. Formel-1-Experte Wurz sieht für Suzuka aber ein recht einfaches Erfolgsrezept: "Zwei Boxenstopps wären optimal." Was Hembery bestätigt: "Die meisten werden wohl eine Zweistopp-Strategie wählen", meint er, lässt sich aber auch gern überraschen: "Ich bin sicher, das wird morgen ein sehr schnelles und taktisches Rennen."
Dies macht Hembery vor allem an den Charakteristiken des Suzuka Circuits fest. "Auf keiner anderen Strecke wird so viel Energie durch die Reifen geleitet", erklärt der Reifenchef von Pirelli. Und das hat Folgen: "Der Reifenverschleiß ist sehr hoch", sagt Romain Grosjean (Lotus). "Man muss darauf achten, wie man mit den Reifen umgeht. Wir haben schon Blasen und dergleichen gesehen."
Er und sein Lotus-Team machen sich in dieser Hinsicht zwar "kaum Sorgen", doch andere Rennställe beschäftigen sich sehr wohl mit dieser Thematik. "Wir hatten schon am Freitag ein bisschen Blasen auf den Reifen", meint Pastor Maldonado (Williams). "Die Pneus sind hier ganz extrem gefordert. Und besonders die weiche Reifenmischung reagiert sehr sensibel auf die hohen Temperaturen."
Was laut dem Venezolaner aber nicht unbedingt zu einem chaotischen Rennen führen muss, denn "am Sonntag sollte es besser sein. Dann dürfte die Strecke mehr Grip bieten", erklärt Maldonado. "Wir müssen trotzdem auf alles gefasst sein - auf einen Stopp oder auch drei Stopps." Button lässt all dies in Ruhe auf sich zukommen: "Ich habe ein gutes Gefühl im Auto. Wir werden also sehen", sagt er.
"Das Ziel ist jedenfalls nicht, weniger Boxenstopps als alle anderen zu machen, sondern ins Rennen zu finden und dann zu schauen, wo wir stehen. Ich halte es für keine gute Idee, ab der ersten Runde nur auf die Reifen zu schauen, um weniger Boxenstopps zu machen", meint der Ex-Champion. "Das wäre eine falsche Herangehensweise." Sein künftiger McLaren-Teamkollege sieht dies ähnlich.
Sergio Perez (Sauber) plädiert aber für volle Attacke: "Es wird schwierig werden, nur einen Stopp einzusparen. Am Sonntag kann alles passieren. Wir werden uns eine gute Strategie überlegen - eine aggressive", sagt der Mexikaner. Bruno Senna (Williams) möchte hingegen auch von möglichen Zwischenfällen profitieren, denn "die Chancen auf Gelb- oder Safety-Car-Phasen sind recht groß".
"Das haben wir in den Trainings gesehen", erklärt der Brasilianer. Ansonsten dürfte Überholen im Rennen "ziemlich schwierig" sein, weil man nicht allzu lange hinter seinem Vordermann herfahren könne, ohne seine Reifen zu ruinieren. Senna: "Der Schlüssel zum Erfolg ist, die Reifen über die Distanz zu bringen. Gleichzeitig musst du aber auf Tuchfühlung zu deinen Vorderleuten bleiben."
Wie auch immer: Hembery zeigt sich schon jetzt hocherfreut darüber, "einen faszinierenden Mix aus unterschiedlichen Strategien" gesehen zu haben, dem am Sonntag der zweite Teil folgt. Dann stehen den Piloten erneut die beiden Reifenmischungen hart und weich zur Verfügung, wobei die Top 9 (Nico Hülkenberg fuhr als Zehnter keine Runde) geschlossen mit weichen Pneus losfahren müssen.

