• 07.07.2011 21:35

Pirelli: Heimrennen in Silverstone

Formel-1-Reifenhersteller Pirelli hat in Großbritannien ein Motorsportzentrum erreichtet, sodass Silverstone ein zweites Heimrennen ist

(Motorsport-Total.com) - Für die Reifen zählt Silverstone zu den schnellsten und anspruchsvollsten Strecken des Jahres. Der Asphalt der Strecke ist rau. Zudem ist der Kurs der zweitlängste des diesjährigen Rennkalenders. Nur eine Runde auf dem Kurs im belgischen Spa-Francorchamps ist noch länger. Für den Grand Prix von Großbritannien nominierte Pirelli die Gummimischungen Medium (silber) und Soft (gelb). Doch angesichts der kühlen Temperaturen, des bewölkten Himmels und des unvorhersehbaren Wetters ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, an diesem Wochenende auch die Intermediates (blau) und die Regenreifen (orange) im Einsatz zu sehen.

Titel-Bild zur News: Pirelli-Reifen

Die Pirelli-Formel-1-Reifen werden aus Didcot nach Silverstone gebracht

Während des Jahres wurde in Silverstone einiges verändert. Am auffälligsten ist der brandneue Komplex mit Boxengasse und Fahrerlager hinter der Club-Kurve. Der erste Teil der Strecke ist sehr schnell und hat einige drastische Richtungswechsel. Hier kommt es darauf an, dass die Vorderreifen den bestmöglichen Grip bekommen.

Hoher Grip wie immer entscheidend

Kurve drei ist eine langsame Kehre, bei der es mehr auf den technischen als auf den aerodynamischen Grip ankommt. Die Hinterräder müssen einen optimalen Kontakt zum Streckenbelag bekommen, um maximale Traktion zu erhalten. Der Einlenkpunkt des Autos ist hier ebenfalls besonders wichtig. Die soften Reifen bieten in diesem sehr schwierigen Teil des Kurses die höchste Präzision und das beste Feedback.

Den besten Grip in der Luffield-Kurve findet man dicht am Scheitelpunkt. Danach fahren die Piloten schrittweise an den äußeren Rand der Strecke, um bei der ehemaligen kurzen Start- und Zielgeraden die geballte Energie der Boliden freizusetzen. Die Copse ist bekannt dafür, ziemlich genau in der Mitte eine Bodenwelle zu haben. Sie wird von der Reifenschulter absorbiert, um das Auto ruhig zu halten und optimalen Kontakt zu gewährleisten.

¿pbvin|512|3863||0|1pb¿Becketts ist eine extrem anspruchsvolle Serie von Wendungen, die mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 200 km/h durchfahren wird. Der aerodynamische Abtrieb und die seitlichen Beschleunigungskräfte von 4g verursachen eine zunehmende Erhitzung des Reifens, die mehr als 120 Grad betragen kann. Nach der Vale gibt es einen schnellen Richtungswechsel von links nach rechts. Und die Fahrer erreichen wieder Club. Sie fahren dicht am Scheitelpunkt vorbei, bevor sie erneut Gas geben und eine weitere Runde starten.

Der britische Grand Prix ist im Grunde genommen neben Monza das zweite Heimrennen von Pirelli. Denn das italienische Unternehmen betreibt ein Logistik- und Distributionszentrum in Didcot, 45 Autominuten von Silverstone entfernt. Rund 50 Mitarbeiter sind dort tätig, inklusive der zwölf Ingenieure, die den Teams zugeteilt wurden, sowie der 19 Reifenmonteure, welche die Reifen auf die Felgen ziehen. Auch die zwölf unverwechselbaren karbonschwarzen Trucks von Pirelli stehen in Didcot: zwei Servicetrucks, sieben Transport-LKW und drei Trucks für den Hospitalitybereich.

Beste Ingenieure in England

"Für uns war und ist es wichtig, einen Standort in Großbritannien zu haben, da acht der zwölf Formel-1-Teams hier ansässig sind", erklärt Pirelli-Sportchef Paul Hembery. "So können wir den Teams einen schnellen und effizienten Service bieten. Wir wollten zudem ein Kompetenz-Zentrum in England etablieren, um vom Know-how in diesem Land zu profitieren. Indem wir die besten Ingenieure und weitere Mitarbeiter gewinnen, die es gewohnt sind, in England zu arbeiten."

Dessen ungeachtet hat Pirelli dort eine internationale Gemeinschaft versammelt: Acht Nationalitäten sind unter den Mitarbeitern in Didcot vertreten, die insgesamt zehn unterschiedliche Sprachen sprechen. Pirelli prüfte anfangs des Jahres mehr als 50 potenzielle Standorte im Vereinigten Königreich, bevor das Unternehmen Didcot in Oxfordshire wählte. Der Standort bietet die richtige Kombination von Flächen innerhalb und außerhalb der Hallen und ist darüber hinaus an ein effizientes Transportnetz auf der Straße und in der Luft angeschlossen.

¿pbvin|512|3861||0|1pb¿Die 50.000 Formel-1-Reifen von Pirelli werden im türkischen Izmit produziert und jeweils zwei Wochen vor jedem Rennen in Europa auf der Straße nach Didcot transportiert. Dort werden die von der FIA nach dem Zufallsprinzip zugeteilten Barcodes bestätigt und die Reifen an die Teams verteilt. Nach jedem Rennen werden die Altreifen wieder nach Didcot gebracht und in einem nahegelegenen Spezialwerk recycelt.

Didcot ist aber nicht nur Verteilzentrum der Rennreifen für die Formel 1, die GP2 und die GP3, sondern auch für Reifen, welche die Teams regulär bestellen, zum Beispiel für die Arbeit im Windkanal, für Shows sowie für die Tests der Felgen. Für die LKW-Fahrer von Pirelli ist das Rennen in Silverstone die kürzeste Reise des Jahres. Sie müssen lediglich 70 Kilometer fahren. Die mit 3.100 Kilometern längste Fahrt hingegen treten sie an, wenn sie den Hospitalitybereich nach Istanbul transportieren.