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  • 04.09.2012 12:52

Pirelli: Hart und Medium für den Highspeed-Tempel

Wie schon in Spa-Francorchamps werden auch in Monza die härtesten Pirelli-Slicks zum Einsatz kommen - Hohe Geschwindigkeiten belasten die Pneus

(Motorsport-Total.com) - Die legendäre Strecke in Monza ist der schnellste Kurs im Formel-1-Kalender. Der Grand Prix ist das Heimrennen für Pirelli, liegt das Autodromo Nazionale di Monza im königlichen Park der Stadt Monza doch nur eine halbe Autostunde vom Mailänder Hauptsitz des Konzerns entfernt. Die 1922 eröffnete Strecke ist eine der ältesten Strecken in der Geschichte der Formel 1. In den vergangenen 90 Jahren wurde der aktuell 5,793 Kilometer lange Kurs häufig verändert, doch sein Ruf als absolute Hochgeschwindigkeitsstrecke blieb davon unbeeinträchtigt.

Titel-Bild zur News: Pirelli-Reifen

In Monza wird erneut mit den harten Reifen gefahren Zoom

Aus diesem Grund nominierte Pirelli für das Rennen die zwei härtesten Mischungen aus dem Portfolio: den harten sowie den mittleren Slick. Diese Kombination wurde auch am vergangenen Wochenende beim Rennen auf dem ebenfalls sehr schnellen und anspruchsvollen Kurs in Spa-Francorchamps erfolgreich eingesetzt. Der Kurs von Monza hat drei Passagen, in denen die Reifen besonders gefordert werden. Die Anfahrt zur ersten Schikane ist mit einem extremen Bremsmanöver verbunden.

Die Ascari-Kurven sind bekannt für ihre schnellen und herausfordernden Richtungswechsel. Und dann folgt die berühmte Parabolica, die Zielkurve der Strecke. Der Radius der Parabolica macht auf, sodass die Fahrer ab dem Kurvenscheitel voll beschleunigen können. Dabei wirken enorm hohe seitliche Fliehkräfte auf die Piloten und das Material. Neben diesen besonders anspruchsvollen Passagen bietet Monza einige der schnellsten Geraden der Formel 1. Dort fahren die Autos je nach Setup Geschwindigkeiten bis über 340 km/h, und die Reifen können Temperaturen bis zu 130 Grad Celsius erreichen.

Pirelli rechnet mit zwei Stopps

Aufgrund der hohen Durchschnittsgeschwindigkeit können die Teams mit einer geschickten Strategie bei der Reifenwahl im Rennen viel Zeit gewinnen. Die Strategie spielt daher beim letzten europäischen Rennen der Saison 2012 eine Hauptrolle. "Monza ist für uns wohl das wichtigste Rennen des Jahres", sagt Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. "Auf unserer Heimstrecke können wir den leidenschaftlichen italienischen Rennsport-Fans wie auch vielen Mitarbeitern von Pirelli unsere Reifen und unsere spezielle Technologie präsentieren. Bei diesem Rennen herrscht eine einzigartige Atmosphäre, die typisch für Italien ist."

"Darüber hinaus zählt Monza zu den anspruchsvollsten Strecken, die wir in dieser Saison besuchen. Unsere Reifen müssen dem hohen Speed sowie enormen Seitenkräften standhalten. Hinsichtlich der Dimension der Energie, die auf die Pneus einwirken, rangiert Monza hinter Spa an zweiter Stelle. Weil die Teams nun von Spa direkt nach Monza kommen, sind sie mit den harten und den mittelharten Slicks bestens vertraut", so der Brite. "Die Weltmeisterschaft befindet sich in einer heißen Phase und derzeit läuft alles auf ein ungemein spannendes Finale hinaus."

"Die Außentemperaturen können in Italien sehr hoch sein, was die Reifen zusätzlich belastet. Bei normalen Rennbedingungen erwarten wir zwei Stopps. Im vergangenen Jahr spielte die richtige Strategie die entscheidende Rolle. Die Podiumsplätze wurden erst in der letzten Runde vergeben. Ähnliches erwarten wir auch in diesem Jahr. Weil die Fahrzeuge die meiste Zeit mit Vollgas unterwegs sind, wird es schwierig werden, nur durch Speed eine komfortable Führung herauszufahren. Es wird also darauf ankommen, mithilfe der richtigen Strategie einen Vorteil zu erlangen", so Hembery.

Mechanischer Grip entscheidend

"Wie in Spa werden wir auch in Monza wieder die harten und mittelharten Slicks einsetzen", sagt Toro-Rosso-Pilot Daniel Ricciardo. "Wir verfügen daher über aktuelles Wissen hinsichtlich der beiden Mischungen. Die Wahl ist schlüssig, denn der Asphalt in Monza ist normalerweise nicht besonders rau. Und weil wir mit geringem Abtrieb fahren, haben die Reifen nicht allzu viel Stress. Was die Zahl der Boxenstopps angeht, da heißt es abwarten."

Mark Webber

In Monza fahren die Team mit minimalem Abtrieb Zoom

Das hohe Tempo und die schnellen Kurven haben Monza berühmt gemacht. Doch auf der Strecke gibt es auch einige Bereiche, in denen kräftig gebremst werden muss. Dabei werden die Reifen stark belastet. In der ersten Schikane drosseln die Fahrer auf einer Strecke von nur 150 Metern das Tempo ihrer Fahrzeuge von 340 km/h auf 80 km/h herunter. Bei diesem geringen Tempo müssen die Reifen den gesamten mechanischen Grip liefern, um den Wagen um die Kurve zu bringen. Die Piloten fahren 75 Prozent einer Runde mit Vollgas und 15 Prozent mit dem Fuß auf der Bremse.

Bei der höchsten durchschnittlicher Rundengeschwindigkeit der Rennsaison fahren die Wagen in Monza mit dem geringsten Abtrieb. Die Teams entwickelten spezielle aerodynamische Lösungen, um den Strömungswiderstand zu minimieren. Um diesen Effekt zu verstärken, fahren die Wagen mit einem möglichst geringen Gewicht. Dies kann allerdings dazu führen, dass Autos bei Bodenwellen aufschlagen.

Auch für Pirelli-Testfahrer Lucas di Grassi ist Monza kein Rennen wie jedes andere. "Monza ist unvergleichlich und ganz anders als zum Beispiel Monaco. Ein großartiger Kurs und die schnellste Strecke des Jahres. Es ist aufregend, hier zu fahren. Und zugleich auch sehr schwierig, weil die Wagen mit geringem Abtrieb unterwegs sind. Daher können die Fahrer sie nicht immer leicht kontrollieren. Es kommt also entscheidend auf die richtige Balance zwischen Abtrieb und Handling an. Du musst einerseits energisch bremsen, andererseits bieten all die Geraden und Kurven eine Vielzahl guter Überholmöglichkeiten."

Härtetest Parabolica

"Bei der Traktion ist es wichtig, auf die Reifen zu achten. Denn die Abschnitte mit hoher Traktion belasten sie stark, und wenn du nicht gut aus den Kurven auf die Geraden kommst, drückt das deine Rundenzeit erheblich", weßi der Brasilianer. " Monza gehört nicht zu den Strecken, welche die Reifen in jedem Abschnitt stark belasten. Aber es gibt dort ein, zwei spezielle Stellen, an denen enorme Kräfte auf sie wirken. Dazu gehört insbesondere die Parabolica."

"Bei der Traktion ist es wichtig, auf die Reifen zu achten." Lucas di Grassi

In der Parabolica belasten Fliehkräfte von 3,7g die Fahrer. 1g entspricht der normalen Erdbeschleunigung. Diese Belastung wirkt auch auf die Reifenstruktur ein. Sie wird in der Schikane durch den Aufprall der Reifen auf die Kerbs noch verstärkt. Doch die Reifen sind auf diese Belastungen bestens vorbereitet. Im Verlauf von Labortests werden sie mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 260 km/h geprüft.

"Daher muss der Fahrer stets auf den Zustand der Reifen achten", so di Grassi. "Ein weiterer wichtiger Abschnitt ist die Schikane. Wer die Kerbs richtig in Angriff nimmt, kann viel Zeit gewinnen. Wir haben im vergangenen Jahr in Monza getestet. Der harte und der mittelharte Reifen haben unter den dortigen Bedingungen sehr gut funktioniert Ich bin sicher, wir werden ein weiteres großartiges Rennen erleben."