• 15.02.2008 09:56

  • von Britta Weddige

Piquet: Von Runde zu Runde besser

Nelson Piquet jun. gewinnt bei den Testfahrten immer mehr Selbstvertrauen im R28 - Für den Rookie zählt jeder Kilometer, den er im Auto sitzen kann

(Motorsport-Total.com) - Als Testfahrer im Auto zu sitzen ist die eine Sache, sich als Einsatzpilot auf das Grand-Prix-Debüt vorzubereiten die andere. Das spürt derzeit auch Renault-Rookie Nelsinho Piquet. Es ist nicht nur der Druck, den Erwartungen der anderen als Einsatzfahrer gerecht zu werden - es ist vor allem der Druck, den man sich selbst macht. Die Zeit bis zum ersten Rennen rinnt dahin und es gilt, sie optimal zu nutzen.

Titel-Bild zur News: Nelson Piquet Jr.

Nelson Piquet jun. lernt mit jedem Testkilometer etwas dazu

Piquet will deshalb so oft mit dem R28 testen, wie es geht. Er brauche dringend Fahrpraxis, sagte er beim Test in Jerez. Dort spulte er gestern gleich eine doppelte Renndistanz ab. Im vergangenen Jahr habe er wegen der Testbeschränkungen nicht so viel fahren können und jetzt gelte es zudem, sich an den R28 zu gewöhnen. "Mir fehlte das Vertrauen", erklärte Piquet. "Am Anfang der Rennsimulationen war ich praktisch gleich schnell wie Fernando, doch dann ging die Schere immer weiter auseinander. Fernando wurde schneller, ich langsamer. Er hat die Erfahrung, um sich besser auf die nachlassenden Reifen und die abnehmende Benzinmenge einzustellen. Ich musste erst mal lernen, wie das Auto überhaupt funktioniert."#w1#

R28 einfacher zu fahren als der Vorgänger

Der R28 ist wesentlich einfacher zu fahren als sein Vorgänger, das hat Piquet beim Test in Jerez schon festgestellt. Vor Kurzem war er dort noch mit dem alten Auto gefahren, jetzt hatte der den direkten Vergleich: "Der R28 frisst weniger Reifen und ist berechenbarer. Damit machst du als Fahrer weniger Fehler, weil es leichter ist, am Limit zu fahren. Auch das Untersteuern ist viel weniger stark ausgeprägt als beim alten Auto."

Zur Eingewöhnung an das neue Auto kam noch ein anderer Faktor: "Mein Körper musste sich erst wieder daran gewöhnen, dauernd im Rennauto zu sein", berichtete der Brasilianer. "Ich war 2006 körperlich besser drauf als zu Beginn dieses Jahres. Deshalb tun mir Testtage mit mehr als 400 Kilometern gut. Sie sind gleichzeitig ein physisches Training."

"Die Testtage sind gleichzeitig ein physisches Training." Nelson Piquet jun.

Der Abstand auf Alonso schrumpft

Mit jeder Runde lernt Piquet dazu, nach jedem Testtag versteht er sein Arbeitsgerät besser - und Stück für Stück schließt er auf seinen Teamkollegen auf. In Jerez betrug sein Rückstand auf Alonso nur noch drei Zehntelsekunden. Dennoch sei er immer noch damit beschäftigt, sich an den R28 zu gewöhnen. Er sei noch nicht dazu gekommen, Detailarbeiten am Fahrzeug-Setup durchzuführen oder seinen Fahrstil auf die jeweiligen Bedingungen einzustellen. "Dieser Prozess beginnt jetzt so langsam, wo ich mehr Sicherheit bekomme", so Piquet. "Das geht jetzt Hand in Hand. Mehr Vertrauen, mehr Feedback an die Ingenieure, und als Resultat ein besseres Setup."

Wenn die Eingewöhnungsphase abgeschlossen ist, kann Piquet an seinem Fahrstil arbeiten und daran, die letzte Hundertstelsekunde aus der Runde herauszukitzeln. Und hier kann er sich einiges von seinem erfahrenen Teamkollegen abschauen: "Fernando trägt in Summe mehr Speed in die Kurve rein als ich", hat Piquet beobachtet. "Manchmal bremse ich später als er, habe dann aber ein Problem bis zum Scheitelpunkt. Manchmal komme ich gut in die Kurve rein, habe aber beim Bremspunkt Zeit auf ihn verschenkt. Er hat einfach noch ein besseres Timing als ich."

"Fernando hat einfach noch ein besseres Timing als ich." Nelson Piquet jun.

Renault fehlen noch ein paar Zehntel

Während Piquet an sich arbeitet, arbeitet das Team daran, den R28 noch schneller zu machen. Die im Vorjahr so schwierige Umstellung auf Bridgestone-Reifen sei nun kein Problem mehr, erklärte der Brasilianer. Nun könne man sich auf die Aerodynamik konzentrieren und auf die nötige Downforce. Allerdings könne man auch mit dem R28 noch nicht ganz mit der Konkurrenz mithalten, noch fehlen ein paar Zehntel. Doch anders als im Vorjahr gesteht sich Renault das in diesem Jahr auch ganz offen ein.

"Im vergangenen Jahr haben wir um diese Zeit gedacht, wir seien nah an McLaren und Ferrari dran, dabei waren wir weit von ihnen entfernt", erklärte Piquet. "Wir haben aus dem vergangenen Jahr also gelernt, dass wir uns nicht allzu viele Sorgen über die anderen machen sollten. Egal ob wir nah dran sind oder nicht - wir werden so oder so alles geben, um das Auto noch schneller zu machen."

"Wir werden so oder so alles geben, um das Auto noch schneller zu machen." Nelson Piquet jun.

"Um ehrlich zu sein, gibt es Tage, an denen wir denken, dass wir sehr gut sind, an anderen Tagen sieht es nicht so aus, als ob wir stark wären", fuhr der Brasilianer fort. "Unser Plan ist einfach, besser zu werden. Wie groß der Abstand nach vorn ist, das werden wir erst in Australien herausfinden."

Der Countdown zum Saisonauftakt läuft, mit jedem Tag nähert sich das erste Rennen. Doch Piquet hat sich vorgenommen, cool zu bleiben: "Ich darf es nicht mit Gewalt versuchen. Wichtig ist, dass ich keine dummen Fehler mache."