Piquet: "Ich will wegen eigener Verdienste Erfolg haben"
Nelson Piquet jun. ist sein großer Name ziemlich egal - er sieht sich 2007 in einem Lernprozess und will die Formel 1 als Testfahrer bei Renault Schritt für Schritt erobern
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Nelson, 2007 bist du das erste Mal ein vollwertiges Mitglied eines führenden Formel-1-Teams. Bist du deswegen aufgeregt?"
Nelson Piquet jun.: "Ohne Zweifel! Ich bin sehr aufgeregt, im Renault-Formel-1-Team als Testfahrer zu arbeiten und die Gelegenheit zu haben, in so einem professionellen Umfeld zu lernen. Für einen jungen Fahrer ist es die bestmögliche Schule, in einem Team aufzuwachsen, in dem jeder auf einem Topniveau performt. Für mich ist das eine große Chance, etwas über die Formel 1 zu lernen. Und das im bestmöglichen Umfeld."

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Nelson Piquet jun. macht sich nichts aus seinem großen Namen
Frage: "Aus professioneller Sicht - was sind deine Ziele?"
Piquet: "Am wichtigsten für mich ist herauszufinden, wie das Auto und das Team arbeitet. Ich fuhr den R26A einige Male vor Weihnachten. Das gab mir ein erstes Gefühl dafür, wie das Renault-Team arbeitet. Ich war relativ zufrieden mit den Resultaten, nicht weil die einzelnen Rundenzeiten so gut waren, sondern weil ich jedes Mal Fortschritte machte, wenn ich im Auto saß. Das Geheimnis, um in der Formel 1 wettbewerbsfähig zu sein, ist nur harte Arbeit: das Auto verstehen, herauszufinden, mit welchem Setup in einem langen Stint das Beste aus den Reifen herauszuholen ist und Beziehungen zu den Ingenieuren aufzubauen. All diese Dinge brauchen Zeit, und das ist es, woran ich 2007 arbeiten will."#w1#
Frage: "Du warst außerdem der erste Fahrer, der im R27 ins Lenkrad greifen durfte..."
Piquet: "Ja, das war ein toller Moment, dem Auto sein Streckendebüt geben zu dürfen. Auch wenn es nur ein Test auf einer Geraden in Silverstone war."
Frage: "Wie wird sich 2007 die Rolle des Testfahrers von den vorangegangenen Jahren unterscheiden?"
Piquet: "Ich glaube, der Sinn des Jobs wird sich ändern. Es gibt weniger Entwicklungsarbeit bei den Reifen und auch weniger Arbeit mit dem Triebwerk. Auch die Testbeschränkung wird zu weniger Fahrtzeit als in den vorangegangenen Saisons führen. Wir dürfen nur 30.000 Kilometer testen und nur ein Auto auf der Strecke haben. Vielleicht werde ich weniger Kilometer fahren als die Testfahrer früher, aber es wird trotzdem eine fantastische Lernerfahrung werden."
Frage: "Mit einem großen Namen in die Formel 1 zu kommen bringt immer viele Erwartungen mit sich. Wie gehst du damit um?"
Piquet: Um ehrlich zu sein, wenn du in die Formel 1 kommst, dann ist dein Ruf nicht besonders wichtig. Wenn du es soweit geschafft hast, dann deswegen, weil du das Talent und das Potenzial hast, um diesen Job machen zu können. Daran messen dich die Leute im Team und nicht an einem Namen oder einer Reputation. Sie sehen deine Zeiten und sie sehen deine Arbeit. Das ist das Entscheidende, ob du versagst oder Erfolg hast. Ein berühmter Name mag außerhalb der Formel 1 Aufmerksamkeit generieren, aber ich bin ich und ich will aufgrund meiner eigenen Verdienste Erfolg haben, nicht wegen dem, was mein Vater erreicht hat."
Frage: "Was waren deine Erfahrungen im Renault-Team bisher?"
Piquet: Mit dem Team zu arbeiten war sehr beeindruckend. Ebenso beim letzten Rennen in Brasilien 2006 hinter die Kulissen schauen zu dürfen und zu sehen, wie das Team arbeitet. Sie waren sehr offen und warmherzig, und sie haben mir geholfen, mich zurechtzufinden und meinen eigenen Rhythmus zu etablieren, ohne mich stark unter Druck zu setzen. Ich baue gerade eine gute Beziehung zu den Ingenieuren auf und will verstehen, was sie brauchen, wenn es zum Testen geht und wenn wir neue Teile ausprobieren. Das ist einer der Bereiche, an denen wir gerade arbeiten, und ich möchte mein technisches Verständnis und mein mögliches Feedback aufbauen, um meinen Beitrag am Programm liefern zu können."
Frage: "Denkst du schon an eine Gelegenheit Rennen zu fahren?"
Piquet: Nein, so weit will ich noch nicht vorgreifen. Wenn du in die Formel 1 kommst, dann wird jedes Wort von dir notiert. Und es ist einfach hier anzukommen und einen falschen Eindruck zu hinterlassen. Aber natürlich will ich in die Formel 1 kommen, schließlich bin ich ein Rennfahrer, also ist das ziemlich normal. Wann und wo die Gelegenheit kommen wird, das weiß ich im Moment nicht. Aber ich bin froh, dass ich bei Renault, dem Weltmeisterteam, anfangen kann. Ich mache jetzt meinen Job und lerne eine Menge Dinge. Wir haben in den letzten Jahren gesehen, dass Renault mit den Fahrern kein böses Spiel betreibt. Sie lassen sie sehr hart arbeiten und ihren Job lernen. Das hat für mich 2007 oberste Priorität: zu zeigen, dass ich meinen Beitrag für das Team und seinen Erfolg liefern kann. Danach sehen wir weiter."

