• 20.10.2006 18:14

Pfarrer Bernardoni und der Abschied von Schumacher

Maranallos Pfarrer Bernardoni läutet bei jedem Ferrari-Sieg die Kirchenglocken - und ist bekennender Formel-1-Fan: "Die Siege verbrüdern Menschen"

(Motorsport-Total.com) - Es ist schon Tradition geworden: Nach jedem Ferrari-Sieg in der Formel 1 läuten in Maranello die Kirchenglocken - nach Michael Schumachers erstem Titelgewinn für die Italiener im Jahr 2000 sogar drei Tage lang. Verantwortlich dafür ist der legendäre Pfarrer Bernardoni, seit 1997 im Amt und bekennender Ferrari-Anhänger.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Ferrari hat durch Pfarrer Bernardoni auch einen religiösen Touch erhalten...

"Bei der WM-Entscheidung 1999", erinnerte er sich in einem Beitrag für die 'Welt', "hatte ich mich noch ins Pfarrhaus eingeschlossen, um mir in Ruhe das Rennen anzusehen, doch die Glocken blieben stumm: Ferrari hatte zwar die WM der Konstrukteure gewonnen, aber die interessiert mich nicht. Ich läute nur für die Piloten und nicht für ein Auto. Vor dem Sieg 2000 habe ich extra die Glocken neu ölen lassen, eine halbe Million Lire hat das gekostet. Es war eine gute Investition."#w1#

Obwohl der Grand-Prix-Sport doch eine sehr weltliche Angelegenheit ist, kann er in dem PS-Zirkus durchaus auch etwas Religiöses erkennen: "Ferraris Sieg war das Ergebnis der Zusammenarbeit eines ganzen Orchesters. Da halten alle zusammen, jeder ist für jeden da", gab Bernardoni zu Protokoll. "Wenn ich das sehe, danke ich Gott und danke allen, die einen Ferrari gebaut haben. Die Siege verbrüdern Menschen."

"Ich habe mich nur zweimal richtig aufgeregt über die Formel 1", ergänzte er. "2001 legte der Automobilweltverband das Datum des Rennens in Imola ausgerechnet auf das heilige Osterfest. Und dann war da 2002 und die leidige Sache mit der Stallorder von Ferrari, als Rubens Barrichello Michael Schumacher den Sieg schenken musste. Die Sache war schlimmer als eine Niederlage. Wir alle waren voller Bitterkeit. Am Sonntag darauf habe ich wie üblich die Glocken geläutet, allerdings für Barrichello."

"Die Sache war schlimmer als eine Niederlage." Pfarrer Bernardoni

Als Geistlicher missfielen ihm an der ganzen Ära Schumacher nur zwei Sachen, nämlich "die Zigarettenreklame und das viele Geld", so der Italiener. Allerdings darf er sich selbst durchaus zu den Nutznießern der goldenen Ferrari-Jahre zählen, schließlich gelang er mit seinem Glockenläuten zwar nicht zu Weltruhm, aber doch zu einer gewissen Bekanntheit - neben Ferrari ist Pfarrer Bernardoni Maranellos zweite große Institution...