• 23.10.2010 16:32

  • von Dieter Rencken

Petrov: "Das gehört zum Lernprozess dazu"

Ein Dreher hinderte Vitaly Petrov in Südkorea an der Teilnahme in Q3 und warf den Russen weit zurück - Die Hoffnung auf ein turbulentes Rennen überwiegt

(Motorsport-Total.com) - Renault-Fahrer Vitaly Petrov musste sich im Zeittraining von Yeongam einmal mehr seinem Teamkollegen Robert Kubica geschlagen geben. Während der Pole den Einzug in die Top 10 schaffte und sich in der Spitzengruppe einsortierte, kam Petrov unterm Strich nicht über den 15. Platz hinaus. Aufgrund einer Strafe wird der Russe das Rennen sogar nur von Position 20 aus aufnehmen und zeigt sich in seiner Medienrunde entsprechend zerknirscht. Ein Dreher kostete ihn wohl die Top 10...

Titel-Bild zur News: Vitaly Petrov

Vitaly Petrov nimmt das erste Rennen in Südkorea von Platz 20 aus in Angriff

Frage: "Vitaly, die Qualifikation verlief eher enttäuschend für dich. Aufgrund der Strafe war es aber ohnehin eine schwierige Ausgangslage für dich..."
Vitaly Petrov: "Ja, ich bin überaus enttäuscht. Gerade wegen dieser Strafe hatte ich schon erwartet, im Rennen auf Schwierigkeiten zu stoßen."

"Es wäre recht einfach möglich gewesen, das Auto am Samstag in die Top 10 zu stellen, denn wir hatten eine richtig gute Balance. Vielleicht hat mich ein kleiner Fehler davon abgehalten, in Q3 einzuziehen. Bei meiner ersten Runde lag ich nur eine Zehntel hinter meinem persönlichen Bestwert in Abschnitt eins zurück."

"Es wäre möglich gewesen, in den Sektoren zwei und drei genug herauszuholen, um den Sprung zu schaffen - zumal ich noch eine weitere Runde hatte. Ich drehte mich allerdings und ruinierte meine Reifen ein bisschen, sodass ich unterm Strich einige Zehntel einbüßte. Ich konnte einfach nicht mehr schneller fahren."

Petrov ist sicher: Q3 war drin

Frage: "Was genau ist passiert, dass du dich gedreht hast?"
Petrov: "Nichts Spezielles. Ich attackierte die Curbs einfach ein bisschen mehr, um doch noch den Einzug in Q3 zu schaffen. Da passierte es auch schon - in Kurve neun. Dieser Randstein war recht schmutzig, weil kaum jemand darüber hinweg gefahren war."

"Das ist halt auch eine Sache der Erfahrung - speziell, wo wir es doch mit einer neuen Strecke zu tun haben. Vom Papier her hatten wir zum Beispiel vermutet, dass uns die weichen Reifen einen Zugewinn von bis zu 1,5 Sekunden bescheren wurden."

"Den Einzug in Q3 hätte ich schaffen können, denn es fehlte nicht viel." Vitaly Petrov

"In Q2 waren es dann aber nur drei, vier Zehntel. Das war also kein großes Thema. Vielleicht habe ich zu viel von den Reifen erwartet. Der Fehler kam freilich dazu. Ich denke, das gehört zum Lernprozess dazu. Den Einzug in Q3 hätte ich schaffen können, denn es fehlte nicht viel."

Frage: "Was hast du dir für das Rennen vorgenommen? Aufgrund deiner Strafe aus Suzuka wirst du von Rang 20 aus losfahren..."
Petrov: "Ich starte halt von der schlechten Linie und rechne damit, einige Positionen zu verlieren - auch gegen die langsamen Autos. Die Bahn ist dort einfach unheimlich schmutzig und man hat selbst im dritten Gang noch durchdrehende Räder."

"Das habe ich am Morgen ausprobiert. Ich versuchte mich an einem Start auf der schlechten Seite - und das war nichts. Wir werden sehen. Wir überlegen uns eine gute Taktik. Dann schauen wir einmal, was passiert."¿pbvin|512|3209|südkorea|0|1pb¿

Sind zwei Stopps der richtige Weg?

Frage: "Wie ist es um den Verschleiß der weichen Reifenmischung bestellt? Und: Bei Regen am Morgen könnte das Gripniveau der Strecke eine ganz andere Strategie ermöglichen..."
Petrov: "Wir wissen noch nicht, was genau wir diesbezüglich im Rennen tun wollen. Wir denken noch immer über die beste Lösung nach. Am Sonntag werden wir sehen, was das Wetter macht."

Frage: "Das Safety-Car könnte dir ebenfalls in die Karten spielen..."
Petrov: "Das Safety-Car kann immer eine Hilfe sein, wenn du von hinten ins Rennen gehst. Welche Reifen wir zunächst nutzen werden, ist noch nicht klar."

"Welche Reifen wir zunächst nutzen werden, ist noch nicht klar." Vitaly Petrov

"Das kommt ganz darauf an, welche Startposition du hast, wie viele Boxenstopps geplant sind und wie es in Kurve eins läuft. Gibt es eine Safety-Car-Phase oder nicht? Du weißt einfach nicht, was du erwarten kannst."

Frage: "Eine Zweistopp-Strategie könnte der Schlüssel zum Erfolg sein..."
Petrov: "Das wäre möglich. Der Reifenverschleiß ist nämlich doch recht hoch - bei beiden Mischungen. Wir denken darüber nach."


Fotos: Vitaly Petrov, Großer Preis von Südkorea


Frage: "In der GP2 warst du speziell im Regen immer sehr stark unterwegs. Hoffst du für den Sonntag und die restliche Saison noch auf ein Regenrennen, um dich zu beweisen?"
Petrov: "Wechselhaftes Wetter ist das Beste, was dir passieren kann, wenn du von hinten ins Rennen gehst. Im Nassen kommt es nicht in erster Linie auf den Abtrieb an, sondern auf das Fahren an sich. Und das ist schwierig."

Der Fehler ist als Lerneffekt abgehakt

Frage: "Wie würdest du deine Leistung in der Qualifikation bei den beiden jüngsten Veranstaltungen einschätzen? Davor hattest du einige gute Grands Prix und auch einige starke Ergebnisse in den Zeittrainings..."
Petrov: "Suzuka war eigentlich sehr gut für uns."

"Die Leute schauen natürlich stets auf die Ergebnisse. Wenn man aber an den Daten arbeitet und sich auf eine Runde verbessert, dann ist das nicht so schlecht. Hier lief es ebenfalls recht gut - bis auf den Dreher."

"Der Fehler in der Qualifikation war einfach dumm." Vitaly Petrov

Frage: "Ist das deswegen ein sehr frustrierender Tag für dich?"
Petrov: "Ja, natürlich. Die Balance des Autos war das gesamte Wochenende über gut und Platz zehn lag durchaus in Reichweite. Wir konnten uns sukzessive verbessern. Der Fehler in der Qualifikation war einfach dumm."

"Das kommt dich halt teuer zu stehen - gerade im Hinblick auf die intensive Vorbereitung vor dem Rennen und in Bezug auf die Arbeit mit den Ingenieuren. Wichtig ist eben, sich ständig zu verbessern. Nur leider unterlaufen mir dabei solche blöden Fehler. Der Dreher stellt uns vor ganz neue Probleme."

Frage: "Wenn ich einmal einen schlechten Tag habe, liegt mir das schwer im Magen. Geht dir das ähnlich?"
Petrov: "Nein, ich hatte am Morgen nur etwas Halsweh. Aber klar: Solche Fehler sind schon ziemlich nervig. Vor allem, wenn sie derart unnötig sind und du weißt, dass du den Einzug in Q3 packen kannst."