• 23.10.2010 13:43

  • von Dieter Rencken

Kubica: "Fehler können passieren"

Renault-Pilot Robert Kubica konnte im Qualifying nicht an seine Leistung aus dem Training anknüpfen und rechnet mit einem schwierigen Rennen

(Motorsport-Total.com) - Nach seiner Bestzeit im dritten Freien Training galt Robert Kubica als Geheimfavorit auf die Pole-Position von Südkorea, doch der polnische Rennfahrer in Diensten von Renault konnte dieser Rolle letztendlich nicht gerecht werden - mehr als Platz acht war nicht drin für den 25-Jährigen. Angesichts des geringen Grips neben der Ideallinie erwartet Kubica zudem einige Schwierigkeiten beim Start in den ersten Grand Prix von Yeongam. In seiner Medienrunde erläutert er seine Befürchtungen.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Robert Kubica ist recht pessimistisch, was den Start von Position acht anbelangt

Frage: "Robert, in den Trainings sah dein Team wesentlich konkurrenzfähiger aus als in der Qualifikation. Gab es im Zeittraining ein spezielles Problem?"
Robert Kubica: "Nein, wir hatten kein Problem. Die Balance hatte sich etwas verändert. Unser Auto ist normalerweise sehr gut ausbalanciert und damit waren wir überraschend konkurrenzfähig. Ich sage 'überraschend', denn um ehrlich zu sein, hatten wir so etwas nicht erwartet."

"Wir lagen ja schließlich immer recht deutlich hinter Red Bull zurück. Es gab keinen Grund, weshalb wir plötzlich vor ihnen sein sollten. Am Nachmittag waren einfach die Streckenbedingungen ein bisschen anders. Der Wagen hatte die Tendenz zum Übersteuern und dadurch war es schwierig, so sehr Druck zu machen wie noch am Morgen."


Fotos: Robert Kubica, Großer Preis von Südkorea


"Es gelang mir nicht, alles optimal zusammen zu bringen. Alleine in der letzten Kurve verlor ich zwei Zehntel, weil ich im fünften Gang plötzliches Übersteuern hatte. Ich musste etwas vom Gas gehen und das war es auch schon."

Kubica: Die Balance hat nicht mehr gepasst

Frage: "Was hatte sich zur Qualifikation am Kurs verändert? Was war anders als im dritten Freien Training?"
Kubica: "Ich weiß nicht, was anders war. Das Gripniveau war anders, denn insgesamt war die Geschwindigkeit besser. Darüber hinaus hat sich der Wind massiv gedreht und es war ein bisschen wärmer. Es ist schwierig, eine Erklärung zu finden. Es gab aber mit Sicherheit etwas, was die Balance ziemlich beeinflusst hat."

Frage: "Wie sehr verändern sich die Bedingungen auf der Strecke?"
Kubica: "An diesem Wochenende war es bislang sehr schwierig, denn der Kurs veränderte sich unheimlich schnell. Über Nacht könnte es Regen geben und dadurch könnte all das Gummi, das wir bisher auf die Strecke gelegt haben, auf einen Schlag weggewaschen werden."

"Ich vermute, die Geschwindigkeit nach dem Start wird zunächst recht langsam sein." Robert Kubica

"Wir müssen abwarten, wie es am Sonntag aussieht. Es wird jedenfalls ziemlich knifflig werden. Ich vermute, die Geschwindigkeit nach dem Start wird zunächst recht langsam sein. Die Reifen weisen einen recht großen Verschleiß auf. Vor uns liegt also ein interessantes Rennen."

Frage: "Im Verlaufe des Tages hat man immer wieder Fahrer dabei beobachtet, wie sie neben der Linie unterwegs waren. Rechnest du mit einem eher turbulenten Rennen, wodurch sich Chancen ergeben könnten?"
Kubica: "Fehler können dir und auch den anderen passieren."

"Die Verhältnisse sind schwierig, weil es neben der Linie ungeheuer schmutzig ist. Wenn dir ein kleiner Fehler unterläuft, den man auf normalen Strecken überhaupt nicht sieht und der dort nur wenig kostet, fliegst du hier komplett ab."

"Es liegt viel Sand herum und insgesamt ist es ziemlich staubig. Aus diesem Grund sieht man viele Autos neben der Linie. Im Rennen wird sich aber vermutlich jeder ein bisschen zurücknehmen, um auf der sicheren Seite zu sein."

"Im Training und in der Qualifikation verliert man schließlich bloß eine Runde, wenn man einmal über das Ziel hinausschießt. Im Rennen könnte dich das ein paar Positionen kosten. Ich denke, die Herangehensweise wird eine andere sein."

Grip ist gefragt in Yeongam

Frage: "Was war entscheidend für eine gute Runde in der Qualifikation: die langen Geraden oder die kurvenreichen Abschnitte der Strecke?"
Kubica: "Du brauchst von allem ein bisschen. Der erste Sektor ist sehr lang und beinhaltet noch einige Kurven."

"Dort hat man es zwar mit zwei langen Geradeausstücken zu tun, aber eben auch mit fünf sehr langsamen Ecken. Es ist anders als in Suzuka, wo man in einem Sektor zwei lange Geraden und eine Schikane hat."

"Wenn man an eine schmutzige Strecke kommt, beginnt man gerne einmal mit etwas mehr Abtrieb." Robert Kubica

"Im Vergleich zum Freitag waren die meisten am Samstag mit etwas weniger Abtrieb unterwegs, um einen besseren Topspeed zu erzielen - auch, weil die Strecke mehr Grip bot. Wenn man an eine schmutzige Strecke kommt, beginnt man gerne einmal mit etwas mehr Abtrieb, um auf der sicheren Seite zu sein und ein konstanteres Auto zu haben."

"Wir brauchten das nicht und waren schon mit dem Abtriebsniveau unterwegs, das wir auch im Rennen einsetzen werden. Insgesamt brauchst du einfach alles. Die schnellsten Autos verfügen über diese Eigenschaften: Sie haben den hohen Topspeed und kommen auch in den Kurven sehr gut zurecht."

Frage: "Die beiden Seiten der Startaufstellung könnten am Sonntag ziemlich unterschiedlich sein. Wie siehst du diese Situation?"
Kubica: "Rang acht ist beinahe wie ein elfter Platz, denke ich. Auf nur 80 Metern gab es am Morgen einen Unterschied von 20 Metern. Das ist sehr viel Holz."

"Sollte es nicht regnen, werden die Leute auf der linken Seite der Startgeraden einen großen Nachteil haben. Leider befinde ich mich ebenfalls auf dieser schmutzigen Seite. Wenn man mich fragen würde: Mir wäre Platz elf wesentlich lieber als Startrang acht."

"Dadurch hätte ich viel bessere Chancen, um vor Kurve eins ein Überholmanöver zu wagen. So ist es aber nun einmal. Wir müssen einfach sicherstellen, möglichst wenig zu verlieren. Wir werden aber einiges an Boden einbüßen."¿pbvin|512|3209|südkorea|0|1pb¿

Wo kann man in Südkorea überholen?

Frage: "Kurve drei scheint eine Paradestelle für Überholmanöver zu sein. Wir groß wird der Unterschied auf der Bremse sein, wenn man ein Manöver gegen ein Auto fährt, das auf der Ideallinie bleibt?"
Kubica: "Ich rechne nicht damit, dass es zu diesem Zeitpunkt Überholvorgänge in dieser Ecke geben wird. Es handelt sich um eine sehr enge Kurve."

"Selbst wenn du dich in einer besseren Position befindest oder sogar neben deinem Rivalen, wird es noch immer knifflig sein, den anderen auszubremsen - einfach aufgrund des Unterschiedes beim Gripniveau und aufgrund der engen Kurve. Verpasst du den Scheitelpunkt, fliegst du ab."

"Sobald du einmal neben der Linie bist, ist es sehr staubig." Robert Kubica

"Sobald du einmal neben der Linie bist, ist es sehr staubig. Am Donnerstag sah diese Stelle noch nach einer sehr guten Überholmöglichkeit aus, doch nachdem wir gefahren sind und das Gripniveau kennen, muss ich sagen: Ich rechne nicht damit, dass es sich so gestalten wird."

Frage: "Wo kann man in Yeongam überholen?"
Kubica: "Nirgendwo, denke ich. In der Formel 1 ist Überholen grundsätzlich sehr schwierig - vor allem, wenn es sich dabei um Fahrzeuge handelt, die eine ähnliche Geschwindigkeit aufweisen. Es wird schwierig. Es könnte sich eine gute Möglichkeit ergeben, sofern man den Windschatten erreicht."

"Das wäre zum Beispiel auf der langen Gegengeraden und auf dem Weg zu Kurve drei denkbar. Ich sage es aber noch einmal: Bist du neben der Linie, kannst du nur schwer vorhersagen, wie viel Grip du haben wirst. Man ist dort normalerweise einfach nicht unterwegs. Das wird eine ziemlich große Herausforderung darstellen."

Frage: "Sollte es am Sonntag regnen, hat dann das gesamte Feld ein Problem im Hinblick auf Abtriebsniveau und Getriebeübersetzungen?"
Kubica: "Ich denke nicht. Es ist immer schwierig, die perfekten Einstellungen für nasse Bedingungen zu finden - es könnte nass, feucht oder abtrocknend sein."

"Eines ist in meinen Augen vollkommen klar: Sollte es tatsächlich regnen, wird es sehr lange dauern, bis der Kurs wieder abtrocknet. Der Asphalt ist noch sehr frisch und ähnlich angelegt wie in Kurve fünf von Singapur."

"Dort war es selbst sechs Stunden nach dem Regen noch feucht. In Singapur hatten wir meines Wissens nach erst in der Qualifikation eine vollkommen trockene Strecke. Es würde gewiss einige Zeit brauchen, um abzutrocknen. Wir werden sehen."

Kubica: Weitere Veränderungen sind nötig

Frage: "Was hältst du von den Veränderungen, die über Nacht an der Strecke vorgenommen wurden? Wie lautet dein Eindruck zu Kurve 16?"
Kubica: "Diese Ecke hat nun einen anderen Randstein und ist daher anders zu fahren. Ganz ehrlich: Es macht keinen großen Unterschied. Kurve 16 ist noch immer sehr holprig. Kurve 18 ist nun etwas besser, denn jetzt wird nicht mehr so viel Staub auf die Strecke geschleudert."

"In meinen Augen fehlen ein paar Curbs - zum Beispiel in den Kurven 13 und 14." Robert Kubica

"In meinen Augen fehlen dem Kurs ein paar Curbs - zum Beispiel in den Kurven 13 und 14 am jeweiligen Ausgang. Keine Ahnung, warum dort keine Randsteine angebracht sind. Ich gehe aber davon aus, dass einige Modifizierungen für 2011 vorgenommen werden."

"Die meisten Autos nutzen jeden Zentimeter der Strecke aus und wirbeln dabei immer einiges an Staub auf. Da verliert man sehr viel Grip. Da sitzen wir aber allesamt im selben Boot und sollten uns nicht beschweren. Alles in allem hat man in Bezug auf die Strecke gute Arbeit geleistet."

Frage: "Was sagst du zur Einfahrt in die Boxengasse? Hast du ebenfalls die Bodenwelle ausgemacht, die Lewis Hamilton zum Verhängnis wurde?"
Kubica: "Das ist kein Problem. Ich denke, diese Boxeneinfahrt ist eine ziemliche Herausforderung und die schwierigste Kurve auf dieser Strecke (lacht; Anm. d. Red.)."