• 15.09.2002 15:35

  • von Fabian Hust

Perfekter Tag für Ferrari in Monza – Rubinho vor Schumi

Während BMW-Williams und McLaren-Mercedes patzten machte Ferrari beim "Heimspiel" in Monza das Fest in Rot perfekt

(Motorsport-Total.com) - Noch vor dem Start hatte der eine oder andere von der Ferrari-Dominanz gelangweilte Formel-1-Fan auf einen Weiß-Blauen Erfolg gehofft, doch wieder einmal kam alles anders und wieder einmal waren die Roten am Ende die lachenden Doppelsieger. Dabei sah es am Start noch sehr gut aus. Pole Setter Juan-Pablo Montoya kam gut vom Fleck, noch besser jedoch Ralf Schumacher, der von Startplatz drei nach vorne schoss und parallel mit seinem Teamkollegen auf die erste Schikane zusteuerte.

Titel-Bild zur News: Barrichello und Schumacher

Rubens Barrichello vor Michael Schumacher im "Foto-Finish" von Monza

Beide fuhren über das Auslauf-Grün, Ralf Schumacher jedoch wurde von der Rennleitung dazu aufgefordert, seinen Teamkollegen wieder überholen zu lassen, da man hier einen unerlaubten Vorteil für den Deutschen erkannte. Michael Schumacher unterdessen verlor einen Platz an Teamkollege Rubens Barrichello. Im Mittelfeld beraubte sich David Coulthard selbst um alle Podiumschancen, als er Teamkollege Kimi Räikkönen in der ersten Schikane ins Heck krachte und dabei seinen Frontflügel verlor, den er sich an der Box neu anschrauben lassen musste, was ihn bis auf den letzten Platz zurückwarf.

Ralf Schumacher wollte gerade seinen Teamkollegen passieren lassen, da verkünden Rauchwolken im Heckbereich nichts Gutes. Bereits in Runde vier ging dem Kerpener in Führung liegend der Motor vor den Augen des Teams ein ? der erste Ausfall für die im Vorfeld als Siegkandidaten gefeierte bayerisch-britische Allianz. Im gleichen Atemzug büßte Juan-Pablo Montoya auf der Start- und Zielgeraden einen Platz an Rubens Barrichello ein, der damit die Führung des Rennens übernahm.

Juan-Pablo Montoya sorgte durch einen Fahrfehler in der Schikane dafür, dass er sich um alle Chancen auf ein gutes Rennen selbst brachte, als er durch das Kiesbett pflügte und dabei einen Windabweiser verlor. Mit dem schlecht liegenden Auto hatte Michael Schumacher leichtes Spiel, der in der sechsten Runde den Kolumbianer auf der Start- und Zielgeraden stehen ließ. Damit schlug das Rennen innerhalb von wenigen Runden von einer Doppelführung für BMW-Williams in eine Doppelführung für Ferrari um.

Vorne zog Rubens Barrichello dem Feld davon und ließ auch Michael Schumacher Runde für Runde weiter hinter sich ? Ferrari hatte den Brasilianer auf eine Zwei-Stopp-Strategie gesetzt, gegen die sich Michael Schumacher durch großen Einsatz wehren wollte, was das eine oder andere Mal mit einem kleinen Ausrutscher neben die Strecke endete. Doch die Strategie von Barrichello ging auf, wenige Meter vor dem Deutschen kam der Brasilianer nach seinem zweiten Boxenstopp in Runde 38 wieder auf die Strecke zurück.

In der 18. Runde beendeten Felipe Massa im Sauber und Pedro de la Rosa im Jaguar ihr Rennen, als sie miteinander kollidierten und später wegen Aufhängungsproblemen aufgeben mussten. Ein weiterer Motorschaden folgte in der 31. Runde bei McLaren-Mercedes, wo Kimi Räikkönen zum fünften Mal in dieser Saison sein Auto mit einer dicken Rauchwolke am Heck abstellen musste und damit einen möglichen vierten Platz verlor.

Großer Ärger herrschte wenige Runden später auch an der Toyota-Box, als der auf Platz vier liegende Mika Salo nach seinem Stopp beim Herausfahren die weiße Linie überfuhr und dafür von der Rennleitung mit einer Durchfahrstrafe bestraft wurde. Am Ende sprang statt einem möglichen Punkt nur ein elfter Platz heraus. Zuvor war bereits Teamkollege Allan McNish, der wesentlich stärker unterwegs war als Salo und in den Punkten vor, mit technischen Problemen ausgefallen.

Nach dem frühen Motorschaden bei Ralf Schumacher musste Juan-Pablo Montoya in der 35. Runde sein Auto an der Box aufstellen. Nach seinem Ausritt in das Kiesbett erfolgte ein weiterer "Rumpler" über die Randsteine nach einem Bremsblockierer, was eine Vorderradaufhängung am Auto des Kolumbianers kollabieren ließ. Damit waren die Favoriten für das Rennen in Monza beide aus dem Rennen.

Im letzten Renndrittel zeigte man bei Ferrari kein Rennen mehr, sondern fuhr mit den Autos nur noch so schnell wie notwendig, um keinen technischen Ausfall mehr zu riskieren. So raste Rubens Barrichello im Foto-Finish zu seinem vierten Formel-1-Sieg vor Michael Schumacher, der mit 128 eingefahrenen WM-Punkten in dieser Saison den alten Rekord von 123 WM-Punkten, aufgestellt vom Deutschen im letzten Jahr, einstellte. Die Fans feierten die beiden Triumphatoren im 'Autodromo di Monza' so frenetisch wie selten zuvor.

Auf den dritten Platz kam Eddie Irvine im Jaguar, der damit den Traum von Teamchef Niki Lauda wahr werden ließ, von Ausfällen zu profitieren und weit nach vorne gespült zu werden. Nach Monaco 2001 war es für den Iren der zweite Podestplatz für die Grünen. Die Plätze vier und fünf gingen an die Renault-Fahrer Jarno Trulli und Jenson Button. Den letzten Punkterang holte sich Olivier Panis im BAR-Honda. David Coulthard ging als Siebter ebenso punkteleer aus wie Nick Heidfeld, der mit seinem Sauber auf den 10. Rang kam.

In der WM-Wertung liegt Weltmeister Michael Schumacher mit 128 WM-Punkten deutlich vor Teamkollege Rubens Barrichello (61). Der Brasilianer hat seinerseits 17 WM-Zähler Vorsprung auf Juan-Pablo Montoya und hat damit alle Chancen auf den Vizetitel zwei Rennen vor Saisonende. Auf dem vierten Platz folgt Ralf Schumacher mit 42 Zählern, auf Platz fünf liegt David Coulthard mit 37 WM-Zählern.

In der Teamwertung hat Konstrukteursweltmeister Ferrari mit 189 WM-Punkten den Vorsprung auf die Konkurrenz deutlich ausgebaut. BMW-Williams liegt mit 86 WM-Punkten dahinter vor McLaren-Mercedes (57). Der Kampf um den Vizetitel wurde damit in Italien nicht vorzeitig entschieden. Auf dem vierten Platz baute Renault den Vorsprung auf Sauber (11) aus, die gleichzeitig von Jaguar unter Druck geraten, wo man mit acht Zählern einen Sprung auf den sechsten Rang gemacht hat.