Perez: Wendepunkt oder Sackgasse?

Der starke Auftritt von Sergio Perez in Bahrain soll der Anfang einer guten Saison werden - Lob von Whitmarsh, doch der Mexikaner darf es nicht übertreiben

(Motorsport-Total.com) - Bisher schien Sergio Perez die graue Maus im Chrompfeil zu sein, doch in Bahrain zeigte Mexikaner endlich ein lebhaftes Rennen. In der Wüste von Sakhir brachte "Checo" nicht nur Teamkollege Jenson Button mit seinen wilden Attacken zur Verzweiflung, er kam letztlich auch vier Plätze vor dem Engländer ins Ziel und durfte mit Platz sechs die beste Platzierung seit seinem Wechsel zu McLaren feiern. Ist dieses Rennen nun für Perez die Wende gewesen?

Titel-Bild zur News: Sergio Perez

Kann Sergio Perez die Form aus Bahrain mit nach Europa nehmen? Zoom

Der Mexikaner sagt ja: "Es scheint ein Wendepunkt in meiner Saison zu sein", findet der 23-Jährige. Zwar fiel McLaren nach dem starken Auftritt von Force India wieder auf den sechsten Rang in der Konstrukteurswertung, doch der MP4-28 an sich zeigte sich in Bahrain verbessert, was auch Sergio Perez zugutekam. Natürlich spielte auch die Tatsache, dass der Mexikaner im Gegensatz zur Vorwoche nicht so mit seinen Reifen haushalten musste, eine Rolle: "Das Tempo des Autos und die Strategie erlauben es dir, anders zu agieren. So musst du nicht verteidigen, sondern kannst attackieren", erklärt er.

Attackieren ist das richtige Stichwort, wenn man das Rennen von Perez beschreiben will. "Ich hatte ein interessantes Rennen mit viel Action", untertreibt der McLaren-Pilot ein wenig. Vor dem Rennen hatte ihm Teamchef Martin Whitmarsh gesagt, er solle ein wenig aggressiver sein. Diese Worte scheint sich Perez zu Herzen genommen zu haben - wenn auch vielleicht ein wenig zu sehr. "Es war ein aufregendes Rennen. Als er Jenson von hinten traf, schoss er aber etwas über das Ziel hinaus", hebt Whitmarsh symbolisch den Finger.

Whitmarsh will sich noch einmal unterhalten

Perez zeigte nämlich in Bahrain vor niemandem Respekt auf der Strecke - nicht einmal sein eigener Teamkollege war vor ihm sicher. Man muss McLaren dafür loben, dass sie ihre Fahrer so frei haben fahren lassen, doch Teamchef Whitmarsh dürfte am Kommandostand ein paar graue Haare mehr bekommen haben. "Über ein paar Dinge müssen wir uns noch unterhalten", so der Brite, "doch ich denke, er geht gestärkt aus diesem Rennen hervor."


Fotos: Sergio Perez, Großer Preis von Bahrain, Sonntag


Barcelona in drei Wochen stellt häufig für viele Teams noch einmal einen Wendepunkt dar, wenn die ersten großen Updates an die Autos gepappt werden. Zudem beginnt dann endlich die Europasaison und die langen Reisen sind erst einmal vorbei. Besonders bei McLaren dürfte man gespannt sein, was das Team nach dem ernüchternden Auftakt im Köcher hat. "Hoffentlich kämpfen wir schon beim nächsten Rennen an der Spitze", sagt Perez nach dem ersten zufriedenstellenden Grand Prix.

Der Stein rollt...

"Wir hatten ein paar schwierige Augenblicke, doch das Team hat mich stets unterstützt. Wir stehen zusammen", hakt Perez sein schwieriges Debüt bei den Chrompfeilen ab. "Das Selbstvertrauen hatte ich aber nicht verloren. Ich glaube stets an mich selbst. Und ich hoffe, das war jetzt der eigentliche Auftakt in meine Saison. Dass wir hier so stark waren, war eine schöne Überraschung. Damit hatten wir nicht gerechnet."

Sergio Perez, Martin Whitmarsh

"Sei ein wenig aggressiver": Perez hat die Worte von Martin Whitmarsh umgesetzt Zoom

Martin Whitmarsh dürfte indes erleichtert sein, dass Perez noch vor Barcelona die Kurve zu bekommen scheint. "Das war ein großer Schritt für ihn", weiß der Teamchef angesichts der Tatsache, dass man es als Neuling in einem Team meistens schwer hat. "Er kam zu McLaren und wurde gleich mal von Jenson in den Schatten gestellt. Deshalb stand er in der Kritik, denn als McLaren-Fahrer stehst du nun einmal auch unter Druck."

Dass die Leistung von Bahrain nicht nur eine Eintagsfliege war, muss Perez nun in den kommenden Wochen beweisen. Sollte der McLaren sukzessive besser werden, hätte auch der Mexikaner nach den Eingewöhnungsschwierigkeiten keine Ausreden mehr. Doch wie man weiß, ist das Schwierigste, den Stein erst einmal ins Rollen zu bekommen. Der Anfang ist gemacht, nun darf Perez nur nicht mehr vom Weg abkommen. Doch selbstbewusst ist er auf jeden Fall: "Das ist jetzt der Wendepunkt", ist sich der McLaren-Pilot am Ende sicher.