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  • 28.04.2018 08:24

  • von Rebecca Friese & Edd Straw

Perez nimmt Verstappen in Schutz: "Denkt mal drüber nach!"

Max Verstappens neuerliche Crash-Serie erinnert Force-India-Pilot Sergio Perez stark an seine McLaren-Zeit - Er warnt vor der Vorverurteilung junger Fahrer

(Motorsport-Total.com) - Mit seinem Crash beim Training zum Grand Prix von Aserbaidschan (Formel 1 2018 live im Ticker) hat Max Verstappen noch einen Vorfall zu der langen Liste der Fehlgriffe dieser noch jungen Formel-1-Saison hinzugefügt. Seinem Ruf hat das weder in der Öffentlichkeit noch im Fahrerlager gut getan. Ein Kollege positioniert sich aber klar als Fürsprecher: Sergio Perez. Denn der Force-India-Pilot steckte einst in einer ganz ähnlichen Situation. Und auch er musste sich dabei Beschimpfungen von Toppiloten gefallen lassen.

Titel-Bild zur News: Sergio Perez

Sergio Perez springt für seinen jungen Kollegen in die Presche Zoom

"Damals hat mich das nicht besonders getroffen", sagt er, mahnt aber gleichzeitig: "Über junge Fahrer wird sich besonders schnell das Maul zerrissen - darüber sollte man mal nachdenken. Max ist ein intelligenter Bursche und weiß, was er falsch gemacht. Er wird der Erste sein, dem das aufgefallen ist."

Die Königsklasse ist gerade einmal bei ihrer vierten von 21 Stationen in diesem Jahr angelangt. Verstappen hat sich bei keiner einzigen mit Ruhm bekleckert. Schon beim Auftaktrennen in Melbourne warf ihn ein ungeduldiger Angriff auf den Haas von Kevin Magnussen zurück. In Bahrain geriet er gar mit Weltmeister Lewis Hamilton aneinander, der ihn darauf als "Schwachkopf" bezeichnete. In China folgte dann der Crash mit Sebastian Vettel.

Die Schuld musste der 20-Jährige dabei jedes Mal auf seine Kappe nehmen. "Man fährt gegen die besten Fahrer der Welt", sagt auch Perez. "Aber irgendwann kann derjenige vor dir auch nichts mehr machen. Man schaut nicht permanent in den Rückspiegel, ob er jetzt einen Fehler begeht. Es liegt meist in der Verantwortung desjenigen, der hinterherfährt."

Lewis Hamilton, Max Verstappen

Max Verstappen bremst in diesem Jahr nicht für Weltmeister Zoom

Doch dem Mexikaner ist auch noch seine Saison 2013 bewusst. Damals wollte er als 23-Jährige den Durchbruch bei einem Topteam schaffen und bekam die Chance bei McLaren als Hamilton-Nachfolger und Teamkollege von Weltmeister Jenson Button. Das Problem: Es war das Jahr, in dem McLarens Leistungskurve zu sinken begann - nach sieben Siegen im Vorjahr erreichten sie nicht einmal das Podium.

Perez aber wollte es allen zeigen und ging dabei ähnlich ungestüm vor wie derzeit Verstappen. In Monaco verärgerte er dabei sowohl Button als auch Kimi Räikkönen, der schon über Funk meckerte: "Der Idiot wäre in mich reingefahren, wenn ich nicht ausgewichen wäre." Beim teaminternen Kopf-an-Kopf-Rennen in Bahrain forderte Button von McLaren: "Beruhigt ihn mal!"

"Mich hat das damals auch einiges an Reputation gekostet", sagt Perez heute. "Jeder hat nur gesehen, das Jenson mich geschlagen hat. Aber keiner hat bemerkt, dass ich im Qualifying besser war. Dann kamen noch ein paar Fehler wegen meiner Ungeduld dazu. Ich war damals sehr frustriert, dass der McLaren nicht so schnell war, wie man mir versprochen hatte."

Jenson Button, Sergio Perez, Nico Rosberg, Romain Grosjean

Sergio Perez war bei McLaren auch kein Kind von Traurigkeit Zoom

Eine Parallele dazu sieht er im verzweifelten Versuch Red Bulls, wieder in den Titelkampf einzugreifen: "Auch Max ist in den vergangenen Rennen immer sehr ungeduldig an die Sache gegangen - ihm geht es wahrscheinlich ähnlich. Er bekommt vom Auto nicht die Performance, die er sich erhofft und übertreibt es dann."

Perez musste nach nur einem Jahr bei McLaren die Koffer packen und versucht sich seither bei Force India durchzuschlagen. Dort konnte er in den vergangenen vier Jahren immerhin drei Podien holen. Eine Aktion wie die Verstappens gegen Vettel in Schanghai würde ihn nicht mehr reizen.

"Ich kann mich erinnern, dass ich an gleicher Stelle auch mal an Jenson vorbeigegangen bin", sagt er. "Aber so etwas riskiert man nicht, wenn man ohnehin den schnelleren Reifen und einen Sieg vor der Nase hat. Max war einfach zu ungeduldig und hat die falsche Entscheidung getroffen. Das passiert schonmal, weil solche Entscheidungen im Bruchteil einer Sekunde getroffen werden müssen."

"Natürlich ist Erfahrung dabei hilfreich", betont er. "Aber diese Rückschläge helfen auch. Und einen Teamkollegen da oben auf dem Podium zu sehen, war für ihn sicherlich ein großer Rückschlag. Ich bin mir sicher, er wird daraus lernen und sogar stärker zurückschlagen können."


Fotos: Grand Prix von Aserbaidschan


Das große Zittern bekäme Perez jedenfalls nicht, sollte einmal ein Red Bull in seinem Rückspiegel auftauchen. "Natürlich ist man sich bewusst, dass er etwas Verrücktes versuchen könnte. Aber meistens hat er es ja unter Kontrolle. Max ist ein guter Fahrer, mit dem man harte Kämpfe austragen kann."

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