• 29.08.2022 12:16

  • von Stefan Ehlen, Co-Autor: Jonathan Noble

Perez nach Spa: "Fühle mich nicht mehr so wohl wie am Saisonbeginn"

Was Red-Bull-Fahrer Sergio Perez nach dem Belgien-Grand-Prix zu sagen hat und was sein Team in der restlichen Formel-1-Saison 2022 von ihm erwartet

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich schien Sergio Perez im Belgien-Grand-Prix 2022 in Spa auf den Sieg gepolt zu sein. Denn sein Red-Bull-Teamkollege Max Verstappen ging aufgrund einer Motorenstrafe nur aus dem Hinterfeld ins Rennen. Am Ende aber gewann Verstappen trotzdem und Perez blieb nur Platz zwei, deutlich abgeschlagen.

Titel-Bild zur News: Sergio Perez und Max Verstappen in der Pressekonferenz nach dem Belgien-Grand-Prix 2022

Sergio Perez und Max Verstappen in der Pressekonferenz nach dem Belgien-Grand-Prix 2022 Zoom

Perez selbst räumt ein: "Es war eine gute Gelegenheit und ich hatte mir wirklich mehr erhofft." Doch schon nach nur zwölf Rennrunden war Verstappen von hinten kommend an ihm vorbeigegangen.

Teamchef Christian Horner betont: Es habe sich beim Platztausch der Red-Bull-Fahrer keineswegs um Stallregie gehandelt. "Sie durften frei fahren, das hatten wir vorab so besprochen. Wir hatten nur erwartet, dass sie sich vielleicht erst im letzten Stint treffen würden."

Perez hadert mit Reifenverschleiß im ersten Stint

Weil aber Verstappen eine überragende Pace hatte, machte er schon in der ersten Rennhälfte alles klar, fuhr teilweise eine Sekunde schneller als seine Gegner. Perez war für ihn deshalb keine große Hürde. Wobei Horner auf einen "Reifenunterschied" bei seinen Fahrern verweist: Perez war mit Medium losgefahren, Verstappen auf Soft.

Und Perez hadert rückblickend mit seinem Reifenhaushalt: "Ich habe [im ersten Stint] versucht, meine Medium-Reifen zu schonen, aber der Verschleiß war ein bisschen höher als erwartet." Deshalb sei sein erster Stint "ziemlich schwach" ausgefallen.

Parallel dazu brannte Verstappen auf Soft ein wahres Feuerwerk ab, das selbst Perez überraschte: "Max ist regelrecht geflogen. Er fuhr wie vom anderen Stern, war unerreichbar."

So sah es auch Horner. Er meint: "Ich glaube, Max war einfach in einer eigenen Liga unterwegs, und nicht nur dieses Mal. Er war schon früher ausgezeichnet in Spa und hat sie jetzt alle weggefegt."


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Was Verstappens Leistung in Spa auszeichnet

Besonders bemerkenswert sei die schnellste Rennrunde durch Verstappen auf Medium, wo Ferrari-Fahrer Charles Leclerc am Ende noch einen Soft-Versuch unternommen habe, die Zeit aber nicht knackte. "Und im Qualifying ist Max mit nur zwei Soft-Sätzen durchgekommen, hat den letzten Versuch sogar ausgelassen", sagt Horner. Die Wochenend-Leistung falle daher "gigantisch" aus.

Einzig Perez' fahrerische Leistung trübt die Red-Bull-Freude etwas. Satte 0,797 Sekunden hatte der Mexikaner als Dritter im Qualifying auf Verstappen verloren, kam im Rennen 17,8 Sekunden hinter Verstappen ins Ziel, obwohl er zwölf Plätze weiter vorne losgefahren war.

Denn es war schon haarig losgegangen für Perez: Von P2 kommend verlor er in der Startphase einige Positionen. Es sei ein "wirklich schwacher Start" gewesen, räumt er ein. "Da war wohl was mit der Kupplung. Denn als ich sie kommen ließ, hatte ich sofort durchdrehende Räder, und das rächt sich, hier in Spa ganz besonders aufgrund des rauen Asphalts", sagt Perez.

Immerhin: Bis zur Les-Combes-Schikane kassierte er Mercedes-Fahrer George Russell wieder ein, profitierte dann vom Zwischenfall um Fernando Alonso im Alpine und Russell-Teamkollege Lewis Hamilton. "Damit war ich wieder Zweiter", sagt Perez. Und das war er auch bei Rennende.

Red Bull verzeiht Perez den schlechten Start

Der schlechte Start? Geschenkt, meint Red-Bull-Berater Helmut Marko bei 'Sky'. Denn: "Das hat am Gesamtergebnis nichts geändert. Es wäre natürlich schöner gewesen, wenn [Perez] gleich in der ersten Runde vorgefahren wäre, aber Sergio ist ein sehr solides Rennen gefahren, hat dann auch mehr geschont und hat das alles unter Kontrolle gehabt."

Im Vergleich zu Verstappen aber gab Perez wieder einmal eine schlechte Figur ab. Das ist auch Marko aufgefallen, und er fordert eine Steigerung von seinem Fahrer ein: "Er muss vom ersten Training an völlig dabei sein. Er muss in der Startaufstellung weiter vorne sein, und dann glaube ich, vielleicht gelingen es uns noch ein paar Doppelsiege."


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Den möglichen WM-Titelgewinn von Verstappen in der Fahrerwertung scheint Marko fest einzuplanen, wenn er bei 'ServusTV' weiter sagt: "Es wäre ja das erste Mal, dass wir in der WM Platz eins und zwei erreichen. Das ist unser nächstes Ziel."

Warum Verstappen Perez abgehängt hat

Perez aber wurde zuletzt nicht unbedingt schneller, sondern ist eher weiter hinter Verstappen zurückgefallen. Er selbst sagt: "Das Auto ist seit Saisonbeginn sicher besser geworden, aber ich fühle mich [im Auto] nicht mehr so wohl wie zu Saisonbeginn. Daran muss ich arbeiten, damit ich das Maximum aus dem Auto herausholen kann."

"Manchmal muss man hart arbeiten und eine tiefgehende Analyse betreiben. An diesem Punkt befinden wir uns im Moment", so Perez. Und er deutet technische Änderungen am Red Bull RB18 an: "Seit diesem Wochenende stimmen wir die Autos aber etwas anders ab. Ich hoffe wirklich, wir sehen so ein paar Unterschiede, damit wir die Leistung auf meiner Seite hochfahren können."

Denn es würden wieder Rennen kommen, die schwieriger sein könnten für Red Bull. Das "starke Ergebnis" seines Teams sei nämlich eine "streckenspezifische Sache" gewesen, meint Perez. "Schon in Zandvoort werden Ferrari und Mercedes wieder mitkämpfen." Und dann ist auch Perez noch mehr gefordert.

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