Pechsträhne: Motivator oder Lustkiller für "Schumi"?

Das Fahrerlager wundert sich über Michael Schumachers Pech - Die Meinungen gehen allerdings auseinander, wie sich dies auf seine Zukunft auswirken könnte

(Motorsport-Total.com) - Michael Schumacher wird diese Saison vom Pech verfolgt. In sieben Rennen holte der Rekordweltmeister bloß zwei WM-Punkte - Platz 18 in der Fahrerwertung ist das ernüchternde Resultat. Nur zweimal sah der Mercedes-Pilot 2012 das Ziel - ein Ausfall geht auf seine Kappe, als er in Barcelona Bruno Senna ins Heck donnerte, die anderen Enttäuschungen sind auf Fehler des Teams zurückzuführen. Zum Vergleich: Teamkollege Nico Rosberg darf sich nach wie vor Chancen auf den WM-Titel ausrechnen und erreichte in jedem Saisonrennen das Ziel.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Zwischen Frust und Ehrgeiz: Michael Schumacher will nicht aufgeben

Die Situation ist für das Team prekär, da der Dreijahres-Vertrag des 43-Jährigen mit Saisonende ausläuft. Die Truppe aus Brackley will mit ihm weitermachen, doch Schumacher ziert sich derzeit - laut eigenen Angaben aber nicht, weil er diese Saison vom Team regelmäßig im Stich gelassen wird.

Sutil: Schumacher nicht nur 2012 vom Pech verfolgt

Ex-Force-India-Pilot Adrian Sutil, der dieses Jahr zuschauen muss, fühlt mit seinem Landsmann mit. "Es ist unglaublich. Man weiß manchmal nicht mehr, was man da tun soll", versetzt er sich gegenüber 'Sky Sports F1' in die Lage des Kerpeners. "Ich kenne das auch. Es kann passieren, doch bei ihm hält das Pech schon recht lange an."

Sutil hat den Eindruck, dass bei Schumacher grundsätzlich mehr Defekte auftreten als bei seinem Teamkollegen: "Es ist ja nicht so, dass es nur in diesem Jahr so ist. Im vergangenen Jahr hat es ja auch meist ihn getroffen." Dass der Superstar aufgrund der Dauerkrise irgendwann die Motivation verlieren und resignieren wird, glaubt Sutil nicht: "Das liegt ihm nicht, und in solch einer Situation sollte man das auch nicht machen."

"Wenn jetzt ein Erfolg kommt, werden wir ihn weiter in der Formel 1 sehen." Adrian Sutil

Dennoch sieht er einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen den Enttäuschungen auf der Rennstrecke und einer möglichen Vertragsverlängerung: "Nun benötigt er unbedingt ein Erfolgserlebnis, besonders wenn es um die Entscheidung geht, was in der Zukunft passiert. Das macht das alles etwas schwieriger." Seine Prognose: "Wenn jetzt ein Erfolg kommt, werden wir ihn weiter in der Formel 1 sehen, denke ich."

Vettel wünscht Schumacher Glück

Landsmann und "Schumi"-Freund Sebastian Vettel zeigt sich ebenfalls verwundert, warum ausgerechnet der erfolgreichste Formel-1-Pilot der Geschichte das Pech magisch anzuziehen scheint. Einerseits glaube er "nicht an Glück und Pech", andererseits sei die Pechsträhne "nicht unbedingt verdient". Für die Ausfälle gab es "sicher jeweils einen Grund".

Dass der Mercedes-Pilot, der seit seinem Comeback 2009 keinen einzigen Podestplatz zu Buche stehen hat, nicht mehr der Alte ist, glaubt Vettel nicht: "Was den Speed angeht, hat er in Monaco zumindest noch einmal alle wachgerüttelt und gezeigt, dass er noch da ist. Ich hoffe natürlich, dass die nächsten Rennen für ihn ein bisschen besser werden."


Fotos: Michael Schumacher, Großer Preis von Europa


Susie Wolff rechnet mit Vertragsverlängerung

Williams-Testfahrerin Susie Wolff, die in der DTM mit Mercedes für den gleichen Arbeitgeber startet wie Schumacher in der Formel 1, kann sich nicht vorstellen, dass der Deutsche mit Saisonende seinen Helm an den Nagel hängen wird. Ihrer Meinung nach ist der ausbleibende Erfolg sogar eine Triebfeder, die Karriere fortzusetzen.

"Ich denke nicht, dass er aufhört", sagt die Schottin gegenüber dem 'ORF'. "Er ist siebenfacher Weltmeister und seit seiner Rückkehr war er nicht so erfolgreich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ohne Erfolg mit Mercedes aufhört. Er hat es probiert, eine Pause von der Formel 1 zu machen, aber er ist zurückgekehrt, weil es ihm so viel Spaß macht. Ich denke, dass er bei Mercedes-Benz happy ist, und er erwartet sicher, dass er vor seinem zweiten Rücktritt noch einmal Erfolg hat. Ich denke also, dass er weitermacht, aber man weiß es nie."

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ohne Erfolg mit Mercedes aufhört." Susie Wolff

Haug hat keine Erklärung für Probleme

Wie sein Kollege Ross Brawn kann sich auch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug keinen Reim auf die ständigen Probleme bei Schumachers F1 W03 machen. "Wir sind alle Details durchgegangen", erklärt der Schwabe. "Das ist nicht der Standard des Teams, aber manchmal erlebt man eben so einen Zeitraum, und man muss stark, konzentriert und fokussiert sein. Ich bin sicher, dass es sich ändern wird."

Während sich Vettel sicher ist, dass es für die Probleme "Gründe" gibt, meint Haug: "Es gibt keine Gründe, sowas sollte einfach nicht passieren. Es ist sehr selten, dass das eine Auto in sieben Rennen jede Rennrunde absolviert, und beim anderen treten ständig Probleme auf. Das ist uns bewusst, und wir müssen und werden das lösen. Dennoch handelt es sich um eine ruhige und konzentrierte Herangehensweise."

Der Motorsportchef warnt davor, jetzt die Nerven wegzuschmeißen und alle Arbeitsprozesse zu hinterfragen. Seiner Meinung nach dürfe man sich jetzt nicht verunsichern lassen und müsse überlegt handeln: "Die Leute machen ihre Arbeit, und wenn man eine schwächere Zeit erlebt, dann muss man das systematisch untersuchen und die Gründe dafür finden. Die Ergebnisse sind nicht so, wie wir sie uns erwarten - aber wir müssen konstruktiv an die Sache herangehen."