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Paul Stoddart im ausführlichen Interview
Der Minardi-Teamchef über seine erste Formel-1-Saison, den Deal mit Asiatech, Yoong, Mansell und die Zukunftsaussichten
(Motorsport-Total.com) - Dank einem Abkommen mit Asiatech wird Minardi im nächsten Jahr mit Sicherheit einen Schritt nach vorne machen. Nachdem man in diesem Jahr mit einem Ford-Motor aus dem Jahre 1998 unterwegs war, wird der Motor nicht nur leistungsfähiger sein, das Team wird den Zehnzylinder kostenlos erhalten und damit wertvolles Budget für die Entwicklungsarbeit am Auto übrig haben. In lediglich sechs von dreizehn Rennen war Minardi in diesem Jahr im Qualifying das langsamste Team, alleine das ist schon ein Erfolg, mit dem wohl kaum einer gerechnet hätte. Fernando Alonso konnte sich häufig als 18. qualifizieren und das, obwohl das Team noch Mitte Januar kurz vor dem endgültigen Aus stand. In Monza wird Alex Yoong Tarso Marques ersetzen - ein weiterer kleiner Schritt für das Team in die richtige Richtung.

© Minardi
Computergrafik des Asiatech-Motors für die Saison 2002
Frage: "Was bedeutet der Asiatech-Deal für das Team?"
Stoddart: "Wir haben uns vier Motoren angeschaut, bevor wir uns für Asiatech entschieden haben. Was wir immer wollten war ein Motor mit 800 PS, der Minardi nach vorne bringt. Das haben wir mit Asiatech erreicht und was noch besser ist, ist die Tatsache, dass wir das gesparte Geld in die Entwicklung des restlichen Unternehmens investieren können, so dass wir unser Ziel für das nächste Jahr erreichen können: Wir möchten Minardi vom Ende des Feldes nach vorne bringen."
Frage: "Sind sie zuversichtlich, dass der Motor gut genug sein wird?"
Stoddart: "Der Motor wird sich deutlich von dem diesjährigen Motor unterscheiden, der im Arrows eingesetzt wurde. Er hat eine Menge mehr PS und ist deutlich leichter, wonach jeder in der Formel 1 strebt."
Frage: "Sie haben das Geld erwähnt - es muss wohl ein Traum wahr geworden sein, einen Motor zu haben, für den man nicht bezahlen muss?"
Stoddart: "Ja, ich denke, dass dies für Minardi ein Schritt nach vorne ist. Es ist das erste Mal, dass sie überhaupt einen kostenlosen Motor haben und so Ressourcen in andere Bereiche stecken können, die auf jeden Fall verbessert werden müssen, wenn wir unser Ziel erreichen wollen, nach vorne zu kommen."
Frage: "Alex Yoong wird in Monza fahren. Wie macht er sich?"
Stoddart: "Alex hat für uns bei den Testfahrten sehr gut gearbeitet und das muss jetzt natürlich auf der Strecke umgesetzt werden. Es ist natürlich ziemlich heikel, ihn in den letzten drei Rennen des Jahres ins Auto zu setzen. Aber ich denke, dass er in Monza gut sein wird, weil er dort getestet hat. Die meisten waren schon einmal in Indianapolis gewesen und er ist in Suzuka schon einmal gefahren. Ich denke also, dass er dabei sein wird. Ich hoffe wirklich nur, dass er sich für die Rennen qualifiziert und dann wird er über den Winter ein intensives Testprogramm durchmachen, um ihn auf das nächste Jahr vorzubereiten."
Frage: "Er wird also definitiv nächstes Jahr fahren?"
Stoddart: "Man kann nie definitiv sagen, aber daran arbeiten wir sicherlich im Moment und so lange er gute Leistungen zeigt, wird er fahren. Er hat nicht nur den Druck auf Grund der Erwartungen einer Nation, sondern einer ganzen Region. Bis jetzt hat er dem Druck gut standgehalten und ich hoffe einfach, dass dem auch in Zukunft so sein wird. Sein technisches Feedback ist gut, er tat genau das, was man von ihm wollte."
Frage: "Wie sehr sind sie mit ihren anderen Fahrern zufrieden?"
Stoddart: "Fernando ist ein Star. Ich habe das schon das ganze Jahr über gesagt und er hat einen fantastischen Job gemacht. Es gab Zeiten, in denen wir Zielankünfte benötigten, wir brauchten Zuverlässigkeit für das Auto, da wir keine Tests vor der Saison hatten. Und Tarso war ein großartiger Teamplayer. Der Bund zwischen unseren beiden Fahrern steht den anderen in keinster Weise nach. Als Fernando den Unfall (im Warm Up in Spa; d. Red.) hatte, da hielt Tarso an um sicher zu stellen, dass er OK ist. Das war typisch. Er bleibt als Test- und Ersatzfahrer im Team und er macht Entwicklungsarbeiten für das nächstjährige Auto."
Frage: "Hegen sie große Sympathien in Tarso, weil er nie getestet hatte?"
Stoddart: "Er ist ein Vollprofi, in jeder Hinsicht. Ich fühle eine Freundschaft und eine enge Beziehung zu ihm und ich weiß, dass er alles getan hat, was ich von ihm wollte, bis ins kleinste Detail. Wenn man im Rennen zwei oder drei Mal überrundet wird, dann ist das für einen Fahrer manchmal ganz schön demotivierend. Manche Fahrer hätten das Auto abgestellt oder wären nicht so entschlossen, es bis ins Ziel zu schaffen."
Frage: "Alles in allem lief die Saison wohl besser, als sie sich das ausgemahlt hatten?"
Stoddart: "Oh ja! Wir haben sechs Wochen und drei Tage vor dem Saisonstart losgelegt, waren ohne Testfahrten und die Traktionskontrolle war auch noch neu. Wir haben einige unserer Erwartungen übererfüllt. Unser Ziel in diesem Jahr war es gewesen, einen ehrvollen und professionellen Job zu erledigen. Wir haben viel mehr als nur das erreicht. Wir hatten bis her drei Top-Zielankünfte, aus diesem Grund bin ich mit der Leistung des ganzen Teams sehr glücklich."
Frage: "War der Verlust ihres Technischen Direktors Gustav Brunner die größte Enttäuschung?"
Stoddart: "Damit habe ich mich jetzt abgefunden. Es war nicht die Art und Weise, in der ich Business betreibe und mit Sicherheit hat Gustav Brunner meinen Respekt verloren und das ist auch bei dem Großteil des restlichen Teams so. Aber das Leben geht weiter. Das Auto, das wir für das nächste Jahr im Windkanal stehen hatte, zeigt eine große Verbesserung im Gegensatz zu dem diesjährigen Auto und das wurde ja schon als gut eingeschätzt. Wir werden ein neues Motorenpaket, ein neues Chassis, neue Entwicklungen im Team und eine Menge mehr Geld haben, das in die richtigen Stellen investiert wird. Ich denke also, dass wir die Ziele im kommenden Jahr erreichen können und das ist ein achter, neunter oder zehnter Platz in der Konstrukteurswertung."
Frage: "Kommen neue Leute ins Team?"
Stoddart: "Ja, wir nehmen große Änderungen vor. Wir haben keinen verloren, wir nehmen eine Vergrößerung des Teams vor. Es geht wirklich darum, Minardi zu dem zu machen, was ein Rennteam des 21. Jahrhunderts ausmacht."
Frage: "Lief ihr PR-Tag in Donington mit Nigel Mansell besser als erwartet?"
Stoddart: "Ich denke, dass er fantastisch war. Das Hauptziel dahinter war es gewesen, die Formel 1 den Menschen näher zu bringen und das haben wir getan. Viele sagten, dass sie den schönsten Tag erlebt hätten und alle fragten sie, wann wir noch einmal so etwas machen würden. An einem Dienstag 10.000 Leute nach Donington zu bringen war ziemlich schwierig und sie haben sicherlich danach gefragt, ob wir es das nächste Mal nicht an einem Sonntag im Sommer machen könnten. Das werden wir auch tun. Nächstes Jahr könnten wir 50 oder 75.000 Leute vor Ort haben!"
Frage: "Stimmt es, dass sie kein weiteres Zweisitzerrennen mehr austragen möchten?"
Stoddart: "Nein, da wurde ich falsch zitiert. Um das noch einmal klar zu stellen, als ich nach dem Unfall sagte 'das machen wir nicht noch einmal', meinte ich den Unfall. Aber wir werden definitiv wieder ein Rennen haben. Für ein Einweihungsrennen war das absolut gewaltig - sorry wegen des Wortspiels. Nigel sagte mir, dass er es wirklich genossen hat. Als wir durch die Boxengasse gingen, da kamen uns 4.000 Menschen entgegen. Das war ein betörendes Gefühl. Und alle hatten einen wirklich guten Tag. Der Passagier im Auto von Nigel, der bei der Monaco-GP-Auktion 55.000 Dollar bot, fragte mich, was ich im nächsten Jahr machen werde. Und ich sagte, dass ich grundsätzlich wieder das gleiche machen werde. Wer auch immer das meiste Geld zugunsten der Wohltätigkeit bietet, wird der Star am Renntag sein. Und er sagte: 'Alles klar?'"
Frage: "Ist Nigels Engagement nur auf reine Promotion-Auftritte beschränkt?"
Stoddart: "Im Moment ja. Nigel hat eine sehr arbeitsame Karriere, nicht nur bei seinen Auftritten im Motorsport, sondern auch im Golf, was ihm sehr wichtig ist. Er wird nächstes Jahr 49 Jahre alt und er muss das Leben noch genießen können. Wir sind stolz, dass wir Nigel nutzen können und ihn bei uns zu haben, wann auch immer er kann, aber das wird nur ein paar Mal im Jahr der Fall sein."
Frage: "Er wird also nicht langfristig im Team eine Rolle übernehmen?"
Stoddart: "Nein, nicht bei Minardi. Er hat zu viele geschäftliche Interessen, die verhindern werden, dass dies passiert."

