• 14.10.2004 12:02

Panis: "Ich bin glücklich"

Nach elf Jahren Formel 1 absolvierte Olivier Panis in Suzuka das 158. und letzte Formel-1-Rennen seiner Karriere

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wir war es, als sich dein letzter Grand Prix näherte?"
Olivier Panis: "Der Japan-Grand-Prix war mein 158. und letztes Formel-1-Rennen. Es war schon ein seltsames Gefühl, meine Rennkarriere zu beenden, aber ich bleibe ja in einer anderen Rolle bei Toyota. Das letzte Wort im finalen Kapitel habe ich also noch nicht geschrieben. Wenn die Entscheidung, dass man mit dem Rennfahren aufhört, gefallen ist, dann gibt es kein zurück. Und das zum richtigen Zeitpunkt zu machen, und ich denke, das habe ich, finden viele Leute schwierig."

Titel-Bild zur News: Olivier Panis

Die aktive Formel-1-Zeit Olivier Panis endete in Suzuka

Frage: "Wie hast du dich auf Suzuka vorbereitet?"
Panis: "Nach dem China-Grand-Prix reiste ich einige Tage nach Singapur, um zu trainieren, dann ging es nach Tokio, wo es vor dem Grand-Prix-Wochenende einen straffen Veranstaltungsplan gab. Es war auf viele verschiedene Arten ein spezielles Wochenende, nicht nur weil es Toyotas Heim-Grand-Prix war, sondern auch das 50. Rennen des Teams. Hinzu kam, dass wir es bei meinem letzten Grand Prix schafften, meinen Freund Jarno Trulli früher als geplant ins Rennteam zu bringen. Dass Jarno in Japan und Brasilien antritt, wird als Vorbereitung auf die nächste Saison nützlich sein und gibt dem ganzen Team einen Zeitvorteil."#w1#

Frage: "Was hast du in Tokio gemacht?"
Panis: "Als Vorgeschmack auf das Rennen reisten wir nach Tokio und absolvierten wir eine Demofahrt im Toyota TF104 auf den Straßen vor dem MegaWeb, dem größten Toyota-Showroom der Welt. Der Regen fiel unaufhörlich, aber die Fans schienen eine gute Zeit zu haben. Jarno stieß zu uns und stellte sich den Fragen der Fans und schrieb einige Autogramme. Dann fuhren wir in das Hauptquartier von Toyota, wo es eine Pressekonferenz für die japanischen Medien gab."

Panis fuhr am Freitag kaum

Frage: "Kommen wir zum Grand Prix. Wie sehr hat der Regen das Wochenende negativ beeinflusst?"
Panis: "Der starke Regen hat unser Freitagstraining beeinflusst. Jarno drehte einige Runden, weil er den TF104B noch nie zuvor im Nassen gefahren ist, aber ich entschied, dass es keinen Sinn gemacht hätte. Ich bin einige Installationsrunden gefahren, um zu schauen, ob die Kalibrierung der Kupplung und der Startsysteme in Ordnung war, aber ansonsten blieb ich in der Box. Selbst mit den Reifen für starken Regen gab es eine große Gefahr des Aquaplanings. Suzuka hat viele Anstiege, daher gibt es immer wieder kleine Flüsse auf dem Kurs. Außerdem erwarteten wir für das Rennen ein anderes Wetter, alles, was wir also gelernt hätten, hätte nur wenig Wert gehabt."

Frage: "Was denkst du von der Entscheidung, den Samstag aufgrund der Taifunwarnung komplett zu streichen?"
Panis: "Ich denke, dass die FIA eine verantwortungsbewusste Entscheidung getroffen hat, den Samstag wegen des heranziehenden Taifuns abzusagen. Diese Entscheidung musste am Freitag gefällt werden, damit die Zuschauer, die am Samstag kommen wollten, bescheid wussten. Zu diesem Zeitpunkt zog der Taifun ja direkt auf Suzuka zu. Wenn ich mir die Bilder der Verwüstungen in Tokio ansehe, dann sollte man mit der Natur nicht spielen."

Frage: "Damit war deine erste gezeitete Runde die in der Vor-Qualifikation?"
Panis: "Ja, meine erste gezeitete Runde des Wochenendes brachte mich auf den fünften Platz in der Vor-Qualifikation. Ich kenne das Auto und ich kenne Suzuka, das war also kein Problem. Jarno und ich konnten uns beide unter den besten Zehn qualifizieren."

"Das Auto war nicht gut genug"

Frage: "Was passierte im Rennen?"
Panis: "Die Reifenwahl war eine Lotterie, weil wir nicht sicher waren, wie der Verschleiß sein würde. Jarno entschied sich für die harten Reifen, ich nahm die weichen. Aber ich konnte jeweils nur eine schnelle Runde fahren, dann brachen die Reifen ein. Es gab viel Graining und das Heck des Autos wurde sehr nervös, es war ein schwieriges Rennen. Wegen der Bedingungen am Freitag konnten wir die Michelin-Reifen nicht wie gewohnt testen. Es spiegelte also nicht die Leistung von Michelin wieder, sondern die Umstände in Suzuka."

Frage: "Wir schätzt du die Teamleistung in Japan ein?"
Panis: "Ich denke, dass wir als Team während eines schwierigen Rennwochenendes unser Bestes gegeben haben, aber unser Auto war nicht gut genug, damit wir um die Punkte kämpfen konnten. Wir müssen in diesem Winter also alle sehr hart arbeiten, damit sich die Situation in der nächsten Saison verbessert."

Frage: "Zeigte Suzuka auch, dass ein Zweitagesformat etwas für die Zukunft ist?"
Panis: "Am Sonntag fragte jeder, ob es möglich sei, ein Zweitageswochenende zu absolvieren. Wir haben in Suzuka bewiesen, das es geht, jeder hat am Sonntag seine Arbeit gemacht. Ich finde diese Lösung nicht lächerlich, auch wenn die Teams dann Übertragungszeit in den Medien verlieren würden. Natürlich war es in Suzuka eine außergewöhnliche Situation, weil wir am Freitag wenig fuhren. Wenn ein Zweitageswochenende kommt, dann muss sichergestellt werden, dass man vor dem Qualifying genug fahren kann."

Panis ist um einen Toyota reicher

Frage: "Wenn du es mit einem normalen Wochenende vergleichst, wie habt ihr das Arbeitspensum geschafft?"
Panis: "In Suzuka haben wir viel mit den Ingenieuren mit den Daten aus dem vergangenen Jahr gearbeitet, da wir keine einzige Runde im Trocknen gefahren sind, das war das Hauptproblem. Wenn es ein Freies Training am Samstag gibt, dann wäre es an einem Zweitageswochenende absolut okay."

Frage: "Was sind deine Eindrücke vom letzten Rennen?"
Panis: "Ich kann nur sagen, dass ich sehr glücklich darüber bin, dass mein letztes Formel-1-Rennen in Japan stattfand, vor so vielen Toyota-Anhängern. Ich möchte den japanischen Fans danken, aber die Herausforderung wird weitergehen. Als dritter Fahrer werde ich die harte Arbeit der vergangenen zwei Jahre fortsetzen können. Ich wünschte, ich hätte ein stärkeres Rennen gehabt, aber es hat nicht sollen sein und der 14. Rang war das Beste, was ich machen konnte. Nach elf Jahren Formel 1 kann ich sagen, dass ich glücklich bin, meinen Kindheitstraum erfüllt zu haben. Nun liegt eine große Herausforderung vor mir, aber auch mehr Zeit, die ich mit meiner Familie verbringen kann."

Frage: "Haben dich viele Leute in Suzuka aufgesucht?"
Panis: "Alle Teamchefs kamen vorbei und wünschten mit alles Gute, und Toyota schenkte mir mein Autos in Suzuka, das war eine fantastische Geste. Ich denke, dass alle mit meiner Arbeit zufrieden sind. Im Treffen der 'GPDA' (Fahrergewerkschaft; d. Red.) waren alle nett, und selbst Michael Schumacher sagte, dass er mich vermissen würde. Aber alle guten Dinge müssen einmal zu Ende gehen."