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  • 22.10.2021 00:59

  • von Chris Lugert, Co-Autor: Charles Bradley

Otmar Szafnauer: Formel 1 verträgt einen dritten US-Grand-Prix

Die Formel 1 erlebt in den USA einen enormen Aufschwung, die Popularität nimmt rasant zu - Ist ein drittes Rennen die logische Folge?

(Motorsport-Total.com) - Die USA gelten weltweit als das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten", und auch die Formel 1 sieht sich bei ihrer Expansion in Richtung des zwischenzeitlich stiefmütterlich behandelten Markts noch lange nicht am Ende. Im Rahmen des Rennwochenendes in Austin kommt zwangsläufig die Frage auf, wie die Zukunft der Formel 1 in der größten Volkwirtschaft der Welt aussieht.

Titel-Bild zur News: Formel 1 Austin Texas Rennstrecke

Die Formel 1 gastiert an diesem Wochenende in Austin, und in Zukunft? Zoom

Im kommenden Jahr finden erstmals seit 1984 zwei Rennen in den USA statt. Das neue Rennen in Miami ist für den 8. Mai angesetzt, am 23. Oktober steigt das zweite Wochenende. Dass dieses erneut in Austin ausgetragen wird, ist allerdings noch nicht sicher. Noch gibt es keinen Vertrag zwischen den Streckenbetreibern und der Formel 1. Im vorläufigen Kalender ist der Kurs in Texas aber zumindest einmal hinterlegt.

Doch längst gibt es bereits Überlegungen, ob die Formel 1 nicht auch ein drittes Rennen in den USA vertragen könnte. Aston-Martin-Teamchef Otmar Szafnauer hält das für absolut vorstellbar. "Ich denke, der amerikanische Markt ist groß genug dafür und ist noch nicht gesättigt. Das ist meine Meinung. Wenn man sich NASCAR ansieht, die fahren 40 Rennen oder so, und trotzdem lieben alle NASCAR", sagt er.

TV-Quoten in den USA legen deutlich zu

Zwar sei die Formel 1 ein "globaler Sport, aber ich denke, drei Rennen in einem Land wie Amerika sind machbar. Ich glaube, dass es die Nachfrage dafür geben würde", meint Szafnauer, der die Serie selbst als Jugendlicher in den USA erlebt hat. "Ich bin seit den frühen 1980er-Jahren Formel-1-Fan, als ich in Detroit lebte", sagt er.

Formel-1-Vermarkter Liberty Media hat es sich bereits seit der Übernahme der Geschäfte in der Königsklasse auf die Fahne geschrieben, die Serie im eigenen Land populärer zu machen. Und die Zahlen sprechen für sich.


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Der TV-Sender 'ESPN', der die Formel 1 in den USA überträgt, verzeichnete in diesem Jahr durchschnittlich 916.000 Zuschauer an den ersten 15 Rennwochenenden. Dies entspricht einer Steigerung von 39 Prozent im Vergleich zu 2019 und sogar 51 Prozent im Vergleich zur Corona-Saison 2020. Bei den Zahlen muss berücksichtigt werden, dass die Europarennen der Formel 1 allesamt in den Morgenstunden in den USA abgehalten werden.

Netflix und Social Media befeuern Boom

Geschäftsführer Stefano Domenicali äußerte sich euphorisiert über die Expansion Richtung USA. "Wenn wir in diese Richtung weiterarbeiten, ist der Himmel die Grenze", sagte er zu 'CBS News'. Großen Anteil am wachsenden Interesse der Amerikaner an der Formel 1 hat auch die Netflix-Dokuserie "Drive to Survive", die eine Formel-1-Saison mit viel Pathos und Drama inszeniert - und dafür auch Kritik einstecken musste.

Auch die wachsende Präsenz in den sozialen Medien, die unter Bernie Ecclestone komplett vernachlässigt worden waren, zahlt sich aus. Laut 'USA Today' hatte die Formel 1 2020 den höchsten Zuwachs aller Sport-Organisationen bei Interaktionen auf Facebook, Twitter, Instagram und YouTube. Um 99 Prozent nahmen die Engagements zu.

Die Fans von heute sorgen für neue Fans von morgen, glaubt auch Szafnauer. "Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn ein Haushalt die Formel 1 sieht und der Vater es mag, dann mögen es auch die Kinder. Und dann wächst es geometrisch. Wenn wir diesen Schwung bekommen, kann das Wachstum sehr schnell gehen", erklärt er.


F1: Grand Prix der USA (Austin) 2021

Wochenende in Austin bereits ausverkauft

Drei Rennen in den USA wären übrigens kein Novum. 1982 fanden zum ersten und bislang einzigen Mal drei Veranstaltungen in einer Saison dort statt. Damals wurde in Long Beach, Detroit und Las Vegas gefahren. Domenicali träumt davon, dass die gescheiterten Pläne eines Rennens in Manhattan in der Metropole New York City doch noch einmal aufleben könnten. Doch Alternativen gäbe es genug.

Am Zuschauerinteresse scheint es nicht zu mangeln. Das Rennwochenende in Austin ist bereits ausverkauft, 360.000 Zuschauer werden erwartet. Vorbei sind die dunklen Zeiten des Skandalrennens in Indianapolis, das einst scheinbar den Sargnagel für die Formel 1 in den USA bedeutete.

Weltmeister Lewis Hamilton würde ein weiteres Rennen in den USA absolut befürworten, auf jeden Fall müssen es seiner Meinung nach zwei sein. "Der US-Grand-Prix ist fantastisch, und das Land ist so riesig. Ein einziges Rennen hier reicht nicht aus, um die Sportkultur hier zu nutzen und die Fans zu begeistern und auf eine Reise mitzunehmen", sagt Hamilton, der die Begeisterung der Amerikaner für Sport allgemein gut kennt.


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Hamilton: Amerikaner werden Formel-1-süchtig

"Mein erstes Rennen in den USA war 2007, aber ich war schon bei einem NASCAR-Rennen und habe gesehen, wie es ist. Ich war bei einem NFL-Spiel, einem NBA-Spiel, die Menschen hier sind einfach verrückt nach Sport. Es gibt nie genug Sport, sie wollen immer mehr, mehr Action. Der Fortschritt, den ich in all den Jahren gesehen habe, war enorm", sagt Hamilton.

Er habe das gestiegene Interesse an der Formel 1 in den USA am eigenen Leib erfahren. "Immer mehr Menschen sprechen darüber, immer mehr Menschen beteiligen sich. Und ich bekomme so viele E-Mails und Nachrichten von Leuten, die ich schon seit Jahren in den USA kenne, aber nie wussten, was ich mache. Die sind jetzt süchtig und können es kaum erwarten zu kommen", schildert er.

Auch Fahrerkollege Charles Leclerc befürwortet ein drittes Rennen jenseits des großen Teichs. "Die Formel 1 ist in den letzten Jahren dank der Netflix-Serie immer größer geworden, und hier kann ich das definitiv spüren und sehen. Ich liebe auch dieses Land, es ist toll, hier zu sein, und ich wäre sehr glücklich, ein drittes Rennen hier zu haben", sagt der Ferrari-Pilot.


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Steiner warnt: "Dann geht alles den Bach runter"

Ausgerechnet Günther Steiner, Teamchef des einzigen US-Rennstalls im Feld, übt sich in Zurückhaltung und warnt davor, dass der Hype auch schnell zu Ende sein könnte. "In den USA ist das Interesse groß, aber wir dürfen nicht nur kurzfristig denken, sondern auch mittel- und langfristig", meint der Haas-Teamchef.

"Man kann immer einen Boom erleben und jetzt drei Rennen haben, die ein oder zwei Jahre lang ausverkauft sind, und dann geht alles den Bach runter. Das ist kein guter Plan", stellt er klar. Sein Fazit lautet daher: "Kurzfristig ja, drei, aber wir müssen dafür sorgen, dass es auch mittel- bis langfristig so bleibt."

Das Interesse zusätzlich befeuern würde natürlich ein prominenter US-amerikanischer Motorsportname. Der Verkauf des Alfa-Romeo-Teams an die Andretti-Familie steht weiterhin im Raum. Doch alleine das Interesse verdeutlicht die neuen Realitäten: Das einstige Stiefkind USA scheint für die Formel 1 zur großen Liebe zu werden.

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