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  • 16.12.2018 12:07

  • von Dominik Sharaf

Onyx-Geldgeber und Finanzbetrüger Jean-Pierre Van Rossem gestorben

Van Rossem machte sich Ende der Achtziger als exzentrischer Onyx-Mäzen einen Namen und saß danach im Gefängnis - Nun ist er im Alter von 73 Jahren gestorben

(Motorsport-Total.com) - Jean-Pierre Van Rossem, der schillernde Geldgeber des früheren Formel-1-Teams Onyx, ist tot. Wie belgische Medien berichten, starb er am Freitag im Alter von 73 Jahren in einer Brüsseler Klinik nach langer Krankheit. Einen Namen hatte sich Van Rossem Ende der Achtzigerjahre nicht nur wegen seines finanziellen Engagements, sondern auch wegen seines exzentrischen Auftretens gemacht.

Titel-Bild zur News: Jean-Pierre Van Rossem

Jean-Pierre Van Rossem war eine schillernde Figuer (Archivfoto von 1989) Zoom

Bevor er in der Formel 1 auftauchte, hatte der studierte Wirtschaftswissenschaftler mit Rauschebart und Sympathien für Karl Marx etwa 800 Millionen US-Dollar verdient - mit seiner Firma Moneytron, viel Werbung und Show sowie einem fragwürdigen Berechnungsmodell, mit dem sich Vorgänge auf Kapitalmärkten vorhersagen lassen sollten. Die Investoren standen trotzdem Schlange.

Mit seinem Vermögen unterstützte er den britischen Rennstall Onyx bei seinem Aufstieg von der Formel 3000 in die Formel 1. 1989 ging das Team mit Stefan Johansson, Bertrand Gachot und JJ Lehto in der Königsklasse an den Start. Dem Schweden glückte ein sensationeller dritter Platz beim Portugal-Grand-Prix, doch noch während der folgenden Saison scheiterte das Projekt - weil sich die Autos bei Vollgas in ihre Bestandteile auflösten und sich ein erschrockener Teilhaber zurückzog.

Van Rossem gründete derweil eine Partei namens ROSSEM und ließ sich in das belgische Parlament wählen, um als Abgeordneter von einem Gesetz zu profitieren, das ihn nicht-regresspflichtig für die Schadensersatzerdforderungen geprellter Moneytron-Anleger machte. Trotzdem wurde er 1991 wegen Betrugs zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt, die er anschließend absaß.

Im Gefängnis schrieb er seine Autobiografie "De engel in de duivel" (zu Deutsch: "Der Engel, der im Teufel steckt"), die zum Bestseller avancierte. Anschließend wurde es - abgesehen von Gerüchten um ein Comeback auf dem politischen Comeback und einer zweiten Ehe - still um van Rossem.

Stefan Johansson

Stefan Johansson fuhr für das Onyx-Team sogar auf das Podium Zoom

Der frühere Onyx-Chef Mike Earle beschreibt Van Rossem gegenüber 'Motorsport-Total.com' als "Exzentriker und Motorsport-Enthusiasten durch und durch". Ohne ihn als Geldgeber hätte es die Mannschaft nicht die Formel 1 geschafft. "Er war schillernd und unberechenbar, aber extrem intelligent und ein netter Kerl, wenn man mit ihm im stillen Kämmerlein zusammengesessen hat. Als wir damals so tolle Ergebnisse eingefahren haben, war er aus dem Häuschen. Es hat ihm viel bedeutet."

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