Nyck de Vries: Keine Ausnahmen bei Superlizenz-Regeln der Formel 1

Nyck de Vries fordert, dass die Regeln für die Superlizenz der Formel 1 strikt eingehalten werden: Ausnahmegenehmigungen setzten ein falsches Signal

(Motorsport-Total.com) - Im Zuge der Spekulationen um einen Wechsel von IndyCar-Pilot Colton Herta in die Formel 1 pocht Mercedes-Ersatzfahrer Nyck de Vries auf eine strikte Einhaltung der Regeln zum Erhalt der Superlinzenz, die zur Teilnahme an Formel-1-Rennen notwendig ist. Eine Ausnahmegenehmigung für den US-Amerikaner lehnt de Vries ab.

Titel-Bild zur News: Nyck de Vries

Nyck de Vries kämpft selbst um ein Cockpit in der Formel 1 Zoom

"Ich persönlich bin der Meinung, dass man sich an die Regeln halten und in solchen Situationen keine Ausnahmen machen sollte", sagt de Vries im Interview mit der niederländischen Ausgabe von 'Motorsport.com'.

Herta wird aktuell mit AlphaTauri in Verbindung gebracht. Dort ist der IndyCar-Pilot die Wunschlösung, falls Pierre Gasly zu Alpine wechseln sollte. Das Problem: Durch seine Ergebnisse in den vergangenen drei Saisons in der IndyCar-Serie hat der 22-Jährige nicht die notwendigen 40 Punkte gesammelt, die zum Erhalt der Superlizenz erforderlich sind. Herta kommt auf 32 Punkte.

Breiter Widerstand gegen Ausnahmegenehmigung für Herta

Bei der Suche nach einer möglichen Ausnahmegenehmigung für Herta wird aktuell darüber spekuliert, dass der Automobil-Weltverband FIA nur Hertas IndyCar-Ergebnisse auf Rundkursen heranziehen und die auf Ovalstrecken ausklammern könnte. Doch solch ein Vorgehen, dass auch Formel-1-Boss Stefano Domenicali und einige Teamchefs kritisch sehen, lehnt de Vries ab.

"Es gibt genügend Fahrer mit einer Superlizenz, aus denen man wählen kann. Und wenn man in diese Richtung geht und anfängt, Ausnahmen zu machen, wo hört es dann auf?", fragt sich der Niederländer. "Dann werden natürlich noch viel mehr Fahrer an die Tür der FIA klopfen, die meinen, dass sie eine Ausnahmegenehmigung verdienen."

Colton Herta

Colton Herta hat nicht genug Punkte für die Superlizenz Zoom

De Vries, der durch seine Titelgewinne in der Formel 2 2019 und der Formel E 2021 mehr als genug Superlizenz-Punkte hat, fände es frustrierend, wenn ihm ein Kollege eines der begehrten Formel-1-Cockpits wegschnappen sollte, der die Kriterien für die Superlizenz formal nicht erfüllt.

Ausnahme wäre schlecht für Formel 2 und Formel 3

"Und ich denke, dass es auch schlecht für das System ist. Es könnte sich negativ auf die Formel 2 und die Formel 3 auswirken", gibt er zu bedenken. "Wenn man in anderen Meisterschaften leichter Punkte sammeln kann, könnte es passieren, dass Fahrer in diese anderen Meisterschaften abwandern. Dann könnte sich ein Fahrer zum Beispiel für die Indy Lights entscheiden, wo es nur etwa zwölf Autos in der Startaufstellung gibt."

Der 27-Jährige Niederländer selbst kämpft derzeit um ein Cockpit in der Formel 1, nachdem sich Mercedes aus der Formel E zurückgezogen hat. Eine Möglichkeit wäre für den Mercedes-Mann das Kundenteam Williams, wo die Zukunft von Nicholas Latifi offen ist. Für das Team aus Grove war de Vries beim Grand Prix von Spanien des erste Freie Training gefahren.


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Und noch am vergangenen Wochenende hatte Teamchef Jost Capito am Rande des Grand Prix der Niederlande in Zandvoort betont, dass de Vries "absolut" einen Platz in der Formel 1 verdient habe. Doch wie sieht der Niederländer seine Chancen?

Fahrermarkt aktuell "ein großes Schachspiel"

"Um ganz ehrlich zu sein, ich bin nicht in der Lage, das zu beurteilen", so de Vries. "Denn es liegt außerhalb meiner Kontrolle. Letztendlich bin ich nicht derjenige, der diese Entscheidung trifft." Aus seiner Sicht gibt es auf dem Fahrermarkt für die Formel-1-Saison 2023 aktuell noch zu viele offene Fragen.

"In der ganzen Situation um Piastri, Alpine, Gasly und Herta passiert eine Menge. Da ist ein großer Dominoeffekt im Gange. Es ist nicht abzusehen, wohin das führen wird. Das Gleiche gilt für alle anderen Möglichkeiten in der Formel 1", so de Vries.


Fotos: F1: Grand Prix von Italien (Monza) 2022


"Zum Beispiel könnte Haas nicht mit Mick Schumacher weitermachen, was Mick auf den Markt bringen könnte und einen Platz bei Haas frei machen würde. Würden sie dann in Betracht ziehen, Antonio Giovinazzi eine weitere Chance zu geben? Ich weiß es nicht. Es ist so ein großes Schachspiel", so de Vries, der an diesem Wochenende beim Grand Prix von Italien (Formel 1 im Liveticker) im ersten Freien Training den Aston Martin von Sebastian Vettel übernehmen wird.

"Natürlich versucht man, es im Kopf durchzuspielen und zu sehen, wie es ausgehen könnte. Aber am Ende ist das Zeitverschwendung, denn es liegt nicht in deiner Hand. Alles, was man tun kann, ist, seinen Job zu machen, da zu sein und zu warten."