Nürburgring: "Doppel-Schumi-Boom" - Volksfeststimmung
Walter Kafitz, der Geschäftsführer der Nürburgring GmbH, blickt dem kommenden Wochenende euphorisch entgegen
(Motorsport-Total.com/dpa) - Ein Ansturm auf die Karten, Volksfest-Stimmung und dicke Gewinne: Der historische Doppel-Erfolg der Schumacher-Brüder und die Formel 1 "Made in Germany" haben dem Heim-Grand-Prix auf dem Nürburgring einen wahren Boom beschert. "Rund 30 Millionen Mark Gewinn und geschätzte 300 Millionen Mark Umsatz werden insgesamt in der Region im Jahr erzielt", sagte Walter Kafitz, der Geschäftsführer der Nürburgring GmbH, vor dem Großen Preis von Europa in einem 'dpa'-Gespräch über den Aufschwung der traditionsreichen Rennstrecke. Die Fans und ihre Ausgaben für den Motorsport bedeuten einen "warmen Regen für die Region", so Kafitz. Und seit Ralf Schumacher seinem Bruder Michael sogar Siege streitig macht, ist die Begeisterung der Fans noch größer geworden: "Jetzt haben wir einen Doppel-Schumi-Boom."

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Der Nürburgring wartet auf die zahlreichen Formel-1-Fans
Der dreimalige Weltmeister freut sich auf das Heimspiel. "Der Grand Prix von Europa hat für mich eine ganz besondere Bedeutung, weil er einer meiner drei Heim-Rennen ist", meinte Spitzenreiter Michael Schumacher vor dem neunten WM-Lauf am Sonntag (14.00 Uhr/live in RTL und Premiere World). "Am Ring kann ich jedes Jahr auf die Unterstützung durch viele Fans hoffen", sagte der Ferrari-Star, "außerdem begleiten mich immer einige gute alte Freunde."
Das Schumacher-Doppel beim Grand Prix in Montreal gab der Nachfrage am Ring einen zusätzlichen Schub. "Wir hätten leicht weit über 200.000 Tickets verkaufen können", berichtete Kafitz. Dabei sind die 142.000 Eintrittskarten für den Rennsonntag schon seit Jahresbeginn vergriffen. "Ausverkauft waren wir früher auch immer. Aber so weit im Voraus noch nie." Doch noch ist es nicht zu spät für kartenlose Fans. Für die beiden Trainingstage am Freitag und Samstag sind noch Tickets zu haben.
Sowohl für die Schumachers, die aus dem rund 70 km entfernten Kerpen kommen, als auch für die Mönchengladbacher Heinz-Harald Frentzen und Nick Heidfeld liegt der Nürburgring im Vergleich zu den sonstigen Entfernungen, die die weit gereisten Formel-1-Stars normalerweise zurücklegen, praktisch vor der Haustür. Noch nie zuvor hatten die Fans so gute Chancen, auch einen ihrer Lieblinge in der Eifel siegen zu sehen. "Ich denke, egal, wer von uns beiden dort vorn liegen sollte, für die Zuschauer wäre es riesig", hofft Ralf Schumacher auf eine Neuauflage des Kanada-Duells.
Doch trotz der nahe wohnenden Fan-Gemeinde kommen statistischen Erhebungen zufolge 90 Prozent der Besucher von außerhalb der Eifel- Region. Das bedeutet ein blendendes Geschäft für die Hoteliers und insgesamt weit mehr Einnahmen als die Kosten für den Grand Prix, die laut Kafitz eine "zweistellige Millionensumme" betragen. Rund 300 000 Menschen insgesamt werden von Donnerstag bis Samstag an der Strecke erwartet. "Davon sind eine Hälfte Pendler, die andere Hälfte Übernachtungsgäste", so Kafitz. Bis zu 10.000 Menschen arbeiten in der Grand-Prix-Woche am Ring - bei den Teams, an der Strecke, im Ordnungsdienst und den Bewirtungsbetrieben.
Zum diesjährigen Rennen zeigt sich der Nürburgring in ganz neuem Glanz. Im Mai wurden die für 30 Millionen Mark neu erbauten Boxengebäude, Start- und Zielhaus sowie das Pressezentrum in Betrieb genommen. Die Investition lohnt sich, da der Grand Prix in der Eifel bis 2004 gesichert ist. 500 Angestellte zählt die Nürburgring GmbH, in der Umgebung sorgt die Rennstrecke laut Kafitz für insgesamt 2500 Arbeitsplätze.
Für viele Fans beginnt das Spektakel bereits am Mittwoch. Dann treffen Tausende auf den Campingplätzen rund um den Ring ein. Nicht nur die vier einheimischen Piloten, sondern auch die deutschen Unternehmen Mercedes und BMW sowie viele als Sponsoren vertretene Firmen tragen zum Boom bei. "Davon profitieren wir alle", meinte Kafitz. Und sollte kein Deutscher gewinnen, dürften die Fans dennoch Gelegenheiten zum Feiern haben. Parties sind überall geplant. "Rund um den Nürburgring wird es ein Volksfest sein."

