"Noch nicht am Limit": Verstappens erstes Red-Bull-Training

Max Verstappen hinterlässt an seinem ersten Trainingstag für Red Bull einen guten Eindruck - Daniel Ricciardo optimistisch, Helmut Marko träumt von einem Podium

(Motorsport-Total.com) - Bei Red Bull ruhten am Freitag alle Augen auf Max Verstappen. Der beförderte Niederländer absolvierte seine ersten beiden Trainings für die Bullen - und hinterließ dabei einen guten Eindruck. "Max Verstappen kam auf Anhieb mit dem Auto zurecht. Das hat man auch bei den Zeiten gesehen. Er ist ganz knapp an Ricciardo dran", freut sich Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko, der den 18-Jährigen nach dem Großen Preis von Russland kurzerhand ins A-Team holte und Daniil Kwjat zurück zu Toro Rosso degradierte.

Titel-Bild zur News: Max Verstappen

Ein ungewohnter Anblick: Max Verstappen fährt jetzt für das A-Team von Red Bull Zoom

In der kombinierten Zeitenliste belegte Verstappen am Ende des Freitags den achten Platz. 1,453 Sekunden fehlten auf die Tagesbestzeit von Nico Rosberg. "Ich war mit dem Auto noch nicht am Limit, denn ich muss mich erst daran gewöhnen", erklärt der 18-Jährige, der mit seinem ersten Red-Bull-Tag nicht unzufrieden ist. Auf die Frage, wie er den Freitag auf einer Skala von eins bis zehn bewerten würde, antwortet er gegenüber 'Sky Sports F1': "Ich würde sagen sieben."

Insgesamt sei es allerdings noch "etwas zu früh", um über Unterschiede zwischen Red Bulls RB12 und dem Toro Rosso STR11 zu sprechen. Die 60 Runden, die Verstappen am Freitag drehte, vermittelten noch keinen kompletten Eindruck über die wirkliche Leistungsfähigkeit des Boliden. "Aber natürlich sind die Sitzposition und die Knöpfe am Lenkrad ganz anders. Das ist schon ein großer Unterschied", erklärt er.

Relativ problemloser Freitag

Außerdem kann Verstappen bereits eine Aussage zum für ihn neuen Renault-Motor treffen. Der Niederländer kennt die Aggregate der Franzosen noch aus der Saison 2015, als Toro Rosso ebenfalls noch auf Renault-Power setzte. In diesem Jahr setzt die Scuderia Vorjahresmotoren von Ferrari ein. "Sie haben definitiv einen großen Schritt nach vorne gemacht", berichtet Verstappen, der "sehr glücklich" mit dem Motor ist.

Ganz problemlos verlief sein Tag allerdings nicht. "Ich kann irgendwie nicht beschleunigen", funkte er im ersten Freien Training einmal an die Box. Letztendlich lag allerdings kein größeres Problem vor und Verstappen konnte sein Programm wie geplant über die Bühne bringen. Im Hinblick auf seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo, der am Freitag minimal schneller war, erklärt der Neuling: "Für mich geht es nicht darum, ihn zu schlagen."


Fotos: Max Verstappen, Großer Preis von Spanien


Während es für Verstappen in Barcelona lediglich darum geht, erste Erfahrung mit seinem neuen Team und dem neuen Auto zu sammeln, hat Ricciardo da schon etwas höhere Ziele. "Vor dem Wochenende haben wir ein Top-5-Ergebnis erwartet. Wir wollten die Besten nach Mercedes und Ferrari sein. Heute sieht es etwas enger aus, aber ich denke, wenn wir morgen und am Sonntag alles geben, dann sollte das für uns realistisch sein", erklärt er.

Ricciardo sieht noch Luft nach oben

"Wir sollten erst einmal die Top 5 anvisieren. Wenn wir noch besser sind, dann freuen wir uns umso mehr", so der Australier, der am Nachmittag einen Longrun mit FloViz-Farbe absolvierte. "Die haben einen neuen Frontflügel. Sie wollen kontrollieren, wie sich die Luftströmung verhält", erklärt 'Sky'-Experte Marc Surer. Ricciardo absolvierte sowohl auf den Soft- als auch auf den Medium-Reifen einen Longrun.

"Wir haben die Arbeit erledigt, die wir uns vorgenommen hatten. Mehr kann man an einem Freitag nicht erwarten", erklärt Ricciardo, der am Ende des Tages Rang sechs belegte. Der Rückstand auf Spitzenreiter Nico Rosberg lag bei 1,272 Sekunden. "Mit einem besseren Set-up können wir morgen noch einige Zehntel finden", ist sich der 26-Jährige allerdings sicher. Er glaubt, dass Red Bull noch Luft nach oben hat.


Fotostrecke: Formel-1-Strecken 2016: Barcelona

Im Hinblick auf seinen neuen Teamkollegen erklärt er: "Für mich ändert sich eigentlich nichts. Natürlich habe ich jetzt gewissermaßen einen neuen 'Gegner', aber an meiner Arbeit mit den Ingenieuren ändert sich gar nichts. Es ist eine neue kleine Herausforderung für den Rest der Saison. Darauf freue ich mich. Heute war er ziemlich nah dran. Es wird interessant werden." Allerdings sei es noch zu früh, um zu sagen, ob Verstappen besser sei als der geschasste Kwjat.

Marko spekuliert auf Podium

Helmut Marko nahm sich am Freitag jedenfalls viel Zeit für den 18-Jährigen. Zum einen unterstützte der Österreicher den Neuzugang bei seinen ersten Schritten im Red-Bull-Team, zum anderen quetschte er den ehemaligen Toro-Rosso-Piloten aber wohl auch ein bisschen aus. "Wir wissen jetzt, wie sich der Ferrari-Motor im Vergleich zum Renault-Motor verhält", erklärt Marko.

"Wir bekommen Informationen, was vom Concorde her nicht so einfach ist, wo der Toro Rosso stark ist, wo ist der Red Bull schwach und umgekehrt", so der Österreicher, der davon ausgeht, dass Red Bull von Verstappens Insider-Informationen profitieren kann. Allerdings ist sich Marko noch nicht ganz sicher, wo sich das Team im Rennen einordnen wird. Ein Podium sei aber "nicht unmöglich".

"Das Qualifying ist immer noch eine Schwäche, da wir den Motor nicht hinaufschrauben können, wie das Mercedes oder Ferrari können. Im Renntrimm sind wir sicher dritte Kraft, wenn wir nicht sogar einen Ferrari angreifen können", gibt sich Marko angriffslustig. Ein Favorit dürfte dann allerdings eher Ricciardo sein, denn selbst bei Red Bull dürfte man wohl nicht davon ausgehen, dass Verstappen gleich in seinem ersten Rennen auf das Podium fährt.