• 01.08.2006 08:36

Niki Laudas Flammenhölle am Nürburgring

Vor genau 30 Jahren verunglückte Niki Lauda am Nürburgring schwer - Erinnerungen an eine Zeit, in der Sicherheit noch ein Fremdwort war

(Motorsport-Total.com/sid) - Die schrecklichen Bilder gingen um die Welt: Niki Lauda sitzt in seinem brennenden Formel-1-Boliden, die Sekunden verrinnen und es scheint eine kleine Ewigkeit zu dauern, bis der Österreicher der Flammenhölle entkommt - Laudas Unfall auf dem Nürburgring ist bis heute der vom Fernsehen wohl meistgezeigte Formel-1-Crash. Heute jährt sich jener schicksalhafte Tag zum 30. Mal.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda

Niki Lauda verlor durch den Unfall am Nürburgring den sicher scheinenden Titel

Grand Prix von Deutschland auf dem Nürburgring am 1. August 1976: Der Start erfolgte damals bei ziehenden Wolken, Regenschauern und nasser Strecke. Deshalb entschieden sich 25 der 26 Fahrer für Regenreifen. Nur der einheimische Jochen Mass, der damals in Köln lebte, ließ seinen McLaren-Ford nicht zuletzt auf Initiative von Ford-Rennleiter Michael Kranefuß ("Ich kenne die Wolken in der Eifel") mit Slicks ausrüsten.#w1#

Fahrer waren auf den falschen Reifen

Bei abtrocknender Strecke merkten die anderen 25, dass sie verwachst hatten. Nach der ersten Runde, damals auf dem alten Ring nach 22,835 Kilometern, war deshalb Umrüsten auf Slicks angesagt. Auch der in der WM führende Titelverteidiger Lauda steuerte seinen Ferrari an die Boxen. Nach 23 Sekunden fuhr er weiter.

Nach der zweiten Runde dann ungläubiges Staunen auf den Tribünen: Mass raste als Erster über die Ziellinie, es folgte eine unheimliche Stille. Erst mehr als 30 Sekunden später kam der Schwede Gunnar Nilsson im Lotus und nach 46 Sekunden James Hunt (McLaren), Laudas Rivale im Kampf um den WM-Titel.

Gerüchte machten sich breit, es habe einen schweren Unfall gegeben. Die Strecke im Bereich Breidscheid sei blockiert. Damals in Zeiten ohne totale Fernsehüberwachung wurde die Rennleitung noch von Streckenposten per Telefon informiert. Die Journalisten sahen nur den Start- und Zielbereich, und nur aus der Tatsache, dass das Rennen abgebrochen wurde, konnten sie schließen, dass es ernst sein musste.

Merzario rettete Lauda das Leben

Lauda war bei Kilometer 10,6 in einer schnellen Linkskurve vor dem Streckenabschnitt Bergwerk verunglückt. Die fast 200 Liter Benzin im Fahrzeug liefen aus und entzündeten sich. Zwei der nachfolgenden Wagen stießen gegen Laudas brennenden Ferrari. Andere Fahrer konnten anhalten. Die Strecke war blockiert. Mehrere Piloten - Arturo Merzario (öffnete im Feuer den Verschluss von Laudas Sicherheitsgurten), Brett Lunger, Guy Edwards und Harald Ertl - bargen den Österreicher aus dem brennenden Wrack.

Lauda hatte zwei Rippenbrüche, einen Jochbeinbruch und Verbrennungen an Kopf, Gesicht und Händen erlitten. Lebensbedrohend waren die Lungenverätzungen durch das Einatmen des giftigen Rauchs. Vier Tage kämpfte der Österreicher in der Uniklinik Mannheim, wo er auch schon die letzte Ölung bekam, um sein Leben, dann erfolgte die Verlegung in eine Spezialklinik für Brandverletzungen nach Ludwigshafen.

Niki Lauda

Seit seinem Unfall von 1976 fehlt Niki Lauda die Hälfte von seinem rechten Ohr Zoom

Die 'Bild'-Zeitung sinnierte damals: "Wie lebt ein Mann ohne Gesicht?" Die Antwort folgte bald: Nur 42 Tage nach seinem Unfall fuhr Lauda am 12. September 1976 wieder um WM-Punkte. Er belegte Platz vier und hatte vor dem Rennen in Japan noch die Chance, seinen WM-Titel erfolgreich zu verteidigen, doch bei strömendem Regen gab er aus Sicherheitsgründen auf und überließ James Hunt den WM-Titel. "Ich wollte mich nicht ein zweites Mal umbringen", sagte Lauda später.

Lauda hat fast keine Erinnerungen mehr

Die genaue Unfallursache wurde nie bekannt. Lauda selbst hat überhaupt keine Erinnerung: "Meine Erinnerungslücke beginnt mit dem Boxenstopp, gibt ein kurzes Erinnern an den Hubschrauberflug ins Krankenhaus frei und reicht ansonsten bis zur Intensivstation in Mannheim."

Für den alten Nürburgring war der brennende Lauda-Ferrari ein Fanal. Die Berg- und Talbahn hatte als Formel-1-Kurs endgültig ausgedient, was die Formel-1-Fahrer übrigens schon vor dem Rennen 1976 deutlich gemacht hatten.

1977 holte Lauda im Ferrari seinen zweiten WM-Titel. In jener Saison gewann er unter anderem fast auf den Tag genau ein Jahr nach seinem Unfall am 31. Juli den Grand Prix von Deutschland - in Hockenheim.