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Niki Lauda: Brixworth war mit McLaren enger als mit Brackley

Niki Lauda erklärt, wie er Mercedes auf Vordermann brachte und offenbart, dass die Motorenabteilung vor 2013 besser mit McLaren kooperierte als mit dem Werksteam

(Motorsport-Total.com) - Als Niki Lauda Ende September 2012 bei Mercedes als Aufsichtsratsvorsitzender bei Mercedes einstieg, war das Team Fünfter in der Konstrukteurs-WM - und litt an grundlegenden Problemen, wie der Österreicher verrät: Motorenabteilung in Brixworth und Chassisabteilung in Brackley haben damals nicht zusammengearbeitet, obwohl die beiden Standorte nur 40 Minuten voneinander entfernt.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda

Niki Lauda: Aller Anfang beim Mercedes-Team war schwer... Zoom

"Die haben dort ihre Motoren gemacht und diese damals zum Beispiel an unser Kundenteam McLaren gegeben", erklärt Lauda gegenüber 'oe24.at'. "Und ich bin schnell draufgekommen, dass die Zusammenarbeit mit McLaren viel einfacher funktioniert hat als mit Brackley, weil mir das die Motorenmenschen gesagt haben." Ursache dafür ist, dass McLaren von 1995 bis 2009 Werksteam von Mercedes war, während man mit der Truppe aus Brackley erst seit 2009 arbeitet.

Die Folge war eine Standpauke durch den dreimaligen Weltmeister. Lauda konnte nicht glauben, was er eben hörte: "Ich habe gesagt: Seid ihr verrückt? Mercedes-Stern hier, Mercedes-Stern da. Es kann ja nicht sein, dass einer unserer Kunden besser bei der Motorenentwicklung kooperiert als das eigene Team."

Laudas erste wichtige Entscheidung

Daraufhin sei er sofort nach Brackley gefahren und habe sich dort erkundigt, was die Gründe für die mangelnde Kooperation waren, und habe Maßnahmen gesetzt, damit das Team zusammenrückt und aus Auto und Motor eine Einheit wird. "Das war meine erste wichtige Entscheidung", kann Lauda einen gewissen Stolz nicht verbergen, denn genau das gilt heute als eine der großen Stärken des Mercedes-Teams.

"Wir versuchen nicht, den besten Mercedes-Motor zu bauen", betont Motorenchef Andy Cowell heute bei jeder Gelegenheit, "sondern darum, dass das Auto als Einheit optimal funktioniert".


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Lauda: Hamilton-Wechsel war letztes Puzzleteil

Als zweiten wichtige Schritt, das Team an die Spitze zu bringen, nennt Lauda die Verpflichtung von Lewis Hamilton. Lauda habe damals bei einer Mercedes-Vorstandssitzung die Frage gestellt, wer 2013 für das Team fahren werde.

"Sie haben gesagt: Schumacher und Rosberg", erinnert sich der Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzende. Als Lauda nachfragte, ob es schon einen Vertrag mit Schumacher gäbe, verneinten die Konzernentscheidungsträger. Und auch auf einen eventuellen Rücktritt war man nicht vorbereitet.

Niki Lauda, Toto Wolff, Lewis Hamilton

Auch wenn es Lauda gerne so darstellt: Der Hamilton-Deal war nicht nur sein Verdienst Zoom

"Dann habe ich fünf vor zwölf den Hamilton von McLaren weggelotst, der kurz vor einer Unterschrift war", sagt Lauda. "Und das war einer der wichtigsten Schritte, weil damit gemeinsam mit Rosberg diese Fahrerpaarung geschaffen wurde, die alles gewinnt. Diese zwei Aspekten haben dem ganzen dann eine richtige Dynamik gegeben."

Während sich Lauda den Sensationsdeal wie damals bei Michael Schumacher und Ferrari auf seine Fahnen heftet, war daran auch der ehemalige Mercedes-Teamchef Ross Brawn nicht ganz unbeteiligt. Der Brite hatte früh erkannt, dass sein Landsmann eine neue Herausforderung braucht, und leistete erfolgreich Überzeugungsarbeit. Als Hamilton dann in Singapur im McLaren in Führung liegend ausschied, setzte Lauda nach und der damals einmalige Weltmeister wechselte zu den Silberpfeilen.