• 09.05.2009 10:47

  • von Fabian Hust & Dieter Rencken

Newey muss sich wegen Vettel kneifen

Der Technische Direktor von Red Bull Racing über die Entwicklung der Formel 1 in den vergangenen zehn Jahren und das Talent Sebastian Vettel

(Motorsport-Total.com) - Adrian Newey ist beim Großen Preis von Spanien wieder mit von der Partie. Der Brite war zuletzt in Großbritannien geblieben, um sich dem Doppeldecker-Diffusor zu widmen, den das Team vermutlich beim kommenden Rennen in Monte Carlo einführt.

Titel-Bild zur News: Adrian Newey (Technischer Direktor)

Adrian Newey am Freitag in Barcelona: Folgt der nächste Sieg?

Der Designer hat es wieder einmal geschafft, ein konkurrenzfähiges Auto auf die Beine zu stellen, derzeit ist Red Bull Racing hinter Brawn die zweitstärkste Kraft. Ein Saisonrennen konnte Sebastian Vettel bisher für sich entscheiden, nun sollen weitere Siege folgen.#w1#

Der 50-Jährige hofft auf weitere Verbesserungen, vielleicht sogar auf einen großen Schritt nach vorn: "Generell erwarte ich inkrementelle Verbesserungen, aber da gibt es schon eine Chance", so Newey gegenüber Medien-Vertretern. "Das liegt daran, dass wir das Gesamtpaket immer noch relativ schlecht verstehen. Vielleicht gibt es große Früchte, die man ernten kann."

Im Jahr 1998 gab es zuletzt eine derart große Reglement-Umstellung wie in diesem Jahr. Der Unterschied zwischen den beiden Saisons ist jedoch gewaltig: "Der Unterschied ist im Wachstum der Teams zu sehen. Ich kann mich nicht daran erinnern, wie viele Leute wir 1998 bei McLaren hatten, aber ich würde sagen, dass es 250 oder 300 waren."

"Ich glaube, dass es bei Honda 750 waren, bevor sie kürzlich etwas reduziert haben. Die Teams haben also ihre Größe in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Dies bedeutet, dass man deutlich mehr Ressourcen hat."

"Bei McLaren hatten wir 1998 einen Windkanal, dieser wurde zwölf Stunden am Tag, fünf Tage in der Woche betrieben. Nun haben wir einige der Teams, die zwei Windkanäle haben, welche 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche betrieben werden. Man arbeitet also womöglich viermal so viel im Windkanal wie vor zehn Jahren."

Kommendes Jahr soll es in der Formel 1 ein Budget-Limit geben, was Newey grundsätzlich begrüßt: "Das ist großartig, solange es nicht in Richtung Kommunismus geht. Kommunismus, oder Sozialismus, wenn man es so nennen möchte, ist in der Theorie fantastisch, aber es scheint in der Praxis historisch gesehen nicht besonders gut funktioniert zu haben."

"Bei einem kleinen und unabhängigen Team funktioniert das womöglich sehr gut, es ist einfach zu kontrollieren. Aber wenn man einen Hersteller hat, dessen Business mit anderen Gebieten in Verbindung steht, wie will man dies kontrollieren? In der Theorie ist das großartig. Ich bin einfach besorgt, dass das alles im Streit und der Anschuldigung endet, dass betrogen wird."

Definitiv Freude hat Newey an Sebastian Vettel: "Man muss sich selbst kneifen, um daran erinnert zu werden, wie jung er ist. Denn die Art und Weise, in der er sich präsentiert, die Art und Weise, mit der er das Auto fährt und dir in den Besprechungen und so weiter Rückmeldung gibt, hat er einen deutlich älteren Kopf zwischen seinen Schultern sitzen. Er ist ein sehr intelligenter junger Kerl und er zeigt natürlich sein gewaltiges Potenzial. Er ist zudem ein sehr netter Kerl. Er hat keine Kanten, so wie man sie manchmal bei einem solchen Top-Fahrer findet."