Newey unsicher: Was bringt der Doppeldecker-Diffusor?
Der Technische Direktor von Red Bull Racing über das Kräfteverhältnis in der Formel 1, den Doppeldecker-Diffusor und KERS
(Motorsport-Total.com) - In den ersten Rennen der Formel-1-Saison 2009 hatte das Red Bull Racing-Team gegen die Jahre lang überlegenen Top-Teams Ferrari und McLaren-Mercedes äußerst gut ausgesehen. Die Frage ist, wie lange sich der österreichische Rennstall vor den Teams halten kann, die über ein deutlich größeres Budget verfügen.

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Adrian Newey hofft, dass der Doppeldecker-Diffusor einiges bringt
Nachdem das Team beim vergangenen Großen Preis von China das erste Rennen gewinnen konnte, möchte man nun die Chance beim Schopf ergreifen und um den WM-Titel kämpfen: "Ich denke, dass wir in Bezug auf die Ressourcen ganz klar kleiner sind als einige unserer Gegner, aber dank unseres Hungers und unserer Motivation werden wir weiterhin Druck machen", so Adrian Newey, der Technische Direktor des Teams.#w1#
Ferrari und das BMW Sauber F1 Team haben noch einmal einige Millionen Euro investiert, um praktisch neue Autos auf die Beine zu stellen - so etwas könnte sich Red Bull Racing nicht leisten. Aus diesem Grund sei der Sieg eine wichtige Motivationsspritze für das Team gewesen, das sowohl die Autos für Red Bull Racing als auch für die Scuderia Toro Rosso konstruiert hat.
"Die Sache mit dem Siegen ist lustig", so der Brite gegenüber Medien-Vertretern weiter. "Wenn du nicht gewinnst, dann sieht es nach einer unmöglichen Aufgabe aus, und man kann sich manchmal etwas ausgelaugt fühlen, weil es scheint, als könne man kein Rennen gewinnen. Und wenn man ein Rennen gewinnt, dann hat man nicht das Gefühl, als würde man etwas anders machen."
Vielmehr habe man plötzlich ein Rennen gewonnen, woraufhin eine große Last von den Schultern fällt: "Die Leute in Milton Keynes, die schon zu Jaguar-Zeiten dabei waren, haben vielleicht eine größere Last von den Schultern fallen verspürt, als wir in Monza im vergangenen Jahr gewannen."
An den WM-Titel möchte der 50-Jährige im Moment nicht denken, vielmehr möchte er voll konzentriert bleiben: "Es ist noch zu früh, um daran zu denken. Meine Einstellung ist immer jene, dass man auf dem Boden bleibt und sich keine Sorgen darüber macht, was alle anderen tun. Wir werden uns darauf konzentrieren, bestmögliche Arbeit zu verrichten, und dann schauen, wo uns dies hinbringt."
Entscheidend wird sein, um wie viel schneller das Auto durch die Einführung des Doppeldecker-Diffusors wird, der in zwei Wochen beim Großen Preis von Monaco sein Debüt feiern könnte. Das Design-Team musste umfangreiche Arbeiten am Auto durchführen, um dem Doppeldecker-Diffusor integrieren zu können.
Ob man tatsächlich in Monte Carlo bereit sein wird, steht noch nicht fest, es wird knapp werden, wie Newey zugibt: "Das Doppeldecker-Diffusor-Konzept passt in den Aufbau unseres Autos und die Aerodynamik unseres Autos nicht so einfach rein. Es war aus diesem Grund nicht einfach, einen Schritt in Bezug auf die Leistung nach vorn zu machen."
Auf die unkonventionelle Hinterradaufhängung möchte das Team trotz Einführung des Doppeldecker-Diffusors nicht verzichten: "Die Zugstreben-Aufhängung ist für das Auto von Vorteil", so Newey, der zudem verrät, dass im Freien Training in Monte Carlo zunächst nur ein Auto mit dem Doppeldecker-Diffusor fahren könnte, um einen direkten Vergleich durchführen zu können. Grund hierfür ist die Tatsache, dass man vor dem Rennen keinen Aerodynamik-Test durchführen kann. Erschwerend kommt allerdings hinzu, dass der Stadt-Kurs keine "Aerodynamik-Strecke" ist.
Hinter dem Einsatz von KERS steht nach wie vor ein Fragezeichen: "Das hängt wirklich davon ab, wie viele andere Teams damit fahren. Je mehr Teams damit fahren, desto schwieriger wird es, vor der ersten Kurve nicht ausbeschleunigt zu werden. Die Leistung von KERS ist so, wie wir dies auf Basis der Simulationen erwartet hatten. Aus diesem Grund fuhren wir es vor der Saison, um seine Geschwindigkeit und die Zuverlässigkeit sicherzustellen. Strategisch ist es großartig, und für das Überholen ist es eine sehr mächtige Technologie. Aber in Bezug auf die absolute Rundenzeit ist es neutral."
Problematisch sei es für das Team, weil man mit Mark Webber einen Fahrer hat, der aufgrund seines Gewichts Probleme haben würde, das Auto mit KERS an Bord auszubalancieren: "Wir wollen wirklich nicht die Route einschlagen, die BMW verfolgt hat, wo der leichtere Fahrer KERS hat und der schwerere nicht. Ohne Tests ist es wichtig, beide Autos miteinander vergleichen zu können. Zwei Autos mit verschiedenen Spezifikationen zu haben ist etwas, das ich vermeiden möchte, wenn wir dies können."

