Doppelte Bestzeit für Williams: Nur ein Bluff?

Nico Rosberg blieb am Ende des Freitagstrainings stehen, behauptete aber seine Bestzeit - Lokalmatador Fernando Alonso vor Rubens Barrichello Dritter

(Motorsport-Total.com) - Mit einer doppelten Bestzeit des Williams-Toyota-Teams endete das zweite Freie Training zum Grand Prix von Spanien, aber der Circuit de Catalunya muss sich trotzdem eher nicht auf den ersten Williams-Sieger seit Jacques Villeneuve 1997 vorbereiten. Denn allem Anschein nach waren die Tanks in den blau-weißen Boliden so gut wie leer.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg war - wieder einmal - im zweiten Freien Training der Schnellste

Rosberg bestätigte diesen Eindruck, als er eine Minute vor Schluss plötzlich zick-zack fuhr und dann ausrollte - normalerweise ein klarer Hinweis auf Benzinmangel, zumal der Deutsche in seiner letzten Runde noch einmal eine tolle erste Zwischenzeit markierte. Bis dahin hatte er 43 Runden mit einer Bestmarke von 1:21.588 Minuten gesetzt, was immer noch um mehr als zweieinhalb Sekunden langsamer ist als die Topzeiten bei den Wintertests.#w1#

Zweiter wurde - ohne auszurollen - Teamkollege Kazuki Nakajima (40 Runden), der im Gegensatz zu Manama das gleiche Aerodynamikpaket wie Rosberg zur Verfügung hatte und prompt bis auf 0,152 Sekunden herankam. Was die Williams-Zeiten wert sind, wird man aber erst morgen sehen, denn zehn Kilogramm weniger Benzin machen in Barcelona bis zu 0,4 Sekunden pro Runde aus. Sollte Rosberg also mehr als die Konkurrenz nachtanken müssen, wird er zurückfallen.

Auch Alonso mit wenig Benzin?

Viel Luft im Tank darf man auch bei Lokalmatador Fernando Alonso (Renault/+ 0,193/36 Runden) vermuten, der in seinem schnellsten Run aber zumindest mehrere Umläufe am Stück absolvieren konnte und im Finish noch knapp an Rubens Barrichello (4./Brawn-Mercedes/+ 0,255/39 Runden) vorbeiging. Alonso arbeitete über weite Strecken konsequent am Rennsetup, setzte dann aber doch noch ein Zeichen für die vielen spanischen Fans.

Fernando Alonso

Fernando Alonso ließ für seine Fans am Ende doch noch die Muskeln spielen Zoom

Viel weniger gut erging es seinem Teamkollegen Nelson Piquet (+ 0,761/26 Runden), der als Achter zwar gar nicht so schlecht unterwegs war, was den Speed anging, aber binnen einer Viertelstunde gleich zweimal im Kiesbett landete und sich nur mit Glück aus eben diesem befreien konnte. Klar zu sehen war heute jedoch, dass das Renault-Team den Rat seines Vaters befolgte und den Junior endlich mal für das Qualifying üben ließ, das derzeit seine Schwachstelle ist.

Den in Summe stärksten Eindruck hinterließen damit einmal mehr Brawn-Mercedes - Jenson Button (+ 0,464/35 Runden) wurde zwei Positionen hinter Barrichello Sechster - und Red-Bull-Renault. Letzteres Team erlebte mit Mark Webber (5./+ 0,439/37 Runden) vor Sebastian Vettel (7./+ 0,494/45 Runden) eine leichte Verschiebung der internen Hierarchie, was am neuen Leichtgewichtsgetriebe liegen könnte, das vorerst nur für Webber zur Verfügung steht.

Buemi trotz Bremsdefekt stark

Apropos Red Bull: Rookie Sébastien Buemi (Toro-Rosso-Ferrari/+ 0,983/17 Runden) hinterließ auf der ersten Strecke, die er wirklich gut kennt, als Neunter einen vorzüglichen Eindruck - und das trotz einer brennenden Bremsscheibe links hinten gleich zu Beginn der Session. Der Schweizer musste aus diesem Grund lange zuschauen, ging dann aber noch einmal auf die Strecke und wies sogar Vorjahressieger Kimi Räikkönen (10./Ferrari/+ 1,011/40 Runden) in die Schranken.


Fotos: Großer Preis von Spanien, Freitag


Räikkönen war dennoch bester Vertreter der "alten" Topteams, die außer dem "Iceman" kein einziges Auto in die Top 10 brachten. Dies ist insofern verwunderlich, als sich speziell Ferrari dank eines umfassenden Updates einen massiven Sprung nach vorne erhofft hatte. Auch der kurzfristig eingeflogene Doppeldiffusor von McLaren-Mercedes verfehlte seine Wirkung und das Strohfeuer des BMW Sauber F1 Teams von heute Morgen war am Nachmittag bestenfalls eine laue Glut.

Zum Zuschauen verdammt war Adrian Sutil: Am Force-India-Mercedes des Deutschen war aus Gründen, die sich bisher unserer Kenntnis entziehen, das Heck komplett abgeschraubt, sodass er Zeit hatte, sich gemeinsam mit seinem Vater die Session anzuschauen - ohne Rennoverall. Auch wenn das Team nicht so viele neue Teile zum Testen angeliefert hat wie manche Konkurrenten, bedeutet das für den Rest des Wochenendes natürlich einen kleinen Nachteil.

Fisichella mit 313 km/h Spitze

Somit blieb die gesamte Abstimmungsarbeit an Stallgefährte Giancarlo Fisichella hängen, der mit 313 km/h nicht nur den besten Topspeed markierte, sondern mit 1,082 Sekunden Rückstand nach 32 Runden beachtlicher Zwölfter wurde - knapp vor Weltmeister Lewis Hamilton (13./McLaren-Mercedes/+ 1,221/31 Runden). Bemerkenswert auch: 16 Autos lagen heute Nachmittag innerhalb von eineinhalb Sekunden!

Adrian Sutil

Schon am ersten Trainingstag war der Circuit de Catalunya recht gut besucht Zoom

Nicht zu diesem Kreis gehörte überraschend das Toyota-Duo Timo Glock (18./+ 1,772/46 Runden) und Jarno Trulli (19./+ 2,035/47 Runden), das trotz eines stattlichen Pensums und ohne ersichtliche Probleme auf den letzten beiden Plätzen landete. Das mag zum Teil durch eine hohe Benzinlast zu erklären sein, aber die Ausgangslage scheint bei weitem nicht so gut zu sein wie zuletzt beim Grand Prix in Manama.

Ansonsten fielen die warmen Temperaturen von bis zu 25 (Luft) beziehungsweise 42 Grad (Asphalt) auf, durch die ganz andere Bedingungen herrschten als beim Wintertest im März. Reifenseitig erwies sich die weichere der beiden Bridgestone-Gummimischungen als klar bessere Wahl, weil die harten Pneus mehrere Runden brauchen, bis sie auf Temperatur kommen. Und dann war da noch der extreme Pollenflug, durch den sich die Strecke zu Beginn recht rutschig präsentierte...