• 10.05.2009 09:48

  • von Fabian Hust

Newey: "Ich liebe diese großen Veränderungen"

Der Technische Direktor von Red Bull Racing über seine Vorlieben in der Formel 1, und warum für ihn derzeit ein Traum in Erfüllung geht

(Motorsport-Total.com) - Neben Brawn besitzt Red Bull Racing im Moment das beste Auto im Feld, worüber sein Designer Adrian Newey sehr erleichtert ist - schließlich hätte der Schuss auch leicht nach hinten gehen können, so wie das einigen anderen Teams passiert ist, welche die Reglement-Umstellung nicht so gut bewältigt haben.

Titel-Bild zur News: Adrian Newey (Technischer Direktor)

Newey liebt große Herausforderungen, die ihm das Reglement bietet

"Wann auch immer man eine solch große Veränderung am Reglement hat, muss man sich durch eine Phase der Forschung arbeiten, die bei uns schon vergangenen April begann", verrät der Brite. "Man arbeitet in gewisser Weise blind, denn wir hatten keinerlei Leute, die uns verließen oder zu uns kamen, wir wussten also nicht, was die anderen Leute taten, oder was sie erreichen. Man weiß, was man selbst getan hat, aber man weiß nicht, wie man im Vergleich zu den anderen dasteht."#w1#

"Es gab keine üblen Schocks oder Überraschungen, was manchmal passiert." Adrian Newey

"Vor der Saison sah das Auto in Bezug auf die Leistung gut aus, da diese so wie erwartet war. Es gab keine üblen Schocks oder Überraschungen, was manchmal passiert. Als wir dies bestätigt hatten, versuchten wir einfach, eine ruhige Vor-Saison zu haben. Wir fuhren keine Show-Zeiten oder so etwas. Aus diesem Grund wussten wir erst in Melbourne so richtig, wo wir stehen würden. Die Tatsache, dass wir in den ersten vier Rennen so konkurrenzfähig waren, ist aus diesem Grund eine ziemlich große Erleichterung."

Einen größeren Schritt nach vorn erwartet sich Newey von der Einführung des Doppeldecker-Diffusors beim nächsten oder übernächsten Rennen: "Der Doppeldecker-Diffusor passt zu unserer Aerodynamik und dem Aufbau des Autos nicht besonders gut, es war aus diesem Grund nicht einfach sicherzustellen, dass das für uns in Bezug auf die Leistung ein Schritt nach vorn ist."

"Unsere Absicht ist es, etwas für Monaco zu haben. Per Definition ist es ein doppelter Diffusor, dies bedeutet, dass er eine Öffnung hat, die als legal erklärt wurde. Aber wie man dies umsetzt und wie man dies im Auto integriert, diesbezüglich wird man im Verlauf des Jahres eine Menge Variationen sehen."

"Ansonsten werden wir keinen Doppeldecker-Diffusor in diesem Jahr haben." Adrian Newey

Newey hat das Problem, dass er bei seinem Auto im Gegensatz zu allen anderen Teams auf Zug- statt auf Schubstangen setzt und man von diesem Konzept nicht abweichen kann: "Ansonsten werden wir keinen Doppeldecker-Diffusor in diesem Jahr haben, denn dies würde uns sonst ein ganzes Jahr kosten."

"Wir können einen Doppeldecker-Diffusor in das Auto integrieren, auch wenn er womöglich nicht so effektiv sein wird, als er es wäre, wenn wir ihn rund um das Getriebe entwickelt hätten. Aber so ist es nun einmal"

Genau solche Herausforderungen sind es, die Adrian Newey sucht und in einigen Jahren in der Formel 1 vermisst hatte, weswegen er sich ernsthaft überlegte, aus dem Sport auszusteigen und stattdessen Hightech-Segel-Yachten zu bauen.

"Irgendwann möchte ich etwas anderes probieren." Adrian Newey

"Seitdem ich mit der Universität fertig bin, habe ich meine gesamte Karriere im Motorsport verbracht", so der 50-Jährige. "Zu einem Zeitpunkt wollte ich etwas anderes machen, als einfach nur zurückzutreten, nachdem ich bisher immer nur im Motorsport war. Und ich möchte das nach wie vor tun. Ich weiß nicht genau, wann dies sein wird, aber irgendwann möchte ich etwas anderes probieren."

"Die Idee mit dem Segelsport kam aufgrund der Tatsache zu Stande, dass mich am Motorsport die Tatsache faszinierte, dass es einer von wenigen Sportarten ist, in der man die Vermischung zwischen Technologie und Sportler hat, in diesem Fall ist es natürlich der Fahrer. Es gibt nur sehr wenige Sportarten, in denen man diese Mischung hat, aber der Segelsport ist eine davon."

"Ich liebe diese großen Veränderungen am Reglement, ich empfinde sie stimulierend. Die größte Veränderung vor diesem Jahr mit großer Bedeutung hatten wir 2005, als der Frontflügel angehoben wurde und die Diffusoren stärker limitiert wurden. Dies war eine Veränderung mittlerer Größe."

"Ich bevorzuge Lösungen bevorzuge, über die ich nachdenke und die nicht zu viele iterative Schritte haben." Adrian Newey

"Davor muss man wirklich bis in das Jahr 1998 zurückblicken, wo wir die letzte größte Veränderung hatten. Wenn man eine Phase mit einer großen Stabilität am Reglement hat, dann dreht sich alles um Evolutionen, die Frage, wie viele Schritte man einführen kann. Es gibt nicht zwangsläufig clevere Schritte, es sind einfach nur viele Schritte, wohingegen ich Lösungen bevorzuge, über die ich nachdenke und die nicht zu viele iterative Schritte haben."

"Ich entschied mich dagegen, bei McLaren zu bleiben, und begründete meinen Wechsel zu Red Bull mit der Tatsache, dass ich das Gefühl hatte, dass ich bei Williams und bei McLaren privilegiert genug war, für zwei großartige Teams zu arbeiten, die auf der Strecke bereits Rennen und Weltmeisterschaften gewinnen konnten. Ich hoffte, dass ich ihnen beim Design etwas bringen könnte, aber in Bezug auf die Logistik der Unternehmen, die Art und Weise, wie sie geführt wurden, hatten sie schon alles an Ort und Stelle."

"Als ich zu Red Bull kam, da war es im Vergleich zu meinen Tagen bei Leyton House ein nicht abgeschlossenes Projekt. Ein kleines Team versuchte zu wachsen und an die Spitze zu kommen. Leyton House geriet in finanzielle Schwierigkeiten und hörte früh auf. Ich wollte erneut die Chance, in einem Team involviert zu sein, das jung war. Zusammen mit Christian Horner und den bestehenden Teammitgliedern konnte ich wachsen, das Team hoffentlich in ein Team verwandeln, das Rennen gewinnt."