• 29.05.2003 19:21

Newey: "Haben die Schwierigkeiten unterschätzt"

McLaren-Designer Adrian Newey über den MP4-18, dessen Kinderkrankheiten und Renneinsätze auch im kommenden Jahr

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Adrian, endlich habt ihr das neue Auto vorgestellt. Warum haben wir so lange darauf warten müssen?"
Adrian Newey: "Ich denke, wir haben vielleicht die Schwierigkeiten unterschätzt, ein neues Auto zu entwickeln und gleichzeitig ein altes einzusetzen. Außerdem gibt es einige neue Technologien und neue Fabrikationsmethoden beim neuen Auto, die wir zuvor noch nie angewendet haben. Das war eine steile Lernkurve ? produktionsseitig fast noch mehr als designseitig. Das Design steht jetzt eigentlich schon seit einiger Zeit und die Aerodynamik seit Februar, wenn ich mich richtig erinnere. Für mich ist es natürlich enttäuschend, dass das so eine schwere Geburt war, aber wir haben einfach die Schwierigkeiten unterschätzt, die auftreten, wenn man ein neues Auto entwickelt und ein altes einsetzt, denn das laugt die Ressourcen total aus. Ich hoffe aber, dass sich das Warten lohnen wird."

Titel-Bild zur News: Newey und Dennis

Adrian Newey ist der Designer hinter dem revolutionären MP4-18

Frage: "War es ein Problem, das neue Getriebe funktionstauglich zu machen?"
Newey: "Das Getriebe, das wir beim ersten Test in Paul Ricard im Auto hatten, war eines aus dem letztjährigen Auto, nur eben angepasst an die neue Aerodynamik. Die neue Version sollte aber auch bald fertig werden."

Frage: "Das neue Auto ist zehn Runden an einem Tag gelaufen, dann 17 am nächsten. Das ist nicht sehr vielversprechend, oder?"
Newey: "Naja, wir hatten ein Hydraulikproblem am ersten Tag ? am ersten und zweiten ?, welches uns vom Fahren abgehalten hat, bis wir es verstanden hatten. Das war ein dummes Problem und es war schnell behoben, als wir die Ursachen herausgefunden hatten, aber es ist frustrierend, wenn du wegen so etwas lahm gelegt wird. Am dritten Tag legten wir dann ein paar Runden mehr hin. Leider war zu dem Zeitpunkt die Strecke auf die Montreal-Konfiguration umgebaut und dafür hatten wir keine Flügel dabei, weshalb man die wahre Performance noch nicht einschätzen kann. Nächste Woche sind wir in Barcelona und wir hoffen, dort vernünftig fahren zu können."

Frage: "Michael Schumacher hat gesagt, euer neues Auto sei nicht außergewöhnlich. Was hältst du ihm da dagegen?"
Newey: "Das hängt davon ab, was man als außergewöhnlich ansieht, nicht wahr? Es klingt ein bisschen nach einem spaßigen Kommentar, aber ich weiß nicht, was er damit gemeint hat."

Qualifying-Tendenz ein ungelöstes Problem?

Frage: "David hat sich beschwert, dass das alte Auto im Qualifying nie besonders gut war. Habt ihr diesem Trend mit dem neuen Auto entgegen gesteuert?"
Newey: "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob wir die Balance zwischen Qualifying und Rennen mit dem neuen Auto im Vergleich zum alten verändert haben. Wir haben uns nur darauf konzentriert, die maximal mögliche Performance herauszuholen. Insgesamt kann man sicher sagen, dass David im Rennen besser war als im Qualifying. Was genau der Grund dafür ist, kann ich nicht sagen. Sicher war es mit den alten Qualifying-Regeln so, dass wir weniger probiert haben als die Konkurrenz, weil man ja alle Freiheiten hatte. Jetzt geht das nicht mehr, weil man am Samstag die Rennkonfiguration fahren muss."

Frage: "Das neue Auto wird nur acht oder neun Rennen bestreiten. Plant ihr daher, es auch im nächsten Jahr zu verwenden?"
Newey: "Ja. Vorausgesetzt die Regeln bleiben nächstes Jahr stabil ? und die Heckflügel-Regelung sollte das nicht verhindern, denn die Auswirkungen des Heckflügels auf das gesamte Design sind recht gering ?, werden wir wohl eine weiterentwickelte Version dieses Fahrzeugs einsetzen. Mit der neuen Motorenregel gibt es vielleicht geringfügige Komplikationen, daher müssen wir vielleicht ein Interimsfahrzeug für den 1.000-Kilometer-Motor bauen, aber ansonsten wird es dieses Auto sein."