• 25.09.2001 13:36

  • von Fabian Hust

Neuland für Michelin

Die Kombination aus Highspeed-Steilkurve und engem Infield stellt für Michelin eine neue Herausforderung dar

(Motorsport-Total.com) - Steilkurve inklusive: Nach der Highspeed-Arena im italienischen Monza tritt die Formel 1 am kommenden Wochenende auf der weltberühmten Rennstrecke von Indianapolis an - ein Kurs, wie er gegensätzlicher nicht sein kann, da er zwei völlig verschiedene Streckenlayouts miteinander verbindet. Winkelige Kurven im engen Infield treffen auf den Vollgasteil im Ovalabschnitt. Der amerikanische Traditionskurs konfrontiert die Piloten dabei mit der einzigen Steilkurve des Grand Prix Kalenders.

Titel-Bild zur News: Pierre Dupasquier und Juan-Pablo Montoya

Boxen sich Montoya und Michelin zum nächsten Sieg durch?

Erfreulich für die Fans: Von den Tribünen des Ovals können sie die gesamte Piste überblicken. Obwohl die auch als "Brickyard? bekannte 4,195-Kilometer lange Strecke für den Reifenspezialisten einmal mehr unbekanntes Formel-1-Terrain darstellt, reisen Michelin und seine Partner-Teams BMW-Williams, Jaguar, Benetton-Renault, Prost und Minardi gut vorbereitet zum Großen Preis der USA. Nach erfolgreich absolvierten Testfahrten im portugiesischen Estoril bringen die französischen Experten einen neu entwickelten Hinterreifen mit nach Indy.

Der "Indianapolis Motor Speedway? ist nach Hockenheim und Monza der letzte von drei Hochgeschwindigkeits-Kursen, die in zeitlich kurzem Abstand im diesjährigen Formel 1-Kalender aufeinander folgen - allesamt Strecken, die eine ähnliche aerodynamische Abstimmung erfordern und auf dem BMW-Williams-Team jeweils Siege feiern konnte. Die Piste im größten "Nudeltopf? der Welt wartet dabei mit einer einzigartigen Mischung aus High-Speed-Passagen - 1,6 Kilometer Vollgas im Ovalteil - und engen Kurven im Innenteil auf.

Da Teams und Fahrer im Vorfeld in Indy keine Probefahrten absolvieren dürfen, stellt sie der Große Preis der USA vor keine einfache Aufgabe: Sie müssen von Freitagmorgen bis zum Beginn des 306 Kilometer langen Rennens am Sonntag ein konkurrenzfähiges Fahrwerk- und Aerodynamik-Setup herausarbeiten. Und dies erweist sich speziell auf dieser Strecke als schwieriger Kompromiss: Die überhöhte Zielkurve mit der anschließenden langen Geraden verlangt nach einem möglichst geringen Luftwiderstand, also sehr flach eingestellten Flügeln.

Im Infield hingegen mit seinen langsamen Kurven brauchen die Boliden die Hilfe der Aerodynamik, um möglichst viel Anpressdruck zu generieren. Dieses Abstimmungs-Puzzle stellt auch für Sam Michael, Chefingenieur des BMW Williams-Team, die größte Herausforderung dar: "Weil für den Innenraum maximaler Abtrieb gefragt ist, gleichzeitig aber minimaler Luftwiderstand auf der Geraden zählt, werden wir eine Reihe unterschiedlicher Flügel-Varianten zu sehen bekommen.?

Michelins Formel-1-Projektleiter Pascal Vasselon und seine Mannen reisen gut vorbereitet in die USA: ?Indianapolis mit seiner im Grand-Prix-Zirkus einzigartigen Steilwandkurve stellt uns vor eine komplett neue Herausforderung. Technisch sollte dies keine große Schwierigkeit sein, aber wir müssen den richtigen Kompromiss finden, um mit den besonderen Anforderungen an die Reifen fertig zu werden. Indy besitzt ein wahrhaft untypisches Streckenlayout: Im Streckeninneren gibt es einige sehr langsame Kurven, und dann lauert da die schnelle Steilkurve. Deshalb werden wir einen neuen Hinterreifen einsetzen, der diesen Belastungen entspricht."

Für Michelin-Motorsportdirektor Pierre Dupasquier steht das Rennen unter besonderen Vorzeichen: "Das Wichtigste war für uns zuerst einmal, auf unsere amerikanischen Freunde zu hören, ob sie angesichts der tragischen Ereignisse vom 11. September das Rennen überhaupt austragen möchten. Sie haben ja gesagt, also werden wir auch da sein. Der Große Preis von Italien hat uns gezeigt, dass wir in die richtige Richtung arbeiten. Die Leistung in Monza zählt zu einer der besten der ganzen Saison, da alle unsere Teams ihre Konkurrenzfähigkeit unter Beweis stellen konnten. Unsere Reifenentwicklung steht aber nicht still. Das Entwicklungsprogramm läuft natürlich bis zum Saisonende in Suzuka auf vollen Touren."

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