• 15.07.2009 18:03

  • von Pete Fink & Dieter Rencken

Neues Selbstbewusstsein bei Williams

Technikchef Sam Michael und Chefingenieur Rob Nelson wissen, warum der FW31 dem Williams-Team einen Sprung nach vorne ermöglichte - und reagierten

(Motorsport-Total.com) - Hinter Brawn und Red Bull ist Williams bislang eines der Gewinnerteams der Formel-1-Saison 2009. Vor allem Nico Rosberg sorgte dafür, dass aus Platz acht bei den Konstrukteuren im Vorjahr nun Rang fünf wurde. Könnte Teamkollege Kazuki Nakajima nur annährend so viele Punkte wie Rosberg aufweisen, wäre sogar ein Kampf um Rang drei möglich.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Nico Rosberg und der FW31 brachten Williams einen großen Schritt nach vorne

Für Sam Michael ist dieser Aufschwung keine Überraschung, was seine Ursachen bereits in der zweiten Saisonhälfte 2008 hatte, als sich das Team früh mit dem neuen Auto auseinandersetzte. "Durch die Regeländerungen unterscheiden sich die Autos sehr und haben ganz andere Frontflügel und Diffusoren", weiß der Williams-Technikchef.#w1#

"Wir haben den FW30 unter den alten Regeln nie in dem Maß entwickelt, wie es die Konkurrenz getan hat. Daher hatten wir immer Probleme in schnellen Kurven und das ist der erste Ort, wo du Probleme bekommst, wenn du zu wenig Abtrieb hast. Und weil wir die Weiterentwicklung so früh einstellten, hat alles nur noch schlimmer ausgesehen."

Nicht so in 2009. Der FW31 zeichnet sich vor allem durch seine Konstanz aus, Rosberg konnte bislang in jedem Europarennen in die Punkte fahren - mit Tendenz nach oben. Für Technikchef Michael ist dabei das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht, denn es folgen noch einige Kurse, die dem FW31 besonders gut zu liegen scheinen - die Stadtkurse.

Vorfreude auf die Stadtstrecken

Nico Rosberg

Stadtstrecken wie Singapur scheinen dem FW31 besonders gut zu liegen Zoom

"Da gibt es schon einen Trend", bestätigte der Australier. "In Monaco und Melbourne waren wir am Stärksten. Nun kommen noch Valencia, Singapur und Abu Dhabi. Mal sehen, wie wir uns dort verkaufen können. Die schnelleren Strecken liegen uns zwar besser als in den vergangenen Jahren, aber dort ist alles sehr eng."

Speziell der offensichtliche Sprung bei McLaren-Mercedes bereitet Michael Sorgen: "Sie bekommen ihre Probleme in den Griff, das wird es nur noch schwieriger machen." Trotzdem herrscht bei Williams ein neues Selbstbewusstsein, was sich bereits in der Qualifikation niederschlägt. Da gab es 2009 bei Williams einen kräftigen Strategiewechsel.

"Man versucht, zu einem frühen Zeitpunkt am Wochenende herauszufinden, wie konkurrenzfähig man ist", erklärte Chefingenieur Rod Nelson. "Wenn man dann das Gefühl hat, man könnte Probleme bekommen, in Q2 oder Q3 aufzusteigen, dann macht es Sinn, das Auto für leichtere Benzinmengen abzustimmen. Das war an früheren Freitagen der Fall, als wir auf der Schwelle zu den Top 10 standen. Da mussten wir uns auf Q2 konzentrieren, und in Q2 wird mit sehr wenig Benzin gefahren."

Ein Auto gehört in die Top 10

Kazuki Nakajima, Nico Rosberg

Derzeit ist nur einer der beiden FW31 regelmäßiger Top-10-Kandidat Zoom

Doch sobald man "etwas selbstbewusster wird und das Gefühl hat, dass man aus eigener Kraft in die Top 10 vordringen kann, kann man sich mehr auf die Performance in Q3 konzentrieren, de facto also auf die Rennperformance. Da reden wir von 40, 50, 60 Kilogramm. Jetzt, wo unsere Performance ein bisschen klarer ist, haben wir unseren Fokus ein bisschen mehr in Richtung Q3 und Rennen verschoben."

Eine glasklare Entwicklung also, die für Nelson völlig logisch ist: "Zu Saisonbeginn weiß man noch nicht, ob jemand blufft oder ob vielleicht eine besondere Strecke für jemanden besonders gut oder schlecht ist. Da wollten wir auf Nummer sicher gehen und uns auf Q2 konzentrieren, um sicherzustellen, dass wir in die Top 10 aufsteigen können."

Das hat sich mittlerweile grundlegend geändert: "Nach drei, vier oder fünf Rennen kann man langsam einschätzen, wo man in etwa hingehört." Nelsons aktuelle Situationsanalyse lautet demnach: "Wir gehören in die Top 10, zumindest mit einem Fahrer." Der heißt natürlich Nico Rosberg.