Neuer Vertrag: Red Bull wohl auch 2017 weiter mit Renault

Die Vertragsverlängerung zwischen Renault und Red Bull scheint nur noch Formsache zu sein - Die Franzosen haben den Deal bei der FIA offiziell angekündigt

(Motorsport-Total.com) - Alte Liebe rostet nicht - Das gilt offenbar auch in der Formel 1. Nachdem Red Bull und Renault bereits 2015 das Ende ihrer Partnerschaft angekündigt hatten, machten die beiden nun doch noch ein Jahr weiter - wohl auch deshalb, weil Red Bull die Alternativen fehlten. Die Kompromisslösung: Die Renault-Aggregate im Heck des RB12 tragen dieses Jahr die Bezeichnung "TAG Heuer". Außerdem lassen sich die Franzosen die Motoren mit 28 Millionen Euro pro Jahr fürstlich entlohnen.

Titel-Bild zur News: Helmut Marko, Cyril Abiteboul

Helmut Marko und Cyril Abiteboul verstehen sich mittlerweile wieder richtig gut Zoom

Nun hat alles den Anschein, dass Red Bull und Renault auch 2017 weiterhin zusammenarbeiten werden. Die Franzosen haben den Automobil-Weltverband (FIA) darüber informiert, dass man die "Bullen" auch im kommenden Jahr mit Aggregaten ausstatten möchte. Die Sticheleien der vergangenen Jahre, vor allem von Red Bull in Richtung Renault, scheinen vergessen.

Die FIA möchte von allen Motorenherstellern bis zum 15. Mai wissen, welche Teams bei ihnen für das kommende Jahr unter Vertrag stehen oder zumindest ein Angebot auf dem Tisch haben. Hintergrund: Wenn einem Team bis zu diesem Stichtag kein Angebot vorliegt, greift die FIA ein. Notfalls kann ein Hersteller vom Weltverband dazu gezwungen werden, ein Team zu beliefern, wenn dieses auf dem herkömmlichen Weg keinen Motor findet.

Weitere Zusammenarbeit "ergibt Sinn"

Diese Regelung wurde als Reaktion auf das vergangene Jahr eingeführt, als Red Bull und Toro Rosso lange Zeit ohne Motor für 2016 dastanden. In diesem Fall müsste der Hersteller mit dem kleinsten Kundenkreis einspringen. Allerdings bleibt diese Möglichkeit - zumindest in diesem Jahr - wohl graue Theorie, denn eine Einigung zwischen Red Bull und Renault scheint momentan lediglich noch am Preis zu scheitern.


Fotostrecke: Renault-Meilensteine in der Formel 1

"Wir haben immer gesagt, dass die Brücken zu Red Bull nicht verbrannt sind", erklärt Renault-Sportchef Cyril Abiteboul gegenüber 'Autosport' und ergänzt: "Aus Sicht eines Motorenherstellers sind wir offen dafür, unsere Zusammenarbeit zu verlängern." Auch die Bullen scheinen einer weiteren Kooperation nicht abgeneigt zu sein, denn der Motor hat im Vergleich zu den Vorjahren bereits Fortschritte gemacht.

Auch für Renault würde es durchaus Sinn ergeben, den einzigen Kunden im Feld nicht aufzugeben. "Ein Teil vom Mercedes-Erfolg basiert auf einem Portfolio an Partnern beziehungsweise Kunden im Paddock. Du kannst nicht isoliert arbeiten", weiß Abiteboul und erklärt: "Red Bull ist eine sehr starke Kraft in der Formel 1. Wir haben genügend Gründe, um mit ihnen weiterzumachen. Es ergibt Sinn."

Schon bei den nächsten Rennen mehr Power?

Denn klar ist, dass die von Red Bull gesammelten Daten Renault bei der Weiterentwicklung des Antriebs helfen können. Ohne die "Bullen" würde lediglich das eigene Werksteam Daten liefern. Zum Vergleich: Mercedes beliefert in diesem Jahr neben dem eigenen Team noch drei weitere Rennställe. Ferrari verfügt ebenfalls über drei externe Kunden, wobei Toro Rosso mit dem Vorjahresantrieb unterwegs ist. Lediglich McLaren-Honda ist komplett auf sich gestellt.

"Wenn sie zufrieden sind und das Produkt konkurrenzfähig ist, dann haben wir keinen Grund, die Zusammenarbeit zu beenden", betont Abiteboul daher und ergänzt: "Ich hoffe, dass sie davon überzeugt sind, dass wir die Möglichkeiten haben, ihnen ein konkurrenzfähiges Produkt anzubieten." Nächster Stichtag ist nun der 1. Juni. Bis dahin soll die Vertragsverlängerung auch offiziell festgemacht werden.

"Man weiß, was Red Bull erwartet. Sie wollen ein konkurrenzfähiges Produkt", weiß Abiteboul. Wichtig könnte daher für beide Parteien der Test in Barcelona in der kommenden Woche werden, bei dem Renault die nächste Ausbaustufe seines Motors erstmals auf die Strecke bringen will. Zwischen 30 und 35 PS mehr soll der überarbeitete Antrieb liefern - ein gutes Argument in den laufenden Verhandlungen mit Red Bull.

Toro-Rosso-Rückkehr vorstellbar

Auch Abiteboul bezeichnet des bevorstehenden Test daher als "sehr wichtig". In Kanada soll der neue Motor Mitte Juni dann sein Renndebüt geben. "Zwischen 2016 und 2017 ändert sich nichts an den Motorregeln. Alle Änderungen, die die 2016 bringst, sind also auch gut für 2017", weiß Abiteboul und erklärt im Hinblick auf Mercedes und Ferrari: "Wir hoffen, dass wir die Lücke etwas schließen können."


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Offen bleibt die Frage, wie es mit Toro Rosso weitergeht. Die "kleinen Bullen" fuhren bis einschließlich 2015 ebenfalls mit Renault-Aggregaten, sind in diesem Jahr allerdings mit Vorjahresmotoren von Ferrari unterwegs. Ist eine Rückkehr zu den Franzosen denkbar? "Sie sind bei Ferrari, und ich denke, dass sie mit ihrem Produkt zufrieden sind", winkt Abiteboul zwar ab, doch eine kleine Hintertür lässt er trotzdem offen.

"Wenn es auf der Seite von Red Bull Interesse gibt, sich (die beiden Teams; Anm. d. Red.) technologisch anzugleichen, dann sehe ich mir das gerne an", so Abiteboul. Zunächst einmal scheint das allerdings kein Thema zu sein, und in den kommenden Tagen soll erst einmal der Deal mit dem "A-Team" unter Dach und Fach gebracht zu werden. Alte Liebe rostet eben auch in der Formel 1 nicht.