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  • 15.06.2001 15:06

  • von Fabian Hust

Narain Karthikeyan im Interview

Narain Karthikeyan, erster Inder der Formel-1-Geschichte, über seinen ersten Testtag mit dem Jaguar-Team

(Motorsport-Total.com) - Über ein halbes Jahr hatte man immer wieder den ersten Test verschieben müssen, am Donnerstag war es endlich soweit. In Silverstone durfte Narain Kathikeyan als erster Inder überhaupt bei einem offiziellen Anlasse ein Formel-1-Auto bewegen. Zuvor hatte man bei Jaguar recht deutlich ausgedrückt, dass man mit dem Test nur eine Vertragspflicht erfüllt, die noch auf die Stewart-Zeit zurückdatiert, doch nach dem beeindruckenden Test wurden sogar Stimmen laut, dass man Kathikeyan womöglich noch einmal wird testen lassen.

Titel-Bild zur News: Narain Karthikeyan

Narain Karthikeyan durfte als erster Inder ein Formel-1-Auto testen

Der 24-Jährige aus Chennai war lediglich 24 Runden gefahren und dennoch nur beachtliche 1.8 Sekunden langsamer als Jaguar-Stammfahrer Pedro de la Rosa und 4.1 Sekunden langsamer als der Tagesschnellste Alexander Wurz im McLaren-Mercedes. Bedenkt man, dass Karthikeyan zudem im alten Jaguar R1 unterwegs war, eine beachtliche Leistung. In einem Interview für die Teamwebseite sprach Indiens große Formel-1-Hoffnung nach den ersten Runden im R1 über seinen ersten Testtag.

Frage: "Es war Dein erstes Mal in einem Formel-1-Auto. Wie hat sich das angefühlt?"
Karthikeyan: "Es ist ein völlig anderes Gefühl im Vergleich zu den Fahrzeugen, die ich davor bewegt habe. Ich bin bisher nur ein paar Runden gefahren und habe noch eine Menge zu lernen."

Frage: "Wie sah das heutige Programm aus?"
Karthikeyan: "Ich sollte heute erst einmal versuchen, mich an das Auto zu gewöhnen, was natürlich etwas schwierig ist. Aber es lief ganz gut."

Frage: "Hast Du neue Reifen verwendet?"
Karthikeyan: "Nein, ich denke auch nicht, dass wir das noch heute tun werden."

Frage: "Das Auto hat ja bekanntlich Traktionskontrolle. Wie gut kommst Du damit zurecht?"
Karthikeyan: "Ja, das ist etwas seltsam aber in Ordnung."

Frage: "Musst Du Deinen Fahrstil verändern?"
Karthikeyan: "Nein, nicht wirklich. Im Kurvenausgang verhält sich das Auto eben etwas anders."

Frage: "Wie ernst nimmst Du Deinen Test, machst Du viel Druck?"
Karthikeyan: "Nein, am Limit bin ich nicht..."

Frage: "Bereiten Dir die hohen g-Kräfte Probleme?"
Karthikeyan: "Nein, ich weiß noch gar nicht, wie das in Wirklichkeit ist, da ich mit Sicherheit in den Kurven noch nicht voll fahre. Es ist aber nicht so brutal wie in der Formel Nippon, das mit Sicherheit."

Frage: "Lässt Du am Ende des Tages vielleicht ein wenig Benzin ab und gehst auf eine schnelle Runde?"
Karthikeyan: "Nein, ich denke nicht."

Frage: "Es war das erste Mal, dass ein Inder ein Formel-1-Auto fuhr, was eine Menge Aufsehen erregte. Bist Du darauf stolz?"
Karthikeyan: "Klar bin ich glücklich für den Sport in meinem Land und meine Sponsoren. Ich bin der erste nicht-europäische-asiatische Fahrer und das ist natürlich gut."

Frage: "Kommen ein paar andere indische Fahrer, die wir im Auge behalten sollten?"
Karthikeyan: "Ich denke in den nächsten zwei bis drei Jahren, wird es welche geben. Es gibt einen jungen Kerl in der Formel Asia, der verdammt gut ist. Aber um ehrlich zu sein, fällt mir gerade ansonsten keiner ein."

Frage: "Du hast ja bereits gesagt, dass Du in diesem Jahr Formel Nippon fährst, wie läuft es da für Dich?"
Karthikeyan: "Sehr gut. Ich habe im ersten Rennen als Sechster einen Punkt geholt und im zweiten Rennen zwei, auch wenn wir da Probleme beim Boxenstopp hatten, was natürlich dumm war, aber es läuft ganz gut."

Frage: "In der Vergangenheit sind Leute wie Ralf Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Eddie Irvine von der Formel Nippon in die Formel 1 gekommen. Hoffst Du, dass Du in Ihre Fußstapfen treten kannst?"
Karthikeyan: "Ja, das ist der Plan."

Frage: "Ist ein Testvertrag in Aussicht?"
Karthikeyan: "Ja, mein Management unterhält sich mit verschiedenen Leuten und sie arbeiten daran. Die Hersteller wollen Autos verkaufen und sie können ihre Botschaft über das indische Fernsehen bestens rüberbringen. Im Moment bin ich der Inder, der am dichtesten an der Formel 1 dran ist. Indien ist ein offener und großer Markt mit vielen verschiedenen Nationen. Wir müssen einfach einmal abwarten."

Gegenüber 'Reuters' zeigte sich der 24-Jährige schon ganz euphorisch: "Es standen eine Menge Manager herum und sie waren alle beeindruckt. Andere Teams schauen auch zu und ich bin zuversichtlich, dass sie mir eine Möglichkeit geben können. Ich war nur 1.8 Sekunden hinter der Bestzeit von Pedro de la Rosa im neuen Auto - sogar ich war positiv überrascht." Karthikeyan bestätigte, dass Jaguar überlegt, dem Inder Ende des Jahres eine weitere Testmöglichkeit zu geben. Heute jedenfalls stand er in den indischen Tageszeitungen auf Seite 1.