Nach Windkanal-Schließung: Renault optimistisch

Renault hofft, den zwölftägigen Ausfall des Windkanals kompensieren zu können, und verabschiedet sich endgültig vom Front-Auspuffkonzept

(Motorsport-Total.com) - Nach den beiden Podestplätzen am Saisonbeginn fiel Renault immer weiter zurück. Tiefpunkt war das Rennwochenende in Silverstone, wo das revolutionäre Front-Auspuffsystem wegen des zwischenzeitlichen Zwischengas-Verbots (das inzwischen wieder abgeschafft wurde) massiv beschnitten wurde. Prompt hinkten Nick Heidfeld und Witali Petrow hoffnungslos hinterher.

Titel-Bild zur News: Auspuffsystem des Renault R31

Renault verwirft das über den Winter entwickelte Front-Auspuffsystem

Doch nun soll es wieder aufwärts gehen: "Wir hatten eine etwas magerere Phase, als wir uns gewünscht hätten, aber wir haben die Situation jetzt gedreht und wir hatten in den vergangenen Wochen eine relativ produktive Phase", berichtet Technikchef James Allison. Hintergrund: Wegen einer Vergrößerung des Windkanals von 50- auf 60-Prozent-Modelle musste eben dieser im Mai für zwölf Tage geschlossen werden. Das bremste das Entwicklungsprogramm erheblich.

Hoffnung auf große Fortschritte

Doch nach Aerotests im britischen Duxford entwickelte Renault für den Nürburgring ein umfangreiches Update, das für sich alleine genommen angeblich 0,3 Sekunden pro Runde bringen soll. Dazu kommt noch ein neues Auspuffsystem, denn die Frontvariante möchte Renault spätestens für 2012 endgültig verwerfen (was mit dem Verbot des angeströmten Diffusors zu tun hat). Allerdings experimentiert damit zunächst nur Heidfeld.

Denn die von Red Bull abgekupferte Heckvariante ist schwerer als die bisherige Lösung - und Heidfeld um 14 Kilogramm leichter als Petrow. Allison setzt große Hoffnungen in diesen Schritt: "Es wäre sehr traurig, nicht sicher ins dritte Qualifying zu kommen, auch wenn es mich überraschen würde, sofort wieder die Performance vom Saisonbeginn abrufen zu können. Aber wir werden nun Schritt für Schritt machen", kündigt er gegenüber 'Autosport' an.

¿pbvin|512|3893||0|1pb¿Auch Heidfeld räumt ein, dass die Windkanal-Schließung Renault "sicherlich ein bisschen eingebremst" hat, "doch langfristig wird es sich als Vorteil herausstellen. Nach Abschluss der Veränderungen konnten wir gleich ein besseres Verständnis aufbauen und erkannten einige Richtungen, in die wir die Entwicklung lenken können. Am Nürburgring haben wir prompt einige größere Updates dabei, die hoffentlich sofort funktionieren."

"Die Zahlen sehen prima aus", meint er. "Es handelt sich aber um einen recht großen Schritt, also wird es interessant sein, wie das Feedback vom Streckeneinsatz aussieht. Ich hoffe mehr als sonst darauf, trockene Bedingungen zu haben. Im Nassen würde die Analyse wesentlich schwieriger ausfallen." Dieser Wunsch wurde dem Deutschen erfüllt, allerdings war er im ersten Freien Training auf dem Nürburgring trotz der neuen Lösung um mehr als eine Sekunde langsamer als Petrow.

Entscheidung schien richtig zu sein

Allison bereut die Entscheidung für den Front-Auspuff, der im Nachhinein betrachtet wohl doch nicht das richtige Konzept war, nicht: "Du entscheidest das, bevor das Auto fährt, und wir hatten uns an dem Punkt schon dem Front-Auspuff verschrieben, weil er um Längen besser aussah als jede Heck-Konfiguration. Wir haben dutzende Designs ausprobiert und uns für den Front-Auspuff entschieden. Das lief gut. Das Auto war einigermaßen konkurrenzfähig."

Doch die Meinungsänderung erfolgte kürzlich im Hinblick auf die nächste Saison: "Wir mussten wissen, ob es die richtige Richtung für 2012 ist, also haben wir bei einem unserer Geradeaustests eine Heck-Konfiguration ausprobiert. Das Ziel dieses Tests war, mit dem Front-Auspuff nicht blind einen Weg runterzulaufen, ohne nach links und rechts zu schauen", so Allison. Gleichzeitig setzte auch noch die Diskussion über angeströmte Diffusoren ein.

¿pbvin|512|3892||0|1pb¿Das Front-Auspuffkonzept basiert komplett auf der Annahme, die Abgase für die Anströmung des Diffusors nutzen zu dürfen. Für 2012 schreibt die FIA aber ohnehin eine bestimmte Auspuffposition vor, also wäre diese Variante nach dem Saisonfinale auf jeden Fall in der Mülltonne gelandet. Dementsprechend erschien es logisch, schon jetzt umzurüsten und möglichst früh Erfahrungen mit einem Heck-Auspuffsystem zu sammeln.

Beim ersten Streckentest in Duxford habe man "einige interessante Zahlen" gesehen, erinnert sich Allison und fügt an: "Zahlen, die interessant genug waren, um das System nach Deutschland zu bringen, es auf der Rennstrecke zu testen und abzuwarten, was der Fahrer sagt." Die Stoppuhr sagt derzeit: 3,550 Sekunden Rückstand im ersten Freien Training auf dem Nürburgring - doch das muss so früh noch keine große Aussagekraft haben...