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Nach Titelgewinn: Lyons klopft an die Formel-1-Tür

Richard Lyons gewann heute den Formel-Nippon-Titel und fordert die Formel-1-Teams jetzt auf, ihm einen Test zu ermöglichen

(Motorsport-Total.com) - Im vierten Anlauf hat Richard Lyons heute in Suzuka erstmals den Formel-Nippon-Titel, vergleichbar mit der europäischen Formel 3000, für sich entscheiden können. Damit ist der Nordire seinem Traumziel Formel 1 wieder einen Schritt näher gekommen, obwohl es noch keine konkreten Angebote für Testfahrten im Winter gibt.

Titel-Bild zur News: Richard Lyons

Lyons war dieses Jahr der dominierende Mann in der Formel Nippon

Dass er überhaupt wieder ein Thema in Europa ist, kommt einigermaßen überraschend, wurde er doch nach nur einem Laufsieg in drei Jahren in Japan vielerorts bereits abgeschrieben. Erst zu Beginn der Saison 2004 spielte er sein fahrerisches Potenzial erstmals richtig aus, und schlussendlich hat es ja auch zur Meisterschaft gereicht. Die Formel 1 hat Lyons aber schon länger im Visier: Bereits im August wurde er in Ungarn bei einigen Teams vorstellig.#w1#

Vor drei Monaten wurde Lyons von den Teams nur belächelt

Damals wurde er aber nicht wirklich ernst genommen, wie er heute gegenüber 'Autosport' zugeben musste: "Die Teams haben mich in Ungarn gefragt, was ich schon alles gewonnen habe. Sie haben gesagt, dass ich noch keine Formel-3-Meisterschaft gewonnen habe, aber ich habe gekontert, dass die meisten Formel-3-Meister große Sponsoren haben oder zumindest von reichen Eltern unterstützt werden."

In Japan hingegen heuerte er beim DoCoMo-Dandelion-Team an, dem er keine Sponsorengelder überweisen musste, sondern von dem er sogar ein Gehalt bekommt. Dementsprechend sind in der Formel Nippon überwiegend Piloten am Start, die sich mit dem Motorsport ihren Lebensunterhalt verdienen müssen, weshalb das Feld relativ umkämpft ist. Schon Heinz-Harald Frentzen, Ralf Schumacher oder Pedro de la Rosa kamen ja über den Umweg Japan in die Formel 1.

"In der Formel Nippon sind wir alle Professionelle"

"Wo sonst", so Lyons, "gibt es eine Einsitzerkategorie, in der nur Professionelle fahren und in der niemand Geld mitbringt? Nirgends. Bei den ChampCars, in der Nissan World Series oder in der Formel 3000 gibt es viele Fahrer, die den Top-Teams für ihr Cockpit Geld bezahlen, aber oft sind diese Jungs nicht einmal schnell. In der Formel Nippon sind wir alle Professionelle und wir müssen uns das Recht verdienen, hier zu fahren. Darum gewinnt man als Neuling auch nicht auf Anhieb."

Der 25-Jährige will sich natürlich selbst in die Auslage stellen und lobt die Formel Nippon daher als "perfekte Schule" für die Formel 1. Darüber hinaus hat er in der GT-Serie in Japan angeblich viel über die Arbeit mit den Reifen gelernt, schließlich investiert Bridgestone dort jede Menge Know-how. Vom Fahrpensum her gibt Lyons an, "monatlich 15 Tage" im Cockpit gesessen zu haben: "Das ist mehr als mancher Formel-1-Pilot."

"Ich bin nur wegen meines Talents nach Japan gekommen. Ich finde mich selbst in diesem Talent und in dieser Einsatzbereitschaft und jetzt habe ich auch noch den Titel im Rücken. Ich war im Qualifying der schnellste Pilot in dieser Saison und ich glaube, dass die Formel-1-Teams einfach an mich erinnert werden müssen. Daher werde ich jetzt an ein paar Türen klopfen", kündigte er Bemühungen an, einen Formel-1-Test zu ergattern.

Lotterer und Lyons die einzigen Europäer in der Formel Nippon

Gegen den 180 Zentimeter großen und 68 Kilogramm schweren Nordiren spricht jedoch, dass die Konkurrenz in der vergangenen Saison nicht allzu groß war: Das Formel-Nippon-Feld 2004 bestand aus 17 Piloten, die großteils japanischer beziehungsweise asiatischer Herkunft sind. Neben Lyons ist André Lotterer der einzige Pilot, der auch in Europa bekannt ist - 2002 war der Deutsche offizieller Testfahrer von Jaguar in der Formel 1.

Am ehesten könnte Lyons bei Jordan Unterschlupf finden, wo er schon für die letzten drei Saisonrennen als Pantano-Ersatz im Gespräch war, ehe ihn 'F1Total.com'-Kolumnist Timo Glock im Kampf um das Cockpit ausbremste. Auch bei den neuen Eigentümern von Jaguar wird er sich sicher vorstellen, falls das Team 2005 noch dabei sein sollte, und Minardi hat ebenfalls noch Cockpits frei. Bei allen anderen Teams ist er wohl eher kein Thema.