Nach Rosberg-Frust: Was ist ein "schlechter" Reifensatz?

Ein sogenannter schlechter Reifensatz machte Nico Rosberg im Qualifying in Kanada Probleme - Warum schickte das Team ihn damit trotzdem auf die Strecke?

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg zog in Montreal wieder einmal den Kürzeren gegen seinen Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton. Der Brite startete erneut von der Pole und ließ Rosberg anschließend keine Chance. Hätte mit einem besseren Qualifying eventuell alles anders laufen können? Fakt ist, dass der Vize-Weltmeister in Q3 mit einem "schlechten Reifensatz" zu kämpfen hatte. Doch was bedeutet das und woher wusste das Team schon vorher, dass der Satz nicht optimal ist?

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Ob Nico Rosberg hier mit einem guten oder schlechten Satz unterwegs war? Zoom

"Das war dein schlechtester Reifensatz. Wir erwarten, dass der nächste viel besser sein wird", hatte man Rosberg nach seinem ersten Versuch in Q3 mitgeteilt. Als es mit der Pole anschließend allerdings trotzdem nicht klappte, konterte der Deutsche: "Was für ein beschissenes Ende des Qualifyings. Wie wollt ihr wissen, welcher Satz gut und welcher schlecht ist?"

Bei 'Sky' bringt Mercedes-Teamchef Toto Wolff Licht ins Dunkel: "Es gibt zwischen den Reifen ganz kleine Unterschiede: Wie rund sie sind, wie viel Gummi sie haben, wie schwer sie sind - Man kennt das vom Straßenauto. Dort tut man auch Gewichte hinein und manche Reifen sind gut gewuchtet, manche schlecht, die brauchen mehr Gewicht. Damit versucht man sicherzustellen, dass man die rundesten Reifen, die am wenigsten Wuchtgewichte brauchen, zusammentut und dann für das Qualifying in den richtigen Sätzen zusammenstellt."

So entschied man sich bei Mercedes dazu, die besten Reifen für den letzten Versuch in Q3 aufzusparen. Unklar ist allerdings, warum Rosberg davon nichts wusste, denn das Verfahren ist durchaus üblich. "Ich war etwas verwirrt, denn ich kenne ihre Prozesse nicht im Detail. Ich bin mir sicher, dass es das Ziel aller Teams ist, in Q3 noch den letzten Satz zu haben, der unserer Meinung nach der beste ist", erklärt Rob Smedley von Williams.


Fotos: Mercedes, Großer Preis von Kanada


"Wir haben sehr detaillierte Prozesse, die wir durchgehen, um in Q3 die besten Reifen zu haben", versichert der Williams-Chefingenieur und Wolff erklärt im Hinblick auf Rosberg: "Wir wussten, dass der vorletzte Satz nicht perfekt ist." Das hätte man dem Deutschen allerdings wohl etwas früher mitteilen sollen, denn anschließend ließ er sein Auto umbauen, da er davon ausging, dass der letzte Satz sich ähnlich verhalten würde.

"Wir wussten, dass der vorletzte Satz nicht perfekt ist." Toto Wolff