powered by Motorsport.com
  • 01.10.2016 21:15

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Nach Kritik: Nico Rosberg plötzlich Fan der Haarnadel-Kurve

Die Schlusskurve 15 in Sepang spaltet das Fahrerlager - Viele mögen die nach außen hängende Haarnadel nicht, Lewis Hamilton ist es egal - Kann man überholen?

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg macht die Rolle rückwärts: In der Diskussion um die umgebaute Schlusskurve der Formel-1-Strecke in Sepang wechselt der Mercedes-Star aus dem Lager der Gegner in den Fanklub. Der Sinneswandel kommt überraschend, schließlich kostete ihn im Qualifying ein Patzer in der besagten Haarnadel eine mögliche Pole-Position für den Malaysia-Grand-Prix. Dennoch revidiert Rosberg seine am Donnerstag geübte Kritik: "Die Kurve ist super", reckt er den Daumen nach oben.

Titel-Bild zur News: Kevin Magnussen

Viel Platz zum Bremsen, aber wohl nicht für Überholversuche: Kurve 15 ist tückisch Zoom

Genau das, was er zuvor bemängelt hatte, spricht aus Sicht des Deutschen jetzt für Kurve 15: die Möglichkeit, zu überholen. Der italienische Streckenarchitekt senkte die Fahrbahn dafür auf der Außenseite ab, was die Piloten wegen des Gripverlustes nicht mögen. Er erhoffte sich aber, so unterschiedliche Herangehensweisen zu ermöglichen. Rosberg nickt: "Vielleicht kann man näher heranfahren, weil man eine andere Linie wählen kann und frische Luft hat", spekuliert er.

Ein mögliches Szenario wäre es, einen auf der vermeintlichen Ideallinie in der Mitte fahrenden Gegner auszutricksen, indem man außen mehr Schwung holt und auf der anschließenden Start- und Zielgeraden mit umgeklapptem Heckflügel überholt. Ein anderes schließt Felipe Massa aus: "Innen anzubremsen ist nicht so einfach", winkt der Brasilianer ab. "Da blockieren schnell die Räder. Du musst mit DRS am Bremspunkt schon vorne sein." Sonst geht es geradeaus. Entweder in ein anderes Auto rein oder in die Auflaufzone, in jedem Fall aber nicht eine Position nach vorne.

Hamilton wundert sich: "Wo ist da der Unterschied?"

Dass es aus eigener Kraft schwierig würde, findet auch Valtteri Bottas: "Es könnte überholt werden, wenn der Vordermann Fehler macht", meint der Williams-Pilot und erklärt, würde es schwierig sich beim Verzögern neben einen Kontrahenten zu setzen. "Umso weiter innen man ist, umso mehr übersteuert das Auto auch in der Kurvenmitte." Am Ausgang passiere das Gleiche, klagt Bottas und kratzt sich am Kopf. Er wolle sich zweimal überlegen, ob er in Kurve 15 ein Manöver startet.

Hinzu kommt, dass auch mutterseelenallein Fehler in der Haarnadel teuer werden. "Da ist schnell eine Zehntelsekunde und mehr weg, wenn man querkommt. Es gilt, dort gleichmäßig zu fahren", warnt Bottas ohne das Beispiel Rosberg im Qualifying zu erwähnen. Er verzieht angesichts der nach außen hängenden Bahn wie viele Kollegen das Gesicht: "Ich mag sie nicht. Kein Genuss."

Weltmeister Lewis Hamilton zuckt nur mit den Schultern: "Da gibt es doch nicht wirklich einen Unterschied", wundert er sich über die Diskussionen nach dem Umbau. "Es ist schon anders, aber noch immer die gleiche Kurve. Man fährt auf den Randstein zu und hat einen Scheitelpunkt, der fast auf der Außenbahn liegt." Wenn sich überhaupt etwas getan hätte, dann wäre es eine Entschärfung, findet er: "Es ist einfacher, weil ich früher immer stehende Räder und plötzliches Übersteuern hatte. So geht es jetzt einigen anderen, aber mir ist nichts derartiges untergekommen", meint Hamilton.


Fotostrecke: Formel-1-Strecken 2016: Sepang

Indes beginnt sein Teamkollege Nico Rosberg, von Kurve 15 zu schwärmen und sie auch anderen Streckenarchitekten schmackhaft zu machen: "Sie ist etwas ganz anderes und völlig untypisch. Vielleicht kann man etwas lernen." Die übrigen Formel-1-Piloten hoffen offenbar das Gegenteil.