• 30.01.2002 15:55

Nach Doppelcrash: Ferrari muss Testfahrten absagen

Nachdem nach Schumacher auch noch Barrichello sein Auto zerlegt hat, muss Ferrari die Testfahrten in Barcelona absagen

(Motorsport-Total.com/sid/dpa) - Weltmeister Michael Schumacher und Teamkollege Rubens Barrichello haben der Ferrari-Fangemeinde fünf Wochen vor dem Start der Formel-1-Saison mit zwei spektakulären Unfällen einen gehörigen Schrecken eingejagt. Der 33-Jährige Schumacher überstand einen Crash am Mittwoch bei Testfahrten in Barcelona allerdings unverletzt. "Ich habe die Kontrolle über das Auto verloren. Ich habe einen Fahrfehler gemacht, aber so etwas passiert bei einem Test", meinte Schumacher in einer ersten Reaktion, nachdem er selbst aus seinem schwer beschädigten Auto gestiegen war.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher überstand den schweren Einschlag unverletzt

Wenig später kam auch sein Teamkollege Rubens Barrichello (Brasilien) auf dem Circuit de Catalunya in einer Kurve von der Strecke ab und fuhr seinen Ferrari zu Schrott. "Die Autos werden nach Italien zurücktransportiert, da die Schäden nur in Maranello behoben werden können", gab Ferrari bekannt und beendete kurzerhand die Probefahrten.

Nun kommt viel Arbeit auf die Ingenieure der Scuderia zu, da Barrichello schon am 19. Januar bei Testfahrten in Valencia ebenfalls mit hohem Tempo in einer Kurve die Gewalt über sein Auto verloren hatte und in die Leitplanke gekracht war. Diesmal flog der Brasilianer bei rund 200 km/h ab. Die Unfälle des Deutschen und des Brasilianers am "schwarzen" Mittwoch der Roten sollen sich geähnelt haben

Schumacher war auf dem Circuit de Catalunya um kurz nach 12 Uhr aus bislang noch ungeklärter Ursache mit rund 240 km/h in Kurve 12 von der Strecke ab. Danach schleuderte der Deutsche mit seinem roten Renner mit dem Heck voran mit großer Wucht in einen Reifenstapel. Das Auto wurde schwer beschädigt, beide Hinterräder rissen ab, der Heckflügel brach ab und auch das Getriebe soll schwer beschädigt worden sein.

Berichte, nach denen sich Schumacher überschlagen habe, wurden allerdings nicht bestätigt. "Michael ist unverletzt", sagte Pressesprecherin Sabine Kehm in einer ersten Stellungnahme dem 'Sport-Informations-Dienst (sid)'. "Es ist mir überhaupt nichts passiert", gab Schumacher vor dem frühzeitigen Rückflug nach Hause Entwarnung.

Die Testfahrten wurden nach den Crashs sofort per roter Flagge gestoppt und erst nach der Bergung der kaputten Ferrari fortgesetzt. Schumacher sagte alle weiteren Tests für Mittwoch ab und ließ sich stattdessen von seinem Physiotherapeuten massieren. Ob er seine Arbeit am Donnerstag wieder aufnimmt oder am Freitag noch eine Zusatzschicht einlegt, stand zunächst nicht fest. Dazu sagte Kehm: "Wie wissen noch nicht, ob das Auto repariert werden kann oder ein neuer Ferrari nach Barcelona gebracht wird."

Der "Abflug" in Barcelona war bereits der 14. schwere Unfall des Kerpeners. Wie durch ein Wunder kam der Formel-1-Rekordsieger (53 Grand-Prix-Erfolge) in den meisten Fällen unverletzt davon. Den bislang schlimmsten Crash erlebte Schumacher am 11. Juli 1999 beim Großen Preis von England in Silverstone, als er einen doppelten Beinbruch erlitt, danach insgesamt sechs Rennen pausieren musste und dadurch seine Chance auf den WM-Titel einbüßte.

Michael Schumachers Unfälle

19. Oktober 1991: Im Training zum Großen Preis von Japan in Suzuka verliert Schumacher bei Tempo 280 die Kontrolle über seinen Benetton und kracht nach zahlreichen Drehern in die seitliche Streckenbegrenzung. Der Kerpener kommt mit Prellungen davon, startet aber im Rennen. Erst Jahre später wird eine Fraktur eines Halswirbels festgestellt, die Schumacher bei dem Crash erlitten hat.

13. November 1994: Schumacher kollidiert beim Saisonfinale in Adelaide mit seinem WM-Rivalen Damon Hill. Der Benetton steigt auf, kommt aber ohne Überschlag wieder auf den Rädern zum Stehen. Schumacher scheidet aus, kurz darauf auch Hill. Damit ist Schumacher erster deutscher Formel-1-Weltmeister.

24. März 1995: An Schumachers Benetton bricht im Training zum Großen Preis von Brasilien die Lenkung. Der Deutsche schleudert mit 160 km/h von der Strecke und prallt mit dem Heck seines Autos in einen Reifenstapel. Schumacher übersteht den Aufprall unverletzt.

30. April 1995: Unmittelbar nach dem ersten Boxenstopp kommt Schumacher beim Großen Preis von San Marino in Imola mit Tempo 220 von der Strecke ab und rast mit dem Benetton in einen Reifenstapel. Das Auto wird schwer beschädigt, Schumacher bleibt unverletzt.

23. August 1996: Schumacher prallt bei einem Unfall im Training zum Großen Preis von Belgien in Spa in einen Reifenstapel. Bis auf eine Knieverletzung kommt der Ferrari-Pilot mit dem Schrecken davon und gewinnt einen Tag später sogar das Rennen.

30. August 1998: Im Regen von Spa prallt der deutlich in Führung liegende Schumacher auf den McLaren-Mercedes des zu überrundenden Schotten David Coulthard. Der Deutsche fährt seinen Ferrari als "Dreirad" in die Box zurück und will Coulthard vor laufenden TV-Kameras an den Kragen.

13. Juni 1999: Nach einem Fahrfehler kracht Schumacher beim Großen Preis von Kanada in Montreal in Führung liegend in eine Betonmauer. Der Ferrari wird schwer beschädigt, der Fahrer übersteht den Aufprall unverletzt.

11. Juli 1999: Schumacher kommt beim Großen Preis von England in der ersten Runde von der Strecke ab, rast durch ein Kiesbett und kracht mit 107 km/h in einen Reifenstapel. Der Ferrari-Pilot wird mit einem doppelten Beinbruch aus dem zerstörten Fahrzeug geborgen. Nach sechs Rennen Pause kehrt Schumacher erst in Malaysia wieder auf die Rennstrecke zurück.

10. März 2000: Schumacher übersteht im freien Training zum Großen Preis von Australien in Melbourne einen schweren Unfall unverletzt, der fatal an den Crash von Silverstone erinnert. Bei einer Geschwindigkeit von 180 km/h kommt der Ferrari-Pilot von der Piste ab und prallt mit 80 km/h in die Streckenbegrenzung.

02. März 2001: Schumacher verliert bei Tempo 175 die Kontrolle über den Ferrari, rast in ein Kiesbett und überschlägt sich zweimal. Der Kerpener, der nach dem ersten Überschlag seiner Karriere später scherzhaft von einer völlig neuen Erfahrung spricht, kommt mit dem Schrecken davon.

17. Juli 2001: Bei Testfahrten in Monza bricht beim Anbremsen der Roggia-Schikane das Heck von Schumachers Ferrari bei Tempo 310 aus. Das Auto knallt mit voller Wucht in die Reifenstapel. Schumi steigt unverletzt aus dem völlig zerstörten Ferrari, fährt nach Hause und sagt weitere Tests ab.

29. Juli 2001: Beim Start zum Großen Preis von Deutschland in Hockenheim streikt das Ferrari-Getriebe. Luciano Burti (Brasilien) kracht Schumacher mit 200 km/h frontal ins Heck, steigt mit seinem Prost meterhoch in die Luft auf und kommt nach zahlreichen wilden Überschlägen erst 300 Meter später im Kiesbett zum Stehen. Beide entkommen dem Trümmerhagel ohne einen Kratzer.

23. August 2001: Bei Testfahrten in Mugello bricht der Ferrari vor der ersten Kurve bei Tempo 150 aus und kracht in die Reifenstapel. Das Auto wird schwer beschädigt, Schumacher bleibt unverletzt.

30. Januar 2002: Schumacher verliert bei Tests in Barcelona bei Tempo 225 die Kontrolle über seinen Ferrari und kracht mit dem Heck voran in die Reifenstapel. Das Auto wird schwer beschädigt, der Fahrer übersteht den Crash unverletzt.