MP4-23: Die Spätfolgen der Spionageaffäre

McLaren-Mercedes verzichtet freiwillig in einigen Bereichen auf Weiterentwicklung, glaubt aber, dass der Spionagefall keine Folgen haben wird

(Motorsport-Total.com) - Im Zuge der Spionageaffäre wurde McLaren-Mercedes im vergangenen Jahr neben dem Ausschluss aus der Konstrukteurs-WM zu 100 Millionen US-Dollar Geldstrafe verurteilt, was ein geschätztes Viertel des Jahresbudgets ausmacht. Allerdings gab sich das Team heute bei der Präsentation des MP4-23 in Stuttgart zuversichtlich, was mögliche Negativfolgen angeht.

Titel-Bild zur News: McLaren-Mercedes MP4-23

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Demzufolge sei die finanzielle Belastung zwar erheblich, aber kein wirkliches Problem. Die Ablenkung des Teammanagements durch die Affäre in der zweiten Jahreshälfte 2007 sei da schon wesentlich einschneidender gewesen, aber auch das könne man überwinden: "Ich würde gerne sagen, dass es keinen Einfluss hatte, aber die Wahrheit ist, dass sich viele Dinge ins Ingenieurs- und Managementteam verirrt haben", erklärte Geschäftsführer Martin Whitmarsh.#w1#

"Im letzten Saisondrittel investierten wir viel mehr Arbeit und Entwicklung in die Weltmeisterschaft, also bin ich sicher, dass wir von der Entwicklung des neuen Autos ein wenig abgelenkt waren", brachte der Brite auch den rein sportlichen Aspekt ins Spiel. "Allerdings spricht es für die Entschlossenheit von McLaren und Mercedes, dass es uns dennoch gelungen ist, das neue Auto so früh vorzustellen."

Das vielleicht größte Handicap für die Silberpfeile ist aber, dass man naturgemäß jeden Verdacht vermeiden wollte, wieder bei Ferrari spioniert zu haben, so dass einige im Vorjahr eingeschlagene Entwicklungsrichtungen freiwillig eingefroren wurden. Dies war möglicherweise Teil des Entschuldigungsdeals, der mit der FIA getroffen wurde, um die Untersuchungen zu stoppen. Ansonsten wären diese ja noch bis Februar weitergegangen.

"Wir haben diese Bereiche freiwillig aufgegeben", bestätigte Whitmarsh im Gespräch mit einigen Journalisten. "Wir wollten dieses Jahr keinerlei Unklarheiten und keine Fragen aufkommen lassen, ob irgendeines unserer Programme von den Ereignissen aus dem Vorjahr beeinflusst sein könnte. Aber wir sind natürlich glücklich, dass die Sache keinerlei Einfluss auf das diesjährige oder das letztjährige Auto hatte."

"Wir haben diese Bereiche freiwillig aufgegeben." Martin Whitmarsh

Ferner kündigte er an, dass es sich beim heute präsentierten Modell des MP4-23 natürlich nur um einen Prototypen handelt, der bis zum Saisonauftakt in Australien am 16. März noch weiterentwickelt werden soll. Das größte Facelifting wird die Aerodynamik erfahren, denn das Bodywork ist trotz aller optischen Unterschiede jener Bereich, der laut Teamauskunft noch am meisten an das Vorgängermodell angelehnt ist.