• 10.10.2006 11:40

  • von Fabian Hust

Motoren-Schongang für das Saisonfinale?

Angesichts der überlegenen Ausgangslage im Kampf um den WM-Titel überlegt Renault, für das Saisonfinale auf eine neue Motoren-Ausbaustufe zu verzichten

(Motorsport-Total.com) - Mit der Umstellung von den Zehnzylinder- auf die Achtzylinder-Motoren hatten die Motorenbauer in diesem Jahr weniger Probleme, als dies viele Experten prognostiziert hatten. Zuletzt traten im sich zuspitzenden Kampf um beide WM-Titel bei den WM-Protagonisten aber vermehrt Probleme mit den Triebwerken auf.

Titel-Bild zur News: Ferrari-V8-Motor

Einen weiteren Motorschaden kann sich Ferrari in Sao Paulo nicht leisten

So hatte Fernando Alonso beim Großen Preis von Italien einen kapitalen Motorschaden, der Schumacher in den Kampf um den Titel zurückbrachte. Bei der Untersuchung des Motors stellte Renault fest, dass es sich um ein Problem mit den Kolben gehandelt hatte und auch Teamkollege Giancarlo Fisichella nach ein paar weiteren Runden wohl mit einem Motorplatzer stehen geblieben wäre.#w1#

Motorprobleme bei Renault und Ferrari

Auch bei den Testfahrten vor und nach Monza hatte man große Probleme mit dem Achtzylinder, erst nachdem man die Metallmischung der Kolben modifiziert hatte, kehrte die altbekannte Zuverlässigkeit des Triebwerks zurück.

Auf der Suche nach zusätzlichen PS kämpfte auch Ferrari zuletzt mit Problemen. Nachdem man die Zuverlässigkeit nach Problemen zu Saisonbeginn in den Griff bekommen hatte, gab es in China einen Rückschlag, als man bei Felipe Massa den Motor als Vorsichtsmaßnahme wechseln musste.

War ein Kolben für den Motorplatzer verantwortlich?

Den Motor von Michael Schumacher wechselte man damals nicht, dieser versagte jedoch eine Woche später beim Großen Preis von Japan. Warum das Triebwerk kaputt gegangen ist, wird man vermutlich schon heute bei Ferrari in Maranello herausfinden, wo man den Motor in seine Einzelteile zerlegt und auf Spurensuche geht. Der Verdacht richtet sich im Moment auf die Kolben, die von einem deutschen Zulieferer stammen.

Bei Felipe Massa hatte man in Shanghai einen feinen Riss in einem Ventil entdeckt, doch damals war man sich sicher, dass es sich um einen Einzelfall handelt. Spekuliert wird auch darüber, ob man Schumacher im Kampf um die Führung in Suzuka ein wenig zusätzliche Drehzahl freigegeben hat, oder ob der Motor beim Boxenstopp, der just vor dem Ausfall stattfand, zu heiß wurde.

Verzichtet Renault auf eine neue Spezifikation?

Bei Renault überlegt man derzeit, ob man die ursprünglich für Sao Paulo vorgesehene neue Ausbaustufe E des RS26-Triebwerks nicht besser zuhause lassen soll. Schließlich benötigt man im Kampf um die Fahrermeisterschaft lediglich noch einen WM-Punkt, da wäre es dumm, würde man ausfallen, nur weil man zu viel Risiko eingegangen ist.

Zudem bringt die Einführung der neuesten Ausbaustufe auch nichts im Hinblick auf die Homologation des Motors, schließlich nimmt der Automobilweltverband FIA nur jene Triebwerke, die zwei Rennwochenenden absolviert haben.

Entscheidung fällt nach Silverstone-Test

Testfahrer Nelson Piquet Junior wird in dieser Woche bei den Testfahrten des Teams in Silverstone die Ausbaustufe ausprobieren: "Wir werden nach den Tests in dieser Woche schauen, was wir tun werden", so Chefingenieur Pat Symonds gegenüber 'autosport.com'. "Wir haben die neueste E-Spezifikation nun schon seit einer Weile im Test, aber wir haben auch eine andere D-Spezifikation, die wir verwenden könnten."

Nach Ansicht des Briten sei es ein Fehler, angesichts der aktuellen Situation zu konservativ zu agieren: "Natürlich kann man ein klein wenig konservativer sein, aber ich würde nicht sagen, dass man beträchtlich konservativer sein kann. Wir können ein wenig konservativer sein, aber nicht wesentlich konservativer."

Auch Ferrari testet Motor mit mehr Leistung

Auch Ferrari wird in dieser Woche bei den Testfahrten im spanischen Jerez übrigens eine "getunte" Variante des aktuellen Motors ausprobieren. Die Italiener müssen auf jeden Fall mit beiden Autos in Sao Paulo ins Ziel kommen, möchte man die Konstrukteursmeisterschaft gewinnen oder mit Schumacher den Titel einfahren, sollte Alonso keinen WM-Punkt einfahren können. Gut möglich also, dass man sich in Maranello gegen den Einsatz des verbesserten Triebwerks entscheiden wird.

"Der Motor sollte von der gleichen Spezifikation sein, die wir seit Monza verwenden, aber angepasst, da er nur einen einzigen Grand Prix laufen muss", so Ross Brawn, Technischer Direktor der Italiener gegenüber der 'Gazzetta dello Sport'. "Es könnte möglich sein, dass wir seine Leistung mehr ausschöpfen, aber wir müssen seine Zuverlässigkeit in Spanien austesten."