• 26.04.2006 17:54

  • von Adrian Meier

Moss prangert Mangel an Überholmanövern an

Stirling Moss empfindet die Tendenz, dass Rennen immer weniger durch Überholvorgänge, sondern über die Taktik entschieden werden, als bedenklich

(Motorsport-Total.com) - Beim Grand Prix von San Marino am vergangenen Wochenende jagte Fernando Alonso den späteren Sieger Michael Schumacher über viele Runden, und obwohl der Spanier phasenweise deutlich schneller unterwegs war, fand er keinen Weg am siebenfachen Weltmeister vorbei. Dieses Duell und allgemein die fehlenden Überholmanöver im Rennen von Imola machen laut Stirling Moss die Problematik der derzeitigen Regeln deutlich.

Titel-Bild zur News: Stirling Moss

Stirling Moss findet Grands Prix ohne Überholmanöver wenig aufregend

Obwohl ihm die Strecke grundsätzlich gut gefalle, habe man in Imola das gleiche Problem wie auf vielen anderen Kursen auch: "Wenn man einen kompetenten Fahrer in Front hat, der einen nicht passieren lassen will, dann gibt es keinen Weg vorbei, ohne ein übertriebenes Risiko einzugehen, egal was man macht", erklärte der frühere Formel-1-Pilot in seiner 'Crash.net'-Kolumne.#w1#

Sind Formel-1-Boliden zu komplex?

Schumacher sei zwar ein grandioses Rennen gefahren, dennoch habe Alonso aus den Problemen des Ferrari-Piloten keinen Profit schlagen können, prangerte der Brite weiter an. Dies habe jedoch nicht am Spanier gelegen: "Ich denke, Fernando hat alles getan, was man von ihm erwarten konnte. Man hätte Senna oder Fangio an seiner Stelle haben können, und ich glaube nicht, dass irgendjemand am Sonntag an Michael vorbeigekommen wäre."

"Es wird für jeden Grand Prix immer schwerer, aufregend zu sein." Stirling Moss

Zwar sei der Zweikampf sehr spannend gewesen, dennoch "war das Rennen mehr von Interesse als von Aufregung geprägt, da mehr die Taktik den Ausgang entschied als das eigentliche Rennen." Dafür sieht Moss vor allem einen Grund: "Es wird für jeden Grand Prix immer schwerer, aufregend zu sein, vor allem wegen der Komplexität der derzeitigen Autos. Das ist das größte Problem, dem man sich annehmen muss: Wenn man nur um die 80 Meter hat, um von 200 km/h herunterzubremsen, dann gibt einem das kaum Raum für Überholmanöver."

Moderne Strecken mit Vor- und Nachteilen

Doch Imola erschwere derartige Positionswechsel auf der Strecke - genauso wie viele andere Kurse auch - zusätzlich. Daher sei er hin und her gerissen, ob ihm moderne Streckenanlagen wie in Bahrain, die aufgrund ihrer großen Streckenbreite und oftmals großen asphaltierten Auslaufzonen teilweise durchaus mehr Möglichkeiten für Positionswechsel eröffnen, oder klassische enge Strecken wie Imola besser gefallen.

"Derzeit ist es modern, weitläufige Auslaufzonen zu haben, was ziemlich langweilig ist." Stirling Moss

"Ich persönlich favorisiere schwierige Kurven, schwierige Strecken", erklärte Moss. "Derzeit ist es modern, weitläufige Auslaufzonen zu haben, was ziemlich langweilig ist. Ich meine nicht, dass es langweilig ist, darauf zu fahren, aber wenn man diese riesigen Auslaufzonen hat, drängt das die Zuschauer, die die Rennen erst zu dem machen, was sie sind, immer weiter zurück", erläuterte der Brite seine Einschätzung der Kehrseite der neueren Grand-Prix-Anlagen. Beides - Überholmöglichkeiten und anspruchsvolle enge Kurse - unter einen Hut zu bringen, sei derzeit jedoch unmöglich, "bis wir eine clevere Lösung finden, um die Geschwindigkeiten der Autos zu reduzieren."