• 22.12.2007 10:02

  • von Fabian Hust

Mosley "verabscheut" Dennis' Einstellung zum Sport

FIA-Präsident Max Mosley über den Unterschied des Verhaltens von McLaren-Mercedes und Renault in den "Spionage-Affären"

(Motorsport-Total.com) - Max Mosley hatte in seiner Rolle als Präsident des Automobilweltverbandes FIA ein anstrengendes Jahr. Politisch ging es hinter den Kulissen der Formel 1 richtig zur Sache und so kümmerte er sich eigener Aussage zu Folge nur zu 10 Prozent seiner Zeit um Themen wie die Verbesserung der Sicherheit im Straßenverkehr - statt wie früher zu 40 Prozent.

Titel-Bild zur News: Max Mosley und Ron Dennis

Mosley: Dennis denkt an sein Team und nicht an den Sport

Die endlosen Diskussionen über ein neues Reglement für die "Königsklasse des Motorsports" waren im Vergleich zu den "Spionage-Affären" für den Briten ein echtes Zuckerschlecken.

Trotz der zahlreichen Negativ-Schlagzeilen bezeichnet Mosley die Saison im Interview mit dem 'Guardian' als eine "brillante Saison": "Sie war faszinierend und bis zu den letzten paar Runden sehr aufregend, so wie es sein sollte."#w1#

Dass beim Saisonfinale in Brasilien noch drei Fahrer um den WM-Titel fuhren, hat Mosley aber auch der Tatsache zu verdanken, dass er sich in der "Spionage-Affäre" um McLaren-Mercedes nicht mit der Forderung durchsetzen konnte, dass auch den Fahrern die WM-Punkte aberkannt werden: "Rechtlich denke ich immer noch, dass es das Richtige gewesen wäre".

Kein Wunder also, dass der 67-Jährige "erleichtert" darüber war, dass Kimi Räikkönen im Ferrari den beiden "Silberpfeil"-Piloten in Sao Paulo überraschend die Schau stehlen konnte und somit ein Titel "mit Fragezeichen" vermieden werden konnte. Er wisse nicht, wie groß dieses Fragezeichen geworden wäre: "Ich denke, dass wir sehr viel Glück hatten."

Dass der "Spionage-Skandal" der Formel 1 einen Schaden zugefügt hat, glaubt Mosley unterdessen nicht. Vielmehr habe er das Interesse am Sport bei vielen Außenstehenden erst geweckt: "Ich denke also nicht, dass es der Formel 1 schadet, solange die Sponsoren und so weiter das Gefühl haben, dass der Sport ehrlich betrieben und ehrlich reguliert wird."

Wenn jemand einen Image-Schaden hinnehmen muss, dann McLaren-Mercedes - schließlich habe sich nach der ersten Anhörung des McLaren-Mercedes-Teams durch das Auftauchen neuer Beweise in Form von SMS und E-Mails herausgestellt, dass sich nicht nur Mike Coughlan im Besitz der Ferrari-Informationen befand. "Wir haben herausgefunden, dass das, was sie uns sagten, nicht wahr war", so Mosley.

Teamchef Ron Dennis hätte damals Ferrari-Rennleiter Jean Todt anrufen und über den Vorfall informieren sollen. Später hätte man mit den Beweisen auf den Weltmotorsportrat zukommen sollen - dann wäre die Strafe milder ausgefallen.

So habe man keine andere Wahl gehabt, als die 100-Millionen-Dollar-Strafe zu verhängen und dem Team die Konstrukteurspunkte abzuerkennen: "Ansonsten hätte jeder das Vertrauen in unsere Fähigkeit, den Sport zu regulieren, verloren."

Dass Renault zwar schuldig gesprochen aber nicht bestraft wurde, begründet Mosley damit, dass die Franzosen "von Anfang an" alle Dokumente an die FIA übermittelt haben, "ganz im Gegenteil zu McLaren, wo es ein pures Dementi gab". Schlussendlich habe es nur vier Zeichnungen und keine weiteren Beweise gegeben.

Mosley beteuert, dass er Ron Dennis "ganz gern hat", aber er seine Einstellung zur Formel 1 "verabscheut", denn seinem Landsmann gehe es nicht um das Interesse des Sports, sondern darum, "dass McLaren in jedem Rennen Erster und Zweiter wird".

Wenig erfreut ist Mosley über Dennis' anhaltende Beteuerung, er habe von den Vorkommnissen im Team nichts mitbekommen: "Jedes Mal, wenn ich mit ihm spreche, versichert er mir immer noch, dass er nie lügen würde, dass er nie gelogen hat und dass er uns nie angelogen hat." Das würde "kein Richter oder Polizist einen Moment glauben", auch wenn es ihm selbst schwer falle, dies nicht zu tun, weil er Dennis seit 40 Jahren kennt.